Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.

Bild:
<< vorherige Seite

§. 153. Schenkung. Begriff. 4. Absicht. Remuneratorische.
baar gezahlt, wodurch er eine actio mandati gegen den
Hauptschuldner auf die Summe der Schuld erwirbt.
Welche von beiden möglichen Absichten soll man nun an-
nehmen, wenn sich der Glaubiger nicht näher darüber aus-
gesprochen hat? Ulpian sagt (f), wenn der Glaubiger
dem Bürgen Etwas zu vergelten habe (si fidejussorem
remunerari voluit creditor)
, so sey die letzte Absicht an-
zunehmen; die erste dagegen, wenn der Erlaß auf einem
selbstständigen Entschluß beruhe, nicht auf einer Wieder-
vergeltung (non remunerandi causa, sed principaliter do-
nando)
. Offenbar will er sagen, es komme darauf an,
welchen von Beiden der Glaubiger habe begünstigen wol-
len, und zur Beantwortung dieser Frage giebt er beyspiels-
weise das Merkmal der Remuneration an; jedoch so we-
nig in der Absicht, diesem Merkmal eine ausschließende
Kraft beyzulegen, daß er selbst vielmehr noch einige an-
dere, sogar noch entscheidendere, hinzufügt. Davon aber
sagt er kein Wort, daß im Fall der Remuneration das
Geschäft keine wahre Schenkung sey. Vielmehr ist es

(f) L. 10 § 13 L. 12 mandati
(17. 1.). "Si fidejussori dona-
tionis causa acceptum factum
sit a creditore, puto si fide-
jussorem remunerari voluit cre-
ditor, habere eum mandati ac-
tionem. Multo magis, si mortis
causa accepto tulisset creditor,
vel si eam liberationem legavit.
-- Si vero non remunerandi cau-
sa, sed principaliter donando,
fidejussori remisit actionem,
mandati eum non acturum."
--
Wenn hier der Erlaß an den
Bürgen allgemein, und auch in
dem letzten Fall als donatio be-
zeichnet wird, so wird dieser Aus-
druck in dem schon oft erwähn-
ten uneigentlichen Sinn gebraucht,
da es keine eigentliche, wahre do-
natio
ist (§ 158).

§. 153. Schenkung. Begriff. 4. Abſicht. Remuneratoriſche.
baar gezahlt, wodurch er eine actio mandati gegen den
Hauptſchuldner auf die Summe der Schuld erwirbt.
Welche von beiden möglichen Abſichten ſoll man nun an-
nehmen, wenn ſich der Glaubiger nicht näher darüber aus-
geſprochen hat? Ulpian ſagt (f), wenn der Glaubiger
dem Bürgen Etwas zu vergelten habe (si fidejussorem
remunerari voluit creditor)
, ſo ſey die letzte Abſicht an-
zunehmen; die erſte dagegen, wenn der Erlaß auf einem
ſelbſtſtändigen Entſchluß beruhe, nicht auf einer Wieder-
vergeltung (non remunerandi causa, sed principaliter do-
nando)
. Offenbar will er ſagen, es komme darauf an,
welchen von Beiden der Glaubiger habe begünſtigen wol-
len, und zur Beantwortung dieſer Frage giebt er beyſpiels-
weiſe das Merkmal der Remuneration an; jedoch ſo we-
nig in der Abſicht, dieſem Merkmal eine ausſchließende
Kraft beyzulegen, daß er ſelbſt vielmehr noch einige an-
dere, ſogar noch entſcheidendere, hinzufügt. Davon aber
ſagt er kein Wort, daß im Fall der Remuneration das
Geſchäft keine wahre Schenkung ſey. Vielmehr iſt es

(f) L. 10 § 13 L. 12 mandati
(17. 1.). „Si fidejussori dona-
tionis causa acceptum factum
sit a creditore, puto si fide-
jussorem remunerari voluit cre-
ditor, habere eum mandati ac-
tionem. Multo magis, si mortis
causa accepto tulisset creditor,
vel si eam liberationem legavit.
— Si vero non remunerandi cau-
sa, sed principaliter donando,
fidejussori remisit actionem,
mandati eum non acturum.”

Wenn hier der Erlaß an den
Bürgen allgemein, und auch in
dem letzten Fall als donatio be-
zeichnet wird, ſo wird dieſer Aus-
druck in dem ſchon oft erwähn-
ten uneigentlichen Sinn gebraucht,
da es keine eigentliche, wahre do-
natio
iſt (§ 158).
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0105" n="91"/><fw place="top" type="header">§. 153. Schenkung. Begriff. 4. Ab&#x017F;icht. Remuneratori&#x017F;che.</fw><lb/>
baar gezahlt, wodurch er eine <hi rendition="#aq">actio mandati</hi> gegen den<lb/>
Haupt&#x017F;chuldner auf die Summe der Schuld erwirbt.<lb/>
Welche von beiden möglichen Ab&#x017F;ichten &#x017F;oll man nun an-<lb/>
nehmen, wenn &#x017F;ich der Glaubiger nicht näher darüber aus-<lb/>
ge&#x017F;prochen hat? Ulpian &#x017F;agt <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 10 § 13 <hi rendition="#i">L.</hi> 12 <hi rendition="#i">mandati</hi><lb/>
(17. 1.). &#x201E;Si fidejussori dona-<lb/>
tionis causa acceptum factum<lb/>
sit a creditore, puto si fide-<lb/>
jussorem remunerari voluit cre-<lb/>
ditor, habere eum mandati ac-<lb/>
tionem. Multo magis, si mortis<lb/>
causa accepto tulisset creditor,<lb/>
vel si eam liberationem legavit.<lb/>
&#x2014; Si vero non remunerandi cau-<lb/>
sa, sed principaliter donando,<lb/>
fidejussori remisit actionem,<lb/>
mandati eum non acturum.&#x201D;</hi> &#x2014;<lb/>
Wenn hier der Erlaß an den<lb/>
Bürgen allgemein, und auch in<lb/>
dem letzten Fall als <hi rendition="#aq">donatio</hi> be-<lb/>
zeichnet wird, &#x017F;o wird die&#x017F;er Aus-<lb/>
druck in dem &#x017F;chon oft erwähn-<lb/>
ten uneigentlichen Sinn gebraucht,<lb/>
da es keine eigentliche, wahre <hi rendition="#aq">do-<lb/>
natio</hi> i&#x017F;t (§ 158).</note>, wenn der Glaubiger<lb/>
dem Bürgen Etwas zu vergelten habe <hi rendition="#aq">(si fidejussorem<lb/>
remunerari voluit creditor)</hi>, &#x017F;o &#x017F;ey die letzte Ab&#x017F;icht an-<lb/>
zunehmen; die er&#x017F;te dagegen, wenn der Erlaß auf einem<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t&#x017F;tändigen Ent&#x017F;chluß beruhe, nicht auf einer Wieder-<lb/>
vergeltung <hi rendition="#aq">(non remunerandi causa, sed principaliter do-<lb/>
nando)</hi>. Offenbar will er &#x017F;agen, es komme darauf an,<lb/>
welchen von Beiden der Glaubiger habe begün&#x017F;tigen wol-<lb/>
len, und zur Beantwortung die&#x017F;er Frage giebt er bey&#x017F;piels-<lb/>
wei&#x017F;e das Merkmal der Remuneration an; jedoch &#x017F;o we-<lb/>
nig in der Ab&#x017F;icht, die&#x017F;em Merkmal eine aus&#x017F;chließende<lb/>
Kraft beyzulegen, daß er &#x017F;elb&#x017F;t vielmehr noch einige an-<lb/>
dere, &#x017F;ogar noch ent&#x017F;cheidendere, hinzufügt. Davon aber<lb/>
&#x017F;agt er kein Wort, daß im Fall der Remuneration das<lb/>
Ge&#x017F;chäft keine wahre Schenkung &#x017F;ey. Vielmehr i&#x017F;t es<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0105] §. 153. Schenkung. Begriff. 4. Abſicht. Remuneratoriſche. baar gezahlt, wodurch er eine actio mandati gegen den Hauptſchuldner auf die Summe der Schuld erwirbt. Welche von beiden möglichen Abſichten ſoll man nun an- nehmen, wenn ſich der Glaubiger nicht näher darüber aus- geſprochen hat? Ulpian ſagt (f), wenn der Glaubiger dem Bürgen Etwas zu vergelten habe (si fidejussorem remunerari voluit creditor), ſo ſey die letzte Abſicht an- zunehmen; die erſte dagegen, wenn der Erlaß auf einem ſelbſtſtändigen Entſchluß beruhe, nicht auf einer Wieder- vergeltung (non remunerandi causa, sed principaliter do- nando). Offenbar will er ſagen, es komme darauf an, welchen von Beiden der Glaubiger habe begünſtigen wol- len, und zur Beantwortung dieſer Frage giebt er beyſpiels- weiſe das Merkmal der Remuneration an; jedoch ſo we- nig in der Abſicht, dieſem Merkmal eine ausſchließende Kraft beyzulegen, daß er ſelbſt vielmehr noch einige an- dere, ſogar noch entſcheidendere, hinzufügt. Davon aber ſagt er kein Wort, daß im Fall der Remuneration das Geſchäft keine wahre Schenkung ſey. Vielmehr iſt es (f) L. 10 § 13 L. 12 mandati (17. 1.). „Si fidejussori dona- tionis causa acceptum factum sit a creditore, puto si fide- jussorem remunerari voluit cre- ditor, habere eum mandati ac- tionem. Multo magis, si mortis causa accepto tulisset creditor, vel si eam liberationem legavit. — Si vero non remunerandi cau- sa, sed principaliter donando, fidejussori remisit actionem, mandati eum non acturum.” — Wenn hier der Erlaß an den Bürgen allgemein, und auch in dem letzten Fall als donatio be- zeichnet wird, ſo wird dieſer Aus- druck in dem ſchon oft erwähn- ten uneigentlichen Sinn gebraucht, da es keine eigentliche, wahre do- natio iſt (§ 158).

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/105
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/105>, abgerufen am 04.05.2024.