Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. III. Entstehung und Untergang. daran geknüpft worden. Dieser letzte Theil der aufge-stellten Sätze ist denn auch im R. R. unbedenklich aner- kannt (x). Nicht so der erste Theil der aufgestellten Regel. Hierin (x) L. 11 de adqu. rer. dom. (41. 1.). "Pupillus, quantum ad adquirendum, non indiget tutoris auctoritate: alienare vero nullam rem potest, nisi praesente tutore auctore, et ne quidem possessionem quae est naturalis" rel. Verlieren frey- lich kann der Unmündige den Be- sitz auch allein, nämlich corpore. L. 29 de adqu. poss. (41. 2.). Das ist aber nicht veräußern, das heißt verlieren durch seinen Willen, so daß die Handlung, neben dem Verlust des Besitzes, auch zugleich die Natur einer Suc- cession hat. Vergl. Savigny Recht des Besitzes, 6te Auflage, S. 418. 419. (y) L. 1 § 3. 11 de adqu. poss. (41. 2.), L. 4 § 2 de usurp. (41. 3.). (z) L. 1 § 3 de adqu. poss.
(41. 2.). "... Ofilius quidem et Nerva filius, etiam sine tutoris auctoritate possidere incipere posse pupillum ajunt: eam enim rem facti, non juris esse: quae sententia recipi potest, si ejus aetatis sint, ut intellectum ca- piant." Daß hier der rei intel- lectus, also der Geschäftsbegriff, gemeynt ist, ergiebt sich theils aus der Vergleichung mit dem be- stimmteren Ausdruck einiger oben (§ 107. g) angeführten Stellen, theils aus L. 26 C. de don. (8. 54.). "aut habeat rei, quae sibi donatur, adfectum." Eben dar- auf geht L. 4 § 2 de usurp. (41. 3.). "Pupillus .. si non tutore Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang. daran geknüpft worden. Dieſer letzte Theil der aufge-ſtellten Sätze iſt denn auch im R. R. unbedenklich aner- kannt (x). Nicht ſo der erſte Theil der aufgeſtellten Regel. Hierin (x) L. 11 de adqu. rer. dom. (41. 1.). „Pupillus, quantum ad adquirendum, non indiget tutoris auctoritate: alienare vero nullam rem potest, nisi praesente tutore auctore, et ne quidem possessionem quae est naturalis” rel. Verlieren frey- lich kann der Unmündige den Be- ſitz auch allein, nämlich corpore. L. 29 de adqu. poss. (41. 2.). Das iſt aber nicht veräußern, das heißt verlieren durch ſeinen Willen, ſo daß die Handlung, neben dem Verluſt des Beſitzes, auch zugleich die Natur einer Suc- ceſſion hat. Vergl. Savigny Recht des Beſitzes, 6te Auflage, S. 418. 419. (y) L. 1 § 3. 11 de adqu. poss. (41. 2.), L. 4 § 2 de usurp. (41. 3.). (z) L. 1 § 3 de adqu. poss.
(41. 2.). „… Ofilius quidem et Nerva filius, etiam sine tutoris auctoritate possidere incipere posse pupillum ajunt: eam enim rem facti, non juris esse: quae sententia recipi potest, si ejus aetatis sint, ut intellectum ca- piant.” Daß hier der rei intel- lectus, alſo der Geſchäftsbegriff, gemeynt iſt, ergiebt ſich theils aus der Vergleichung mit dem be- ſtimmteren Ausdruck einiger oben (§ 107. g) angeführten Stellen, theils aus L. 26 C. de don. (8. 54.). „aut habeat rei, quae sibi donatur, adfectum.” Eben dar- auf geht L. 4 § 2 de usurp. (41. 3.). „Pupillus .. si non tutore <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0062" n="50"/><fw place="top" type="header">Buch <hi rendition="#aq">II.</hi> Rechtsverhältniſſe. Kap. <hi rendition="#aq">III.</hi> Entſtehung und Untergang.</fw><lb/> daran geknüpft worden. Dieſer letzte Theil der aufge-<lb/> ſtellten Sätze iſt denn auch im R. R. unbedenklich aner-<lb/> kannt <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 11 <hi rendition="#i">de adqu. rer. dom.</hi><lb/> (41. 1.). „Pupillus, quantum<lb/> ad adquirendum, non indiget<lb/> tutoris auctoritate: alienare<lb/> vero nullam rem potest, nisi<lb/> praesente tutore auctore, <hi rendition="#i">et ne<lb/> quidem possessionem quae est<lb/> naturalis</hi>” rel.</hi><hi rendition="#g">Verlieren</hi> frey-<lb/> lich kann der Unmündige den Be-<lb/> ſitz auch allein, nämlich <hi rendition="#aq">corpore.<lb/><hi rendition="#i">L.</hi> 29 <hi rendition="#i">de adqu. poss.</hi></hi> (41. 2.).<lb/> Das iſt aber nicht <hi rendition="#g">veräußern</hi>,<lb/> das heißt verlieren durch ſeinen<lb/> Willen, ſo daß die Handlung,<lb/> neben dem Verluſt des Beſitzes,<lb/> auch zugleich die Natur einer Suc-<lb/> ceſſion hat. Vergl. <hi rendition="#g">Savigny</hi><lb/> Recht des Beſitzes, 6te Auflage,<lb/> S. 418. 419.</note>.</p><lb/> <p>Nicht ſo der erſte Theil der aufgeſtellten Regel. Hierin<lb/> zeigte ſich der Erwerb des Beſitzes ſchwieriger, als der<lb/> Erwerb der ſtrengen Rechtsverhältniſſe des alten Rechts.<lb/> Zwar der Erwerb mit Genehmigung des Tutors wird auch<lb/> für den Beſitz unbedenklich zugelaſſen <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 1 § 3. 11 <hi rendition="#i">de adqu. poss.</hi><lb/> (41. 2.), <hi rendition="#i">L.</hi> 4 § 2 <hi rendition="#i">de usurp.</hi></hi> (41. 3.).</note>. Dagegen ſoll<lb/> der allein handelnde Pupill ſchlechthin nur dann zu dieſem<lb/> Erwerb fähig ſeyn, wenn er perſönlich bereits Einſicht in<lb/> die Natur dieſes Geſchäfts (<hi rendition="#aq">rei intellectum</hi>) haben kann;<lb/> fehlt es ihm hieran, ſo erwirbt er nicht, und die fuͤr den<lb/> Erwerb eigentlicher Rechte eingeführte <hi rendition="#aq">benigna interpre-<lb/> tatio (§ 107. a)</hi> kommt ihm hier nicht zu gut <note xml:id="seg2pn_5_1" next="#seg2pn_5_2" place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 1 § 3 <hi rendition="#i">de adqu. poss.</hi><lb/> (41. 2.). „… Ofilius quidem et<lb/> Nerva filius, etiam sine tutoris<lb/> auctoritate possidere incipere<lb/> posse pupillum ajunt: <hi rendition="#i">eam enim<lb/> rem facti, non juris esse:</hi> quae<lb/> sententia recipi potest, <hi rendition="#i">si ejus<lb/> aetatis sint, ut intellectum ca-<lb/> piant.</hi>”</hi> Daß hier der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">rei</hi> intel-<lb/> lectus,</hi> alſo der Geſchäftsbegriff,<lb/> gemeynt iſt, ergiebt ſich theils aus<lb/> der Vergleichung mit dem be-<lb/> ſtimmteren Ausdruck einiger oben<lb/> (§ 107. <hi rendition="#aq">g</hi>) angeführten Stellen,<lb/> theils aus <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 26 <hi rendition="#i">C. de don.</hi> (8.<lb/> 54.). „aut habeat <hi rendition="#i">rei, quae sibi<lb/> donatur, adfectum.</hi>”</hi> Eben dar-<lb/> auf geht <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 4 § 2 <hi rendition="#i">de usurp.</hi> (41.<lb/> 3.). „Pupillus .. si non tutore</hi></note>. Der<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [50/0062]
Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang.
daran geknüpft worden. Dieſer letzte Theil der aufge-
ſtellten Sätze iſt denn auch im R. R. unbedenklich aner-
kannt (x).
Nicht ſo der erſte Theil der aufgeſtellten Regel. Hierin
zeigte ſich der Erwerb des Beſitzes ſchwieriger, als der
Erwerb der ſtrengen Rechtsverhältniſſe des alten Rechts.
Zwar der Erwerb mit Genehmigung des Tutors wird auch
für den Beſitz unbedenklich zugelaſſen (y). Dagegen ſoll
der allein handelnde Pupill ſchlechthin nur dann zu dieſem
Erwerb fähig ſeyn, wenn er perſönlich bereits Einſicht in
die Natur dieſes Geſchäfts (rei intellectum) haben kann;
fehlt es ihm hieran, ſo erwirbt er nicht, und die fuͤr den
Erwerb eigentlicher Rechte eingeführte benigna interpre-
tatio (§ 107. a) kommt ihm hier nicht zu gut (z). Der
(x) L. 11 de adqu. rer. dom.
(41. 1.). „Pupillus, quantum
ad adquirendum, non indiget
tutoris auctoritate: alienare
vero nullam rem potest, nisi
praesente tutore auctore, et ne
quidem possessionem quae est
naturalis” rel. Verlieren frey-
lich kann der Unmündige den Be-
ſitz auch allein, nämlich corpore.
L. 29 de adqu. poss. (41. 2.).
Das iſt aber nicht veräußern,
das heißt verlieren durch ſeinen
Willen, ſo daß die Handlung,
neben dem Verluſt des Beſitzes,
auch zugleich die Natur einer Suc-
ceſſion hat. Vergl. Savigny
Recht des Beſitzes, 6te Auflage,
S. 418. 419.
(y) L. 1 § 3. 11 de adqu. poss.
(41. 2.), L. 4 § 2 de usurp. (41. 3.).
(z) L. 1 § 3 de adqu. poss.
(41. 2.). „… Ofilius quidem et
Nerva filius, etiam sine tutoris
auctoritate possidere incipere
posse pupillum ajunt: eam enim
rem facti, non juris esse: quae
sententia recipi potest, si ejus
aetatis sint, ut intellectum ca-
piant.” Daß hier der rei intel-
lectus, alſo der Geſchäftsbegriff,
gemeynt iſt, ergiebt ſich theils aus
der Vergleichung mit dem be-
ſtimmteren Ausdruck einiger oben
(§ 107. g) angeführten Stellen,
theils aus L. 26 C. de don. (8.
54.). „aut habeat rei, quae sibi
donatur, adfectum.” Eben dar-
auf geht L. 4 § 2 de usurp. (41.
3.). „Pupillus .. si non tutore
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