Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. IV. Verletzung. electione; solutione, non litiscontestatione; ut magiseos perceptio, quam intentio liberet(b). Der hier aufgestellte Grundsatz ist jedoch nur unter Erstlich war er durch die alte Prozeßconsumtion ver- (b) L. 4 de his qui effud. (9. 3.), L. 7 § 4 quod falso (27. 6.), L. 18 § 3 de pec. const. (13. 5.), L. 32 pr. de pecul. (15. 1.), L. 35 § 1 loc. (19. 2.). (c) In diesen Fällen also wurde, im directen Widerspruch mit den oben im Text (bey Note b) mit- getheilten Ausdrücken, gesagt: pe- titione unius, tota solvitur ob- ligatio; si ex altera earum egerit, utramque consumet ... cum altera earum in judicium deduceretur, altera consume- retur. L. 2 de duob. reis (45. 2.), L. 16 eod., L. 5 in f. de fide- juss. (46. 1.). -- Solche einzelne Spuren des früheren Rechtszu- standes haben sich in die Digesten freylich nur aus Unachtsamkeit der Compilatoren verirrt. (d) Z. B. indem der Bürge nicht
dieselbe Summe wie der Haupt- schuldner versprach, sondern in die- ser Formel verpflichtet wurde: quanto minus ab illo consequi potero, dare spondes? L. 116 de V. O. (45. 1.). Nun standen Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. IV. Verletzung. electione; solutione, non litiscontestatione; ut magiseos perceptio, quam intentio liberet(b). Der hier aufgeſtellte Grundſatz iſt jedoch nur unter Erſtlich war er durch die alte Prozeßconſumtion ver- (b) L. 4 de his qui effud. (9. 3.), L. 7 § 4 quod falso (27. 6.), L. 18 § 3 de pec. const. (13. 5.), L. 32 pr. de pecul. (15. 1.), L. 35 § 1 loc. (19. 2.). (c) In dieſen Fällen alſo wurde, im directen Widerſpruch mit den oben im Text (bey Note b) mit- getheilten Ausdrücken, geſagt: pe- titione unius, tota solvitur ob- ligatio; si ex altera earum egerit, utramque consumet … cum altera earum in judicium deduceretur, altera consume- retur. L. 2 de duob. reis (45. 2.), L. 16 eod., L. 5 in f. de fide- juss. (46. 1.). — Solche einzelne Spuren des früheren Rechtszu- ſtandes haben ſich in die Digeſten freylich nur aus Unachtſamkeit der Compilatoren verirrt. (d) Z. B. indem der Bürge nicht
dieſelbe Summe wie der Haupt- ſchuldner verſprach, ſondern in die- ſer Formel verpflichtet wurde: quanto minus ab illo consequi potero, dare spondes? L. 116 de V. O. (45. 1.). Nun ſtanden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0268" n="254"/> <fw place="top" type="header">Buch <hi rendition="#aq">II.</hi> Rechtsverhältniſſe. Kap. <hi rendition="#aq">IV.</hi> Verletzung.</fw><lb/> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">electione; solutione, non litiscontestatione; ut magis<lb/> eos perceptio, quam intentio liberet</hi><note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 4 <hi rendition="#i">de his qui effud.</hi><lb/> (9. 3.)<hi rendition="#i">, L.</hi> 7 § 4 <hi rendition="#i">quod falso</hi> (27.<lb/> 6.), <hi rendition="#i">L.</hi> 18 § 3 <hi rendition="#i">de pec. const.</hi><lb/> (13. 5.)<hi rendition="#i">, L.</hi> 32 <hi rendition="#i">pr. de pecul.</hi><lb/> (15. 1.)<hi rendition="#i">, L.</hi> 35 § 1 <hi rendition="#i">loc.</hi></hi> (19. 2.).</note>.</hi> </p><lb/> <p>Der hier aufgeſtellte Grundſatz iſt jedoch nur unter<lb/> folgenden Einſchränkungen als wahr anzunehmen.</p><lb/> <p>Erſtlich war er durch die alte Prozeßconſumtion ver-<lb/> drängt, da wo unter den Obligationen mehrerer Schuld-<lb/> ner wahre Identität vorhanden war, insbeſondere bey Cor-<lb/> realſchuldnern, wohin auch der Bürge neben dem Haupt-<lb/> ſchuldner gehörte (§ 232. <hi rendition="#aq">t.</hi>). War in einem ſolchen Fall<lb/> der eine verklagt, ſo wurde durch die Litisconteſtation<lb/> dieſe ganze Obligation conſumirt, ſo daß weder gegen den-<lb/> ſelben Schuldner die Klage wiederholt, noch gegen den<lb/> Mitſchuldner die concurrente Klage (die ja auch nur die-<lb/> ſelbe war) angeſtellt werden konnte, ſelbſt wenn der zuerſt<lb/> Verklagte inſolvent ſeyn mochte, wodurch alſo dieſes Ver-<lb/> hältniß für den Glaubiger ſehr gefährlich werden konnte <note place="foot" n="(c)">In dieſen Fällen alſo wurde,<lb/> im directen Widerſpruch mit den<lb/> oben im Text (bey Note <hi rendition="#aq">b</hi>) mit-<lb/> getheilten Ausdrücken, geſagt: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">pe-<lb/> titione</hi> unius, tota solvitur ob-<lb/> ligatio; si ex altera earum<lb/><hi rendition="#i">egerit,</hi> utramque consumet …<lb/> cum altera earum <hi rendition="#i">in judicium<lb/> deduceretur, altera consume-<lb/> retur. L.</hi> 2 <hi rendition="#i">de duob. reis</hi> (45. 2.)<hi rendition="#i">,<lb/> L.</hi> 16 <hi rendition="#i">eod., L.</hi> 5 <hi rendition="#i">in f. de fide-<lb/> juss.</hi></hi> (46. 1.). — Solche einzelne<lb/> Spuren des früheren Rechtszu-<lb/> ſtandes haben ſich in die Digeſten<lb/> freylich nur aus Unachtſamkeit der<lb/> Compilatoren verirrt.</note>.<lb/> Gegen dieſe aller Billigkeit widerſtrebende Härte ſuchte<lb/> man ſich oft durch beſondere Verträge zu ſchützen <note xml:id="seg2pn_47_1" next="#seg2pn_47_2" place="foot" n="(d)">Z. B. indem der Bürge nicht<lb/> dieſelbe Summe wie der Haupt-<lb/> ſchuldner verſprach, ſondern in die-<lb/> ſer Formel verpflichtet wurde:<lb/><hi rendition="#aq">quanto minus ab illo consequi<lb/> potero, dare spondes? <hi rendition="#i">L.</hi> 116<lb/><hi rendition="#i">de V. O.</hi></hi> (45. 1.). Nun ſtanden</note>; in<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [254/0268]
Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. IV. Verletzung.
electione; solutione, non litiscontestatione; ut magis
eos perceptio, quam intentio liberet (b).
Der hier aufgeſtellte Grundſatz iſt jedoch nur unter
folgenden Einſchränkungen als wahr anzunehmen.
Erſtlich war er durch die alte Prozeßconſumtion ver-
drängt, da wo unter den Obligationen mehrerer Schuld-
ner wahre Identität vorhanden war, insbeſondere bey Cor-
realſchuldnern, wohin auch der Bürge neben dem Haupt-
ſchuldner gehörte (§ 232. t.). War in einem ſolchen Fall
der eine verklagt, ſo wurde durch die Litisconteſtation
dieſe ganze Obligation conſumirt, ſo daß weder gegen den-
ſelben Schuldner die Klage wiederholt, noch gegen den
Mitſchuldner die concurrente Klage (die ja auch nur die-
ſelbe war) angeſtellt werden konnte, ſelbſt wenn der zuerſt
Verklagte inſolvent ſeyn mochte, wodurch alſo dieſes Ver-
hältniß für den Glaubiger ſehr gefährlich werden konnte (c).
Gegen dieſe aller Billigkeit widerſtrebende Härte ſuchte
man ſich oft durch beſondere Verträge zu ſchützen (d); in
(b) L. 4 de his qui effud.
(9. 3.), L. 7 § 4 quod falso (27.
6.), L. 18 § 3 de pec. const.
(13. 5.), L. 32 pr. de pecul.
(15. 1.), L. 35 § 1 loc. (19. 2.).
(c) In dieſen Fällen alſo wurde,
im directen Widerſpruch mit den
oben im Text (bey Note b) mit-
getheilten Ausdrücken, geſagt: pe-
titione unius, tota solvitur ob-
ligatio; si ex altera earum
egerit, utramque consumet …
cum altera earum in judicium
deduceretur, altera consume-
retur. L. 2 de duob. reis (45. 2.),
L. 16 eod., L. 5 in f. de fide-
juss. (46. 1.). — Solche einzelne
Spuren des früheren Rechtszu-
ſtandes haben ſich in die Digeſten
freylich nur aus Unachtſamkeit der
Compilatoren verirrt.
(d) Z. B. indem der Bürge nicht
dieſelbe Summe wie der Haupt-
ſchuldner verſprach, ſondern in die-
ſer Formel verpflichtet wurde:
quanto minus ab illo consequi
potero, dare spondes? L. 116
de V. O. (45. 1.). Nun ſtanden
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