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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 7. Berlin, 1848.

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§. 309. Surrogate. II. Eid. Einleitung.
als unbedingt behandelt, und die zu beschwörende Handlung
in einen Modus verwandelt werden (o).



Der zugeschobene Eid, von welchem allein nunmehr die
Rede seyn wird, beruht auf dem Grundsatz, daß Jeder,
der in einem zweifelhaften, streitigen Rechtsverhältnisse zu
einem Anderen steht, die Feststellung desselben durch Eid
bewirken kann. Aus dem Eide entsteht dann stets formelle
Wahrheit, so wie aus dem gerichtlichen Geständniß (§ 303).
Unter gewissen Bedingungen kann daraus sogar die selbst-
ständige Entscheidung eines Streites hervorgehen, in welchem
Fall ein richterliches Urtheil entbehrlich wird, und der Eid
selbst als Surrogat des Urtheils erscheint.

Wäre dieser Grundsatz so gemeint, daß jede Partei
verlangen könnte, durch ihren eigenen Eid den Rechtsstreit
zu entscheiden, so wäre dieses Institut für die Rechtssicher-
heit höchst gefährlich; in vielen Fällen würde Alles von
dem Zufall abhangen, welcher von Beiden sich zuerst zum
Eide meldete. Es soll daher keine Partei befugt seyn, sich
selbst des Eides willkührlich zu bemächtigen (p). Jener
Grundsatz aber hat vielmehr die Bedeutung, daß Jeder
seinem Gegner den Eid zuschieben kann, und daß der so

(o) S. o. B. 3 S. 185 -- 190.
(p) L. 3 pr. de jurej. (12.2)
".. nam si reus juravit, ne-
mine ei jusjurandum deferente,
Praetor id jusjurandum non
tuebitur, sibi enim juravit;
alioquin facillimus quisque ad
jusjurandum decurrens, nemine
sibi deferente jusjurandum,
oneribus actionum se liberabit".

§. 309. Surrogate. II. Eid. Einleitung.
als unbedingt behandelt, und die zu beſchwörende Handlung
in einen Modus verwandelt werden (o).



Der zugeſchobene Eid, von welchem allein nunmehr die
Rede ſeyn wird, beruht auf dem Grundſatz, daß Jeder,
der in einem zweifelhaften, ſtreitigen Rechtsverhältniſſe zu
einem Anderen ſteht, die Feſtſtellung deſſelben durch Eid
bewirken kann. Aus dem Eide entſteht dann ſtets formelle
Wahrheit, ſo wie aus dem gerichtlichen Geſtändniß (§ 303).
Unter gewiſſen Bedingungen kann daraus ſogar die ſelbſt-
ſtändige Entſcheidung eines Streites hervorgehen, in welchem
Fall ein richterliches Urtheil entbehrlich wird, und der Eid
ſelbſt als Surrogat des Urtheils erſcheint.

Wäre dieſer Grundſatz ſo gemeint, daß jede Partei
verlangen könnte, durch ihren eigenen Eid den Rechtsſtreit
zu entſcheiden, ſo wäre dieſes Inſtitut für die Rechtsſicher-
heit höchſt gefährlich; in vielen Fällen würde Alles von
dem Zufall abhangen, welcher von Beiden ſich zuerſt zum
Eide meldete. Es ſoll daher keine Partei befugt ſeyn, ſich
ſelbſt des Eides willkührlich zu bemächtigen (p). Jener
Grundſatz aber hat vielmehr die Bedeutung, daß Jeder
ſeinem Gegner den Eid zuſchieben kann, und daß der ſo

(o) S. o. B. 3 S. 185 — 190.
(p) L. 3 pr. de jurej. (12.2)
„.. nam si reus juravit, ne-
mine ei jusjurandum deferente,
Praetor id jusjurandum non
tuebitur, sibi enim juravit;
alioquin facillimus quisque ad
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sibi deferente jusjurandum,
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[53/0075] §. 309. Surrogate. II. Eid. Einleitung. als unbedingt behandelt, und die zu beſchwörende Handlung in einen Modus verwandelt werden (o). Der zugeſchobene Eid, von welchem allein nunmehr die Rede ſeyn wird, beruht auf dem Grundſatz, daß Jeder, der in einem zweifelhaften, ſtreitigen Rechtsverhältniſſe zu einem Anderen ſteht, die Feſtſtellung deſſelben durch Eid bewirken kann. Aus dem Eide entſteht dann ſtets formelle Wahrheit, ſo wie aus dem gerichtlichen Geſtändniß (§ 303). Unter gewiſſen Bedingungen kann daraus ſogar die ſelbſt- ſtändige Entſcheidung eines Streites hervorgehen, in welchem Fall ein richterliches Urtheil entbehrlich wird, und der Eid ſelbſt als Surrogat des Urtheils erſcheint. Wäre dieſer Grundſatz ſo gemeint, daß jede Partei verlangen könnte, durch ihren eigenen Eid den Rechtsſtreit zu entſcheiden, ſo wäre dieſes Inſtitut für die Rechtsſicher- heit höchſt gefährlich; in vielen Fällen würde Alles von dem Zufall abhangen, welcher von Beiden ſich zuerſt zum Eide meldete. Es ſoll daher keine Partei befugt ſeyn, ſich ſelbſt des Eides willkührlich zu bemächtigen (p). Jener Grundſatz aber hat vielmehr die Bedeutung, daß Jeder ſeinem Gegner den Eid zuſchieben kann, und daß der ſo (o) S. o. B. 3 S. 185 — 190. (p) L. 3 pr. de jurej. (12.2) „.. nam si reus juravit, ne- mine ei jusjurandum deferente, Praetor id jusjurandum non tuebitur, sibi enim juravit; alioquin facillimus quisque ad jusjurandum decurrens, nemine sibi deferente jusjurandum, oneribus actionum se liberabit“.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 7. Berlin, 1848, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system07_1848/75>, abgerufen am 22.11.2024.