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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

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Die Condictionen. XXXIII.
schlossen, wenn auch gleich nachher der Sklave an dem
Gift starb (e). Wegen des augenscheinlichen Dolus aber
bekam nun der Stipulator die doli actio, und durch diese
das volle Interesse (Beyl. XII. Num. VIII. a. b.). War
nun aber der Sklave vor der Mancipation gestorben,
also die Stipulation unerfüllt, so galt die Condiction auf
den Sklaven (f), und es ist doch kaum denkbar, daß er
nun eine geringere Entschädigung als in jenem Fall hätte
erhalten sollen. -- Wenn der versprochene Sklave durch
einen Dritten getödtet wird, so ist der dabey unschuldige
Promissor frey, aber es geht gegen den Dritten die doli
actio
auf volles Interesse (g), und auch hier muß man
fragen, warum wohl der Stipulator weniger bekommen
sollte, wenn die Tödtung durch den Schuldner selbst ver-
übt wurde. -- Wenn in einem solchen Fall der Bürge den
versprochenen Sklaven tödtete, so war die Hauptschuld ge-
tilgt, folglich auch die Schuld des Bürgen vernichtet, aber
gegen Diesen gieng nun die doli actio auf das volle In-
teresse (h), und auch dabey drängt sich wieder die so eben
aufgeworfene Frage auf.


(e) L. 7 § 3 de dolo (4. 3.).
(f) L. 91 pr. de V. O. (45. 1.).
(g) L. 18 § 5 de dolo (4. 3.).
(h) Wenigstens nach der Mey-
nung des Papinian in L. 19 de
dolo
(4. 3.). Die meisten freylich
nahmen an, die Stipulationsklage
selbst daure gegen den Bürgen
fort, jedoch nur als utilis actio,
mit Hülfe einer Restitution. Auf
diese Weise sind folgende scheinbar
widersprechende Stellen zu vereini-
gen. L. 88. 91 § 4 de V. O.
(45. 1.), L. 95 § 1 de solut.
(46. 3.). -- L. 32 § 5 de usuris
(22. 1.), L. 49 pr. de V. O. (45. 1.),
L. 38 § 4 de solut.
(46. 3.). Vgl.
Ribbentrop Correalobligationen
S. 32.

Die Condictionen. XXXIII.
ſchloſſen, wenn auch gleich nachher der Sklave an dem
Gift ſtarb (e). Wegen des augenſcheinlichen Dolus aber
bekam nun der Stipulator die doli actio, und durch dieſe
das volle Intereſſe (Beyl. XII. Num. VIII. a. b.). War
nun aber der Sklave vor der Mancipation geſtorben,
alſo die Stipulation unerfüllt, ſo galt die Condiction auf
den Sklaven (f), und es iſt doch kaum denkbar, daß er
nun eine geringere Entſchädigung als in jenem Fall hätte
erhalten ſollen. — Wenn der verſprochene Sklave durch
einen Dritten getödtet wird, ſo iſt der dabey unſchuldige
Promiſſor frey, aber es geht gegen den Dritten die doli
actio
auf volles Intereſſe (g), und auch hier muß man
fragen, warum wohl der Stipulator weniger bekommen
ſollte, wenn die Tödtung durch den Schuldner ſelbſt ver-
übt wurde. — Wenn in einem ſolchen Fall der Bürge den
verſprochenen Sklaven tödtete, ſo war die Hauptſchuld ge-
tilgt, folglich auch die Schuld des Bürgen vernichtet, aber
gegen Dieſen gieng nun die doli actio auf das volle In-
tereſſe (h), und auch dabey drängt ſich wieder die ſo eben
aufgeworfene Frage auf.


(e) L. 7 § 3 de dolo (4. 3.).
(f) L. 91 pr. de V. O. (45. 1.).
(g) L. 18 § 5 de dolo (4. 3.).
(h) Wenigſtens nach der Mey-
nung des Papinian in L. 19 de
dolo
(4. 3.). Die meiſten freylich
nahmen an, die Stipulationsklage
ſelbſt daure gegen den Bürgen
fort, jedoch nur als utilis actio,
mit Hülfe einer Reſtitution. Auf
dieſe Weiſe ſind folgende ſcheinbar
widerſprechende Stellen zu vereini-
gen. L. 88. 91 § 4 de V. O.
(45. 1.), L. 95 § 1 de solut.
(46. 3.). — L. 32 § 5 de usuris
(22. 1.), L. 49 pr. de V. O. (45. 1.),
L. 38 § 4 de solut.
(46. 3.). Vgl.
Ribbentrop Correalobligationen
S. 32.
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[615/0629] Die Condictionen. XXXIII. ſchloſſen, wenn auch gleich nachher der Sklave an dem Gift ſtarb (e). Wegen des augenſcheinlichen Dolus aber bekam nun der Stipulator die doli actio, und durch dieſe das volle Intereſſe (Beyl. XII. Num. VIII. a. b.). War nun aber der Sklave vor der Mancipation geſtorben, alſo die Stipulation unerfüllt, ſo galt die Condiction auf den Sklaven (f), und es iſt doch kaum denkbar, daß er nun eine geringere Entſchädigung als in jenem Fall hätte erhalten ſollen. — Wenn der verſprochene Sklave durch einen Dritten getödtet wird, ſo iſt der dabey unſchuldige Promiſſor frey, aber es geht gegen den Dritten die doli actio auf volles Intereſſe (g), und auch hier muß man fragen, warum wohl der Stipulator weniger bekommen ſollte, wenn die Tödtung durch den Schuldner ſelbſt ver- übt wurde. — Wenn in einem ſolchen Fall der Bürge den verſprochenen Sklaven tödtete, ſo war die Hauptſchuld ge- tilgt, folglich auch die Schuld des Bürgen vernichtet, aber gegen Dieſen gieng nun die doli actio auf das volle In- tereſſe (h), und auch dabey drängt ſich wieder die ſo eben aufgeworfene Frage auf. (e) L. 7 § 3 de dolo (4. 3.). (f) L. 91 pr. de V. O. (45. 1.). (g) L. 18 § 5 de dolo (4. 3.). (h) Wenigſtens nach der Mey- nung des Papinian in L. 19 de dolo (4. 3.). Die meiſten freylich nahmen an, die Stipulationsklage ſelbſt daure gegen den Bürgen fort, jedoch nur als utilis actio, mit Hülfe einer Reſtitution. Auf dieſe Weiſe ſind folgende ſcheinbar widerſprechende Stellen zu vereini- gen. L. 88. 91 § 4 de V. O. (45. 1.), L. 95 § 1 de solut. (46. 3.). — L. 32 § 5 de usuris (22. 1.), L. 49 pr. de V. O. (45. 1.), L. 38 § 4 de solut. (46. 3.). Vgl. Ribbentrop Correalobligationen S. 32.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 615. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/629>, abgerufen am 24.11.2024.