Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

des Geheimnisses und über die Erfüllung des Gelübdes habe abgelegt werden müssen, darf ohne das mindeste Bedenken angenommen und behauptet werden und gerade desshalb wissen wir so wenig Bestimmtes und Näheres über die alten Mysterienanstalten. Die Hand in den Gräbern der Eingeweihten könnte daher auch bedeuten. dass der Verstorbene getreu seinem Gelübde und Eide gestorben sei, - dass die Hand bis zum Tode erfüllt habe, was sie gelobt und geschworen. Ganz die ähnliche symbolische Bedeutung hat die Hand auch bei den Maurern. So trägt eine vor Kurzem zu Halberstadt aufgefundene, wahrscheinlich auf die Beschwörung des Bundes der niedersässischen Bauhütten im Jahre 1546 bezügliche Denkmünze sehr bedeutungsvoll eine Rose (als Symbol des zu bewahrenden Geheimnisses) und eine zum Schwure ausgestreckte Hand, mit den Namen der vier gekrönten Märtyrer. 1)

In ihrer letzten und höchsten Bedeutung dürfen die zwei verschlungenen Hände der Maurer als die Hand der Gottheit und des Menschen aufgefasst werden, welche die Welt und die Menschheit schaffen, bilden und bauen. Die Maurer, die Menschen bauen mit der Gottheit und nach ihrem Plane in der Menschheit den grossen Tempel Gottes, den zerstörten salomischen Tempek, das himmlische Jerusalem. Die Gottheit reicht gleichsam ihre Hand aus dem Himmel, aus den Wolken den Menschen auf die Erde herab und der Mensch hebt gläubig und hoffend seine Hand zu dem Himmel empor, um die Gottheit zu erfassen, und indem die beiden Hände sich vereinigen und verschlingen, wird der Gottmensch, ist Gott in der Menschheit und diese in jenem. Aehnlich verehrten die Syrer nach Macrobius den Adad und die Adargatis, die Sonne und den Mond, jene dargestellt mit sich herabsenkenden und dieser mit hinaufsteigenden Strahlen, um anzudeuten, dass die Erde alles Leben und alle erzeugende Kraft von dem Himmel empfange.2)

Endlich mag hier von vielen maurerischen Denkmünzen und Siegeln mit den verschlungenen Händen nur eine

1) Fallou, die Mysterien der Freimaurer, S. 210.
2) Prichard, ägyptische Mythologie, S. 36.

des Geheimnisses und über die Erfüllung des Gelübdes habe abgelegt werden müssen, darf ohne das mindeste Bedenken angenommen und behauptet werden und gerade desshalb wissen wir so wenig Bestimmtes und Näheres über die alten Mysterienanstalten. Die Hand in den Gräbern der Eingeweihten könnte daher auch bedeuten. dass der Verstorbene getreu seinem Gelübde und Eide gestorben sei, – dass die Hand bis zum Tode erfüllt habe, was sie gelobt und geschworen. Ganz die ähnliche symbolische Bedeutung hat die Hand auch bei den Maurern. So trägt eine vor Kurzem zu Halberstadt aufgefundene, wahrscheinlich auf die Beschwörung des Bundes der niedersässischen Bauhütten im Jahre 1546 bezügliche Denkmünze sehr bedeutungsvoll eine Rose (als Symbol des zu bewahrenden Geheimnisses) und eine zum Schwure ausgestreckte Hand, mit den Namen der vier gekrönten Märtyrer. 1)

In ihrer letzten und höchsten Bedeutung dürfen die zwei verschlungenen Hände der Maurer als die Hand der Gottheit und des Menschen aufgefasst werden, welche die Welt und die Menschheit schaffen, bilden und bauen. Die Maurer, die Menschen bauen mit der Gottheit und nach ihrem Plane in der Menschheit den grossen Tempel Gottes, den zerstörten salomischen Tempek, das himmlische Jerusalem. Die Gottheit reicht gleichsam ihre Hand aus dem Himmel, aus den Wolken den Menschen auf die Erde herab und der Mensch hebt gläubig und hoffend seine Hand zu dem Himmel empor, um die Gottheit zu erfassen, und indem die beiden Hände sich vereinigen und verschlingen, wird der Gottmensch, ist Gott in der Menschheit und diese in jenem. Aehnlich verehrten die Syrer nach Macrobius den Adad und die Adargatis, die Sonne und den Mond, jene dargestellt mit sich herabsenkenden und dieser mit hinaufsteigenden Strahlen, um anzudeuten, dass die Erde alles Leben und alle erzeugende Kraft von dem Himmel empfange.2)

Endlich mag hier von vielen maurerischen Denkmünzen und Siegeln mit den verschlungenen Händen nur eine

1) Fallou, die Mysterien der Freimaurer, S. 210.
2) Prichard, ägyptische Mythologie, S. 36.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0131" n="115"/>
des Geheimnisses und über die Erfüllung des Gelübdes habe abgelegt werden müssen, darf
 ohne das mindeste Bedenken angenommen und behauptet werden und gerade desshalb wissen wir so wenig
 Bestimmtes und Näheres über die alten Mysterienanstalten. Die Hand in den Gräbern der Eingeweihten
 könnte daher auch bedeuten. dass der Verstorbene getreu seinem Gelübde und Eide gestorben sei, &#x2013;
 dass die Hand bis zum Tode erfüllt habe, was sie gelobt und geschworen. Ganz die ähnliche
 symbolische Bedeutung hat die Hand auch bei den Maurern. So trägt eine vor Kurzem zu Halberstadt
 aufgefundene, wahrscheinlich auf die Beschwörung des Bundes der niedersässischen Bauhütten im Jahre
 1546 bezügliche Denkmünze sehr bedeutungsvoll eine Rose (als Symbol des zu bewahrenden Geheimnisses)
 und eine zum Schwure ausgestreckte Hand, mit den Namen der vier gekrönten Märtyrer. <note place="foot" n="1)">Fallou, die Mysterien der Freimaurer, S. 210.</note>
 </p>
        <p> In ihrer letzten und höchsten Bedeutung dürfen die zwei verschlungenen Hände der Maurer als die
 Hand der Gottheit und des Menschen aufgefasst werden, welche die Welt und die Menschheit schaffen,
 bilden und bauen. Die Maurer, die Menschen bauen mit der Gottheit und nach ihrem Plane in der
 Menschheit den grossen Tempel Gottes, den zerstörten salomischen Tempek, das himmlische Jerusalem.
 Die Gottheit reicht gleichsam ihre Hand aus dem Himmel, aus den Wolken den Menschen auf die Erde
 herab und der Mensch hebt gläubig und hoffend seine Hand zu dem Himmel empor, um die Gottheit zu
 erfassen, und indem die beiden Hände sich vereinigen und verschlingen, wird der Gottmensch, ist Gott
 in der Menschheit und diese in jenem. Aehnlich verehrten die Syrer nach Macrobius den Adad und die
 Adargatis, die Sonne und den Mond, jene dargestellt mit sich herabsenkenden und dieser mit
 hinaufsteigenden Strahlen, um anzudeuten, dass die Erde alles Leben und alle erzeugende Kraft von
 dem Himmel empfange.<note place="foot" n="2)">Prichard, ägyptische Mythologie, S. 36.</note></p>
        <p> Endlich mag hier von vielen maurerischen Denkmünzen und Siegeln mit den verschlungenen Händen
 nur eine
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0131] des Geheimnisses und über die Erfüllung des Gelübdes habe abgelegt werden müssen, darf ohne das mindeste Bedenken angenommen und behauptet werden und gerade desshalb wissen wir so wenig Bestimmtes und Näheres über die alten Mysterienanstalten. Die Hand in den Gräbern der Eingeweihten könnte daher auch bedeuten. dass der Verstorbene getreu seinem Gelübde und Eide gestorben sei, – dass die Hand bis zum Tode erfüllt habe, was sie gelobt und geschworen. Ganz die ähnliche symbolische Bedeutung hat die Hand auch bei den Maurern. So trägt eine vor Kurzem zu Halberstadt aufgefundene, wahrscheinlich auf die Beschwörung des Bundes der niedersässischen Bauhütten im Jahre 1546 bezügliche Denkmünze sehr bedeutungsvoll eine Rose (als Symbol des zu bewahrenden Geheimnisses) und eine zum Schwure ausgestreckte Hand, mit den Namen der vier gekrönten Märtyrer. 1) In ihrer letzten und höchsten Bedeutung dürfen die zwei verschlungenen Hände der Maurer als die Hand der Gottheit und des Menschen aufgefasst werden, welche die Welt und die Menschheit schaffen, bilden und bauen. Die Maurer, die Menschen bauen mit der Gottheit und nach ihrem Plane in der Menschheit den grossen Tempel Gottes, den zerstörten salomischen Tempek, das himmlische Jerusalem. Die Gottheit reicht gleichsam ihre Hand aus dem Himmel, aus den Wolken den Menschen auf die Erde herab und der Mensch hebt gläubig und hoffend seine Hand zu dem Himmel empor, um die Gottheit zu erfassen, und indem die beiden Hände sich vereinigen und verschlingen, wird der Gottmensch, ist Gott in der Menschheit und diese in jenem. Aehnlich verehrten die Syrer nach Macrobius den Adad und die Adargatis, die Sonne und den Mond, jene dargestellt mit sich herabsenkenden und dieser mit hinaufsteigenden Strahlen, um anzudeuten, dass die Erde alles Leben und alle erzeugende Kraft von dem Himmel empfange. 2) Endlich mag hier von vielen maurerischen Denkmünzen und Siegeln mit den verschlungenen Händen nur eine 1) Fallou, die Mysterien der Freimaurer, S. 210. 2) Prichard, ägyptische Mythologie, S. 36.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/131
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/131>, abgerufen am 24.11.2024.