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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

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Die Condictionen. VI.

Dasselbe, nur in weniger bestimmten Ausdrücken, wird
in vielen ähnlichen Fällen anerkannt, wobey wir ohne
Zweifel die nähere Bestimmung aus der für das Deposi-
tum gegebenen Vorschrift ergänzen müssen. So heißt es,
auch das Commodat und das Pfand enthalte ein cre-
dere
(b), welches nichts Anderes sagen will, als es ent-
springe daraus gleichfalls eine Condiction; versteht sich,
wenn der Empfänger die so gegebene Sache zerstört hat,
denn sonst dauert die ursprüngliche Vindication fort, wo-
durch die Condiction ausgeschlossen wird.

Eben so soll eine Condiction entstehen können bey Ge-
legenheit eines Mandats, einer Societät und ähnlicher
Geschäfte, so wie auch einer Tutel (c); wobey immer wie-

Depositum erhält, dieser Beutel
aber aus Versehen erbrochen und
das Geld in die eigne Kasse ge-
worfen wird, so entsteht gewiß
eine condictio, und doch ist hier
kein dolus vorhanden. Es ist da-
her irrig, wenn Manche diese con-
dictio
stets für furtiva halten
wollen. -- Eben so ist in L. 33
cod.
nur von einer Vindication
die Rede, nicht von einer Con-
diction, weil die Sache noch vor-
handen ist. -- L. 24 § 2 de reb.
auct. jud.
(42. 5.) "aliud est
enim credere, aliud deponere;"

das heißt, das deponere ist zu-
nächst, und an sich selbst, kein
credere, folglich nicht Grund einer
Condiction; es kann aber dazu
werden, theils durch die in der an-
geführten Stelle enthaltenen beson-
deren Umstände der Übereinkunft,
theils in allen Fällen durch die
unredliche Handlung des Deposi-
tars. -- Dieselbe scharfe Entge-
gensetzung des credere und de-
ponere
findet sich auch in L. 4
de R. C.
(12. 1.).
(b) L. 1 de R. C. (12. 1.).
".. ideo sub hoc titulo Prae-
tor et de commodato, et de
pignore edixit." L. 4 § 1 eod.
"Res pignori data, pecunia so-
luta condici potest .."
nämlich
wenn die allgemeine Bedingung
der Condiction vorhanden ist, so
daß also die Stelle aus der be-
stimmteren über das Depositum
(Note a) ergänzt werden muß
(vgl. unten Num. XX. c).
(c) L. 28 § 4 de jurejur.
(12. 2.). ".. forte si actionem
Die Condictionen. VI.

Daſſelbe, nur in weniger beſtimmten Ausdrücken, wird
in vielen ähnlichen Fällen anerkannt, wobey wir ohne
Zweifel die nähere Beſtimmung aus der für das Depoſi-
tum gegebenen Vorſchrift ergänzen müſſen. So heißt es,
auch das Commodat und das Pfand enthalte ein cre-
dere
(b), welches nichts Anderes ſagen will, als es ent-
ſpringe daraus gleichfalls eine Condiction; verſteht ſich,
wenn der Empfänger die ſo gegebene Sache zerſtört hat,
denn ſonſt dauert die urſprüngliche Vindication fort, wo-
durch die Condiction ausgeſchloſſen wird.

Eben ſo ſoll eine Condiction entſtehen können bey Ge-
legenheit eines Mandats, einer Societät und ähnlicher
Geſchäfte, ſo wie auch einer Tutel (c); wobey immer wie-

Depoſitum erhält, dieſer Beutel
aber aus Verſehen erbrochen und
das Geld in die eigne Kaſſe ge-
worfen wird, ſo entſteht gewiß
eine condictio, und doch iſt hier
kein dolus vorhanden. Es iſt da-
her irrig, wenn Manche dieſe con-
dictio
ſtets für furtiva halten
wollen. — Eben ſo iſt in L. 33
cod.
nur von einer Vindication
die Rede, nicht von einer Con-
diction, weil die Sache noch vor-
handen iſt. — L. 24 § 2 de reb.
auct. jud.
(42. 5.) „aliud est
enim credere, aliud deponere;”

das heißt, das deponere iſt zu-
nächſt, und an ſich ſelbſt, kein
credere, folglich nicht Grund einer
Condiction; es kann aber dazu
werden, theils durch die in der an-
geführten Stelle enthaltenen beſon-
deren Umſtände der Übereinkunft,
theils in allen Fällen durch die
unredliche Handlung des Depoſi-
tars. — Dieſelbe ſcharfe Entge-
genſetzung des credere und de-
ponere
findet ſich auch in L. 4
de R. C.
(12. 1.).
(b) L. 1 de R. C. (12. 1.).
„.. ideo sub hoc titulo Prae-
tor et de commodato, et de
pignore edixit.” L. 4 § 1 eod.
„Res pignori data, pecunia so-
luta condici potest ..”
nämlich
wenn die allgemeine Bedingung
der Condiction vorhanden iſt, ſo
daß alſo die Stelle aus der be-
ſtimmteren über das Depoſitum
(Note a) ergänzt werden muß
(vgl. unten Num. XX. c).
(c) L. 28 § 4 de jurejur.
(12. 2.). „.. forte si actionem
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[519/0533] Die Condictionen. VI. Daſſelbe, nur in weniger beſtimmten Ausdrücken, wird in vielen ähnlichen Fällen anerkannt, wobey wir ohne Zweifel die nähere Beſtimmung aus der für das Depoſi- tum gegebenen Vorſchrift ergänzen müſſen. So heißt es, auch das Commodat und das Pfand enthalte ein cre- dere (b), welches nichts Anderes ſagen will, als es ent- ſpringe daraus gleichfalls eine Condiction; verſteht ſich, wenn der Empfänger die ſo gegebene Sache zerſtört hat, denn ſonſt dauert die urſprüngliche Vindication fort, wo- durch die Condiction ausgeſchloſſen wird. Eben ſo ſoll eine Condiction entſtehen können bey Ge- legenheit eines Mandats, einer Societät und ähnlicher Geſchäfte, ſo wie auch einer Tutel (c); wobey immer wie- (a) (b) L. 1 de R. C. (12. 1.). „.. ideo sub hoc titulo Prae- tor et de commodato, et de pignore edixit.” L. 4 § 1 eod. „Res pignori data, pecunia so- luta condici potest ..” nämlich wenn die allgemeine Bedingung der Condiction vorhanden iſt, ſo daß alſo die Stelle aus der be- ſtimmteren über das Depoſitum (Note a) ergänzt werden muß (vgl. unten Num. XX. c). (c) L. 28 § 4 de jurejur. (12. 2.). „.. forte si actionem (a) Depoſitum erhält, dieſer Beutel aber aus Verſehen erbrochen und das Geld in die eigne Kaſſe ge- worfen wird, ſo entſteht gewiß eine condictio, und doch iſt hier kein dolus vorhanden. Es iſt da- her irrig, wenn Manche dieſe con- dictio ſtets für furtiva halten wollen. — Eben ſo iſt in L. 33 cod. nur von einer Vindication die Rede, nicht von einer Con- diction, weil die Sache noch vor- handen iſt. — L. 24 § 2 de reb. auct. jud. (42. 5.) „aliud est enim credere, aliud deponere;” das heißt, das deponere iſt zu- nächſt, und an ſich ſelbſt, kein credere, folglich nicht Grund einer Condiction; es kann aber dazu werden, theils durch die in der an- geführten Stelle enthaltenen beſon- deren Umſtände der Übereinkunft, theils in allen Fällen durch die unredliche Handlung des Depoſi- tars. — Dieſelbe ſcharfe Entge- genſetzung des credere und de- ponere findet ſich auch in L. 4 de R. C. (12. 1.).

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/533>, abgerufen am 16.07.2024.