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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

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Die Condictionen. XXXVIII.
obligatione, ex qua certum petitur, sive ex certo
contractu petatur, sive ex incerto: licet enim nobis
ex omni contractu certum condicere
(a).

Die Hauptsache in dieser Erklärung der certi condictio
besteht offenbar darin, daß der Ausdruck ausschließend für
die Klagen auf baares Geld, nicht für die auf das Eigen-
thum anderer bestimmter Sachen, bezogen werden soll.
Eine Bestätigung dieser beschränkenden Erklärung liegt in
folgendem Umstand. Ohne Zweifel will hier Ulpian bemerklich
machen, daß der Gebrauch dieser Klage in vielen Fällen
zu gestatten sey, worin auch schon andere Klagen gelten,
weshalb man die Zulässigkeit jener Klage wohl bezweifeln
konnte. Es muß also oft für den Kläger vortheilhaft ge-
wesen seyn, diese Klage vorzugsweise vor anderen Con-
tractsklagen anzuwenden. Dieser Vortheil nun liegt für
die Condiction auf baares Geld am Tage, anstatt daß die
Condiction eines Sklaven, eines Pferdes u. s. w., da wo
sie mit einer b. f. actio concurrirte, nur nachtheiliger als
diese für den Kläger seyn konnte (Num. XXXV.), also
keine Veranlassung zu der Frage gab, ob man wohl auch
sie vor anderen Klagen zu erwählen befugt seyn möchte (b).


(a) Ausführlich ist die Stelle
schon oben, Num. XXIII., erklärt.
(b) Auf ähnliche Weise verhält
es sich mit der L. 28 § 4 de jure-
jur.
(Num. VI. c.), worin auch
nur die certi condictio in Con-
currenz mit manchen b. f. actiones
erwähnt wird, nämlich weil nur
deren Concurrenz praktisch erheb-
lich war. -- Noch anschaulicher
wird Dieses bey der mit der actio
L. Aquiliae
concurrirenden Con-
diction (L. 9 § 1 de R. C. 12. 1.).
Ulpian erwähnt diese Concurrenz
nur bey der certi condictio;
dennoch konnte sie eben so bey der
triticaria vorkommen, wenn z. B.
der von dem Gegner zerstörte
V. 40
Die Condictionen. XXXVIII.
obligatione, ex qua certum petitur, sive ex certo
contractu petatur, sive ex incerto: licet enim nobis
ex omni contractu certum condicere
(a).

Die Hauptſache in dieſer Erklärung der certi condictio
beſteht offenbar darin, daß der Ausdruck ausſchließend für
die Klagen auf baares Geld, nicht für die auf das Eigen-
thum anderer beſtimmter Sachen, bezogen werden ſoll.
Eine Beſtätigung dieſer beſchränkenden Erklärung liegt in
folgendem Umſtand. Ohne Zweifel will hier Ulpian bemerklich
machen, daß der Gebrauch dieſer Klage in vielen Fällen
zu geſtatten ſey, worin auch ſchon andere Klagen gelten,
weshalb man die Zuläſſigkeit jener Klage wohl bezweifeln
konnte. Es muß alſo oft für den Kläger vortheilhaft ge-
weſen ſeyn, dieſe Klage vorzugsweiſe vor anderen Con-
tractsklagen anzuwenden. Dieſer Vortheil nun liegt für
die Condiction auf baares Geld am Tage, anſtatt daß die
Condiction eines Sklaven, eines Pferdes u. ſ. w., da wo
ſie mit einer b. f. actio concurrirte, nur nachtheiliger als
dieſe für den Kläger ſeyn konnte (Num. XXXV.), alſo
keine Veranlaſſung zu der Frage gab, ob man wohl auch
ſie vor anderen Klagen zu erwählen befugt ſeyn möchte (b).


(a) Ausführlich iſt die Stelle
ſchon oben, Num. XXIII., erklärt.
(b) Auf ähnliche Weiſe verhält
es ſich mit der L. 28 § 4 de jure-
jur.
(Num. VI. c.), worin auch
nur die certi condictio in Con-
currenz mit manchen b. f. actiones
erwähnt wird, nämlich weil nur
deren Concurrenz praktiſch erheb-
lich war. — Noch anſchaulicher
wird Dieſes bey der mit der actio
L. Aquiliae
concurrirenden Con-
diction (L. 9 § 1 de R. C. 12. 1.).
Ulpian erwähnt dieſe Concurrenz
nur bey der certi condictio;
dennoch konnte ſie eben ſo bey der
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[625/0639] Die Condictionen. XXXVIII. obligatione, ex qua certum petitur, sive ex certo contractu petatur, sive ex incerto: licet enim nobis ex omni contractu certum condicere (a). Die Hauptſache in dieſer Erklärung der certi condictio beſteht offenbar darin, daß der Ausdruck ausſchließend für die Klagen auf baares Geld, nicht für die auf das Eigen- thum anderer beſtimmter Sachen, bezogen werden ſoll. Eine Beſtätigung dieſer beſchränkenden Erklärung liegt in folgendem Umſtand. Ohne Zweifel will hier Ulpian bemerklich machen, daß der Gebrauch dieſer Klage in vielen Fällen zu geſtatten ſey, worin auch ſchon andere Klagen gelten, weshalb man die Zuläſſigkeit jener Klage wohl bezweifeln konnte. Es muß alſo oft für den Kläger vortheilhaft ge- weſen ſeyn, dieſe Klage vorzugsweiſe vor anderen Con- tractsklagen anzuwenden. Dieſer Vortheil nun liegt für die Condiction auf baares Geld am Tage, anſtatt daß die Condiction eines Sklaven, eines Pferdes u. ſ. w., da wo ſie mit einer b. f. actio concurrirte, nur nachtheiliger als dieſe für den Kläger ſeyn konnte (Num. XXXV.), alſo keine Veranlaſſung zu der Frage gab, ob man wohl auch ſie vor anderen Klagen zu erwählen befugt ſeyn möchte (b). (a) Ausführlich iſt die Stelle ſchon oben, Num. XXIII., erklärt. (b) Auf ähnliche Weiſe verhält es ſich mit der L. 28 § 4 de jure- jur. (Num. VI. c.), worin auch nur die certi condictio in Con- currenz mit manchen b. f. actiones erwähnt wird, nämlich weil nur deren Concurrenz praktiſch erheb- lich war. — Noch anſchaulicher wird Dieſes bey der mit der actio L. Aquiliae concurrirenden Con- diction (L. 9 § 1 de R. C. 12. 1.). Ulpian erwähnt dieſe Concurrenz nur bey der certi condictio; dennoch konnte ſie eben ſo bey der triticaria vorkommen, wenn z. B. der von dem Gegner zerſtörte V. 40

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/639>, abgerufen am 17.05.2024.