Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.§. 217. In jus, in factum conceptae formulae. (Fortsetzung.) entschiedene Ausnahme behauptet werden. Aus den Con-tracten, die von den Neueren Innominatcontracte genannt zu werden pflegen, entspringen unstreitig Civilklagen, und diese führen, mit ganz willkührlicher Abwechslung, die ihnen allen gemeinschaftlichen Namen: actio praescri- ptis verbis, und in factum civilis (k). Die Einrichtung dieser Klagen aber war folgende. Zuerst kam eine De- monstratio, die nicht so, wie bey anderen Klagen, den Hergang blos kurz andeutete (l), sondern ganz ausführlich, mit allen Umständen, erzählte, und eben dadurch das Klag- recht begründete (m). Da dieses eine wahre Demonstratio war, also vor der Intentio stand, so erklärt sich daraus der Name praescriptis verbis, der hier, wie bey den prae- scriptiones, nur zu dieser Stellung in der Formel passen (k) In factum civilis. L. 1 § 1. 2 L. 5 § 2 de praescr. verb. (19. 5.). -- Ist identisch mit prae- scriptis verbis. L. 1 § 2 L. 2 pr. L. 13 § 1 L. 22 pr. L. 24 eod. (l) Diese Gestalt der bey an- deren Klagen vorkommenden De- monstratio erhellt aus Gajus IV. § 36. 47. 136. 137. (m) L. 6 C. de transact. (2. 4) ".. Aut enim stipulatio conventioni subdita est, et ex stipulatu actio compctit: aut, si omissa verborum obligatio est, utilis actio, quae prae- scriptis verbis rem gestam de- monstrat, danda est." Demon- strat ist die unmittelbare Bezeich- nung der Demonstratio, das We- sentliche aber liegt in dem rem gestam, das heißt der Erzählung aller einzelnen Thatsachen, so wie sie vorgefallen sind. -- Großen Anstoß hat hier von jeher der Ausdruck utilis actio erregt, den man etwas gewaltsam in civilis hat emendiren wollen. Die natür- lichste Erklärung ist wohl die. Man nahm früher an, daß der Innominatcontract in der (eben hier vorausgesezten) Form facio ut des keine Civilklage hervor- bringe (L. 5 § 3 de praescr. verb. 19. 5.). Indem nun hier dennoch eine solche Klage zugelas- sen wird, war diese eine utilis actio im Vergleich mit der früher beschränkteren Anwendung der Kla- ge. Elvers neue Themis B. 1 S. 366. V. 7
§. 217. In jus, in factum conceptae formulae. (Fortſetzung.) entſchiedene Ausnahme behauptet werden. Aus den Con-tracten, die von den Neueren Innominatcontracte genannt zu werden pflegen, entſpringen unſtreitig Civilklagen, und dieſe führen, mit ganz willkührlicher Abwechslung, die ihnen allen gemeinſchaftlichen Namen: actio praescri- ptis verbis, und in factum civilis (k). Die Einrichtung dieſer Klagen aber war folgende. Zuerſt kam eine De- monstratio, die nicht ſo, wie bey anderen Klagen, den Hergang blos kurz andeutete (l), ſondern ganz ausführlich, mit allen Umſtänden, erzählte, und eben dadurch das Klag- recht begründete (m). Da dieſes eine wahre Demonstratio war, alſo vor der Intentio ſtand, ſo erklärt ſich daraus der Name praescriptis verbis, der hier, wie bey den prae- scriptiones, nur zu dieſer Stellung in der Formel paſſen (k) In factum civilis. L. 1 § 1. 2 L. 5 § 2 de praescr. verb. (19. 5.). — Iſt identiſch mit prae- scriptis verbis. L. 1 § 2 L. 2 pr. L. 13 § 1 L. 22 pr. L. 24 eod. (l) Dieſe Geſtalt der bey an- deren Klagen vorkommenden De- monstratio erhellt aus Gajus IV. § 36. 47. 136. 137. (m) L. 6 C. de transact. (2. 4) „.. Aut enim stipulatio conventioni subdita est, et ex stipulatu actio compctit: aut, si omissa verborum obligatio est, utilis actio, quae prae- scriptis verbis rem gestam de- monstrat, danda est.” Demon- strat iſt die unmittelbare Bezeich- nung der Demonstratio, das We- ſentliche aber liegt in dem rem gestam, das heißt der Erzählung aller einzelnen Thatſachen, ſo wie ſie vorgefallen ſind. — Großen Anſtoß hat hier von jeher der Ausdruck utilis actio erregt, den man etwas gewaltſam in civilis hat emendiren wollen. Die natür- lichſte Erklärung iſt wohl die. Man nahm früher an, daß der Innominatcontract in der (eben hier vorausgeſezten) Form facio ut des keine Civilklage hervor- bringe (L. 5 § 3 de praescr. verb. 19. 5.). Indem nun hier dennoch eine ſolche Klage zugelaſ- ſen wird, war dieſe eine utilis actio im Vergleich mit der früher beſchränkteren Anwendung der Kla- ge. Elvers neue Themis B. 1 S. 366. V. 7
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§. 217. In jus, in factum conceptae formulae. (Fortſetzung.)
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tracten, die von den Neueren Innominatcontracte genannt
zu werden pflegen, entſpringen unſtreitig Civilklagen, und
dieſe führen, mit ganz willkührlicher Abwechslung, die
ihnen allen gemeinſchaftlichen Namen: actio praescri-
ptis verbis, und in factum civilis (k). Die Einrichtung
dieſer Klagen aber war folgende. Zuerſt kam eine De-
monstratio, die nicht ſo, wie bey anderen Klagen, den
Hergang blos kurz andeutete (l), ſondern ganz ausführlich,
mit allen Umſtänden, erzählte, und eben dadurch das Klag-
recht begründete (m). Da dieſes eine wahre Demonstratio
war, alſo vor der Intentio ſtand, ſo erklärt ſich daraus
der Name praescriptis verbis, der hier, wie bey den prae-
scriptiones, nur zu dieſer Stellung in der Formel paſſen
(k) In factum civilis. L. 1
§ 1. 2 L. 5 § 2 de praescr. verb.
(19. 5.). — Iſt identiſch mit prae-
scriptis verbis. L. 1 § 2 L. 2 pr.
L. 13 § 1 L. 22 pr. L. 24 eod.
(l) Dieſe Geſtalt der bey an-
deren Klagen vorkommenden De-
monstratio erhellt aus Gajus IV.
§ 36. 47. 136. 137.
(m) L. 6 C. de transact.
(2. 4) „.. Aut enim stipulatio
conventioni subdita est, et ex
stipulatu actio compctit: aut,
si omissa verborum obligatio
est, utilis actio, quae prae-
scriptis verbis rem gestam de-
monstrat, danda est.” Demon-
strat iſt die unmittelbare Bezeich-
nung der Demonstratio, das We-
ſentliche aber liegt in dem rem
gestam, das heißt der Erzählung
aller einzelnen Thatſachen, ſo wie
ſie vorgefallen ſind. — Großen
Anſtoß hat hier von jeher der
Ausdruck utilis actio erregt, den
man etwas gewaltſam in civilis
hat emendiren wollen. Die natür-
lichſte Erklärung iſt wohl die.
Man nahm früher an, daß der
Innominatcontract in der (eben
hier vorausgeſezten) Form facio
ut des keine Civilklage hervor-
bringe (L. 5 § 3 de praescr.
verb. 19. 5.). Indem nun hier
dennoch eine ſolche Klage zugelaſ-
ſen wird, war dieſe eine utilis
actio im Vergleich mit der früher
beſchränkteren Anwendung der Kla-
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Zitationshilfe: | Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/111>, abgerufen am 27.07.2024. |