Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.

Bild:
<< vorherige Seite

§. 150. Schenkung. Begriff. 3. Bereicherung. (Fortsetzung.)
darin beerdige, oder sonst es dem Verkehr entziehe. Diese
Schenkung ist gültig, und um jede Umgehung des Schen-
kungsverbots zu verhüten, wird nur dabey bestimmt, daß
der Übergang des Eigenthums so lange suspendirt bleibe,
bis die Verwendung Statt gefunden hat (c). -- Eben da-
hin gehörte die Veräußerung eines Sklaven zu dem Zweck,
daß der Empfänger ihn manumittire. Dieses war im
Allgemeinen nicht als Schenkung zu betrachten, und konnte
nur dadurch theilweise Schenkung werden, daß gerade der
Dienst des Sklaven, vom Erwerb an bis zur Freylassung,
besonders berücksichtigt war (d). Unter Ehegatten war
diese Handlung schlechthin gültig (e); das Eigenthum sollte
erst übergehen im Augenblick der Manumission (f), und
der Gebrauch, den ein Ehegatte von den Sklaven des an-
dern machte, galt überhaupt nicht als Schenkung (§ 152).
Allerdings erwarb der Empfänger das wichtige Patro-
natsrecht; allein dieses hatte keinen Geldwerth, kam auch

(c) L. 5 § 8 -- 12 de don. int.
vir.
(21. 1.). Selbst wenn die
beschenkte Frau außerdem mit eig-
nem Geld zu diesem Zweck ein
Grundstück gekauft hätte, das sie
nun erspart, gilt dennoch das Ge-
schäft nicht als Schenkung, obgleich
sonst bey einem Wohnhause das
ersparte Miethgeld eine Schen-
kung begründet. Wegen dieses
scheinbaren Widerspruchs vergl.
§ 151. g.
(d) L. 18 § 1. 2 de don. (39.
5.). Vgl. Meverfeld I. 413.
(e) Ulpian. VII. § 1, Paulus
II.
23 § 2, L. 109 pr. de leg. 1
(30. un.), L. 22 C. de don. int.
vir.
(5. 16.). -- Paulus ist hier,
wie in manchen anderen Fällen,
ohne Noth schwankend in der An-
gabe des Grundes: ".. donatio
favore libertatis recepta est,
vel certe quod nemo ex hac
fiat locupletior."
Offenbar ist
der letzte Grund durchgreifend,
dieser schließt aber den ersten
ganz aus.
(f) L. 7 § 8. 9, L. 8, L. 9
pr. de don. int. vir. (24. 1.).

§. 150. Schenkung. Begriff. 3. Bereicherung. (Fortſetzung.)
darin beerdige, oder ſonſt es dem Verkehr entziehe. Dieſe
Schenkung iſt gültig, und um jede Umgehung des Schen-
kungsverbots zu verhüten, wird nur dabey beſtimmt, daß
der Übergang des Eigenthums ſo lange ſuspendirt bleibe,
bis die Verwendung Statt gefunden hat (c). — Eben da-
hin gehörte die Veräußerung eines Sklaven zu dem Zweck,
daß der Empfänger ihn manumittire. Dieſes war im
Allgemeinen nicht als Schenkung zu betrachten, und konnte
nur dadurch theilweiſe Schenkung werden, daß gerade der
Dienſt des Sklaven, vom Erwerb an bis zur Freylaſſung,
beſonders berückſichtigt war (d). Unter Ehegatten war
dieſe Handlung ſchlechthin gültig (e); das Eigenthum ſollte
erſt übergehen im Augenblick der Manumiſſion (f), und
der Gebrauch, den ein Ehegatte von den Sklaven des an-
dern machte, galt überhaupt nicht als Schenkung (§ 152).
Allerdings erwarb der Empfänger das wichtige Patro-
natsrecht; allein dieſes hatte keinen Geldwerth, kam auch

(c) L. 5 § 8 — 12 de don. int.
vir.
(21. 1.). Selbſt wenn die
beſchenkte Frau außerdem mit eig-
nem Geld zu dieſem Zweck ein
Grundſtück gekauft hätte, das ſie
nun erſpart, gilt dennoch das Ge-
ſchäft nicht als Schenkung, obgleich
ſonſt bey einem Wohnhauſe das
erſparte Miethgeld eine Schen-
kung begründet. Wegen dieſes
ſcheinbaren Widerſpruchs vergl.
§ 151. g.
(d) L. 18 § 1. 2 de don. (39.
5.). Vgl. Meverfeld I. 413.
(e) Ulpian. VII. § 1, Paulus
II.
23 § 2, L. 109 pr. de leg. 1
(30. un.), L. 22 C. de don. int.
vir.
(5. 16.). — Paulus iſt hier,
wie in manchen anderen Fällen,
ohne Noth ſchwankend in der An-
gabe des Grundes: „.. donatio
favore libertatis recepta est,
vel certe quod nemo ex hac
fiat locupletior.”
Offenbar iſt
der letzte Grund durchgreifend,
dieſer ſchließt aber den erſten
ganz aus.
(f) L. 7 § 8. 9, L. 8, L. 9
pr. de don. int. vir. (24. 1.).
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0075" n="61"/><fw place="top" type="header">§. 150. Schenkung. Begriff. 3. Bereicherung. (Fort&#x017F;etzung.)</fw><lb/>
darin beerdige, oder &#x017F;on&#x017F;t es dem Verkehr entziehe. Die&#x017F;e<lb/>
Schenkung i&#x017F;t gültig, und um jede Umgehung des Schen-<lb/>
kungsverbots zu verhüten, wird nur dabey be&#x017F;timmt, daß<lb/>
der Übergang des Eigenthums &#x017F;o lange &#x017F;uspendirt bleibe,<lb/>
bis die Verwendung Statt gefunden hat <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">L.</hi></hi> 5 § 8 &#x2014; 12 <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">de don. int.<lb/>
vir.</hi></hi> (21. 1.). Selb&#x017F;t wenn die<lb/>
be&#x017F;chenkte Frau außerdem mit eig-<lb/>
nem Geld zu die&#x017F;em Zweck ein<lb/>
Grund&#x017F;tück gekauft hätte, das &#x017F;ie<lb/>
nun er&#x017F;part, gilt dennoch das Ge-<lb/>
&#x017F;chäft nicht als Schenkung, obgleich<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t bey einem Wohnhau&#x017F;e das<lb/>
er&#x017F;parte Miethgeld eine Schen-<lb/>
kung begründet. Wegen die&#x017F;es<lb/>
&#x017F;cheinbaren Wider&#x017F;pruchs vergl.<lb/>
§ 151. <hi rendition="#aq">g.</hi></note>. &#x2014; Eben da-<lb/>
hin gehörte die Veräußerung eines Sklaven zu dem Zweck,<lb/>
daß der Empfänger ihn manumittire. Die&#x017F;es war im<lb/>
Allgemeinen nicht als Schenkung zu betrachten, und konnte<lb/>
nur dadurch theilwei&#x017F;e Schenkung werden, daß gerade der<lb/>
Dien&#x017F;t des Sklaven, vom Erwerb an bis zur Freyla&#x017F;&#x017F;ung,<lb/>
be&#x017F;onders berück&#x017F;ichtigt war <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">L.</hi></hi> 18 § 1. 2 <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">de don.</hi></hi> (39.<lb/>
5.). Vgl. <hi rendition="#g">Meverfeld</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi> 413.</note>. Unter Ehegatten war<lb/>
die&#x017F;e Handlung &#x017F;chlechthin gültig <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Ulpian</hi>. VII.</hi> § 1, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Paulus</hi><lb/>
II.</hi> 23 § 2, <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">L.</hi></hi> 109 <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">pr. de leg.</hi></hi> 1<lb/>
(30. <hi rendition="#aq">un.), <hi rendition="#i">L.</hi></hi> 22 <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">C. de don. int.<lb/>
vir.</hi></hi> (5. 16.). &#x2014; Paulus i&#x017F;t hier,<lb/>
wie in manchen anderen Fällen,<lb/>
ohne Noth &#x017F;chwankend in der An-<lb/>
gabe des Grundes: <hi rendition="#aq">&#x201E;.. donatio<lb/>
favore libertatis recepta est,<lb/>
vel certe quod nemo ex hac<lb/>
fiat locupletior.&#x201D;</hi> Offenbar i&#x017F;t<lb/>
der letzte Grund durchgreifend,<lb/>
die&#x017F;er &#x017F;chließt aber den er&#x017F;ten<lb/>
ganz aus.</note>; das Eigenthum &#x017F;ollte<lb/>
er&#x017F;t übergehen im Augenblick der Manumi&#x017F;&#x017F;ion <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">L.</hi></hi> 7 § 8. 9, <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">L.</hi></hi> 8, <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">L.</hi></hi> 9<lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">pr. de don. int. vir.</hi></hi> (24. 1.).</note>, und<lb/>
der Gebrauch, den ein Ehegatte von den Sklaven des an-<lb/>
dern machte, galt überhaupt nicht als Schenkung (§ 152).<lb/>
Allerdings erwarb der Empfänger das wichtige Patro-<lb/>
natsrecht; allein die&#x017F;es hatte keinen Geldwerth, kam auch<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0075] §. 150. Schenkung. Begriff. 3. Bereicherung. (Fortſetzung.) darin beerdige, oder ſonſt es dem Verkehr entziehe. Dieſe Schenkung iſt gültig, und um jede Umgehung des Schen- kungsverbots zu verhüten, wird nur dabey beſtimmt, daß der Übergang des Eigenthums ſo lange ſuspendirt bleibe, bis die Verwendung Statt gefunden hat (c). — Eben da- hin gehörte die Veräußerung eines Sklaven zu dem Zweck, daß der Empfänger ihn manumittire. Dieſes war im Allgemeinen nicht als Schenkung zu betrachten, und konnte nur dadurch theilweiſe Schenkung werden, daß gerade der Dienſt des Sklaven, vom Erwerb an bis zur Freylaſſung, beſonders berückſichtigt war (d). Unter Ehegatten war dieſe Handlung ſchlechthin gültig (e); das Eigenthum ſollte erſt übergehen im Augenblick der Manumiſſion (f), und der Gebrauch, den ein Ehegatte von den Sklaven des an- dern machte, galt überhaupt nicht als Schenkung (§ 152). Allerdings erwarb der Empfänger das wichtige Patro- natsrecht; allein dieſes hatte keinen Geldwerth, kam auch (c) L. 5 § 8 — 12 de don. int. vir. (21. 1.). Selbſt wenn die beſchenkte Frau außerdem mit eig- nem Geld zu dieſem Zweck ein Grundſtück gekauft hätte, das ſie nun erſpart, gilt dennoch das Ge- ſchäft nicht als Schenkung, obgleich ſonſt bey einem Wohnhauſe das erſparte Miethgeld eine Schen- kung begründet. Wegen dieſes ſcheinbaren Widerſpruchs vergl. § 151. g. (d) L. 18 § 1. 2 de don. (39. 5.). Vgl. Meverfeld I. 413. (e) Ulpian. VII. § 1, Paulus II. 23 § 2, L. 109 pr. de leg. 1 (30. un.), L. 22 C. de don. int. vir. (5. 16.). — Paulus iſt hier, wie in manchen anderen Fällen, ohne Noth ſchwankend in der An- gabe des Grundes: „.. donatio favore libertatis recepta est, vel certe quod nemo ex hac fiat locupletior.” Offenbar iſt der letzte Grund durchgreifend, dieſer ſchließt aber den erſten ganz aus. (f) L. 7 § 8. 9, L. 8, L. 9 pr. de don. int. vir. (24. 1.).

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/75
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/75>, abgerufen am 23.11.2024.