Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite
Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. III. Entstehung und Untergang.

Bey positiven Bedingungen (§ 117. A.) kann die Na-
tur des darin geforderten Ereignisses verschieden seyn. Ist
dieses von solcher Art, daß es sich nicht oft und leicht
wiederholt, so ist es genug, daß es irgend einmal geschehe,
also bey Testamenten auch wenn es während des Lebens
des Testators geschieht, z. B. "wenn der Erbe heurathet,"
"wenn er Consul wird". Nur wenn es schon vor dem
Testament geschah, und der Testator dieses weiß, ist eine
spätere Wiederholung erforderlich. -- Bey solchen Ereig-
nissen dagegen, deren Natur eine öftere und willkührliche
Wiederholung zuläßt, z. B. Zahlung einer bestimmten Summe
an eine bestimmte Person (conditio promiscua), ist die Voll-
ziehung der Handlung nach des Testators Tod (als Be-
weis des Gehorsams) nöthig, selbst wenn dieselbe Hand-
lung zufällig schon früher einmal geschehen seyn sollte (b).

Bey Verträgen ist es gleichgültig, ob die Erfüllung
vor oder nach dem Tode des Glaubigers eintritt, so daß
das bedingte Recht stets auf die Erben übergeht (c). An-
ders bey Testamenten, wegen der höchst persönlichen Natur
der darin enthaltenen Successionen, so daß der bedingte
Erbe oder Legatar die Erfüllung der Bedingung erleben
muß, wenn diese überhaupt Etwas wirken soll (d).


gelten, nur mit Ausnahme der
Stipulation, die wir aber nicht
mehr haben.
(b) L. 11 pr. § 1 de cond.
(35. 1.), L. 45 § 2 de leg. 2
(31. un.), L. 7 C. de inst. et
subst.
(6. 25.).
(c) § 4 J. de verb. oblig. (3. 15.).
(d) L. 1 § 1. 2 de cond. (35.
1.), L. un. § 7 C. de caducis
toll.
(6. 51.). Darum eben ist
es so wichtig, die wahren von
den Scheinbedingungen zu unter-
scheiden (§ 116). -- Sogar wird
Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang.

Bey poſitiven Bedingungen (§ 117. A.) kann die Na-
tur des darin geforderten Ereigniſſes verſchieden ſeyn. Iſt
dieſes von ſolcher Art, daß es ſich nicht oft und leicht
wiederholt, ſo iſt es genug, daß es irgend einmal geſchehe,
alſo bey Teſtamenten auch wenn es während des Lebens
des Teſtators geſchieht, z. B. „wenn der Erbe heurathet,“
„wenn er Conſul wird“. Nur wenn es ſchon vor dem
Teſtament geſchah, und der Teſtator dieſes weiß, iſt eine
ſpätere Wiederholung erforderlich. — Bey ſolchen Ereig-
niſſen dagegen, deren Natur eine öftere und willkührliche
Wiederholung zuläßt, z. B. Zahlung einer beſtimmten Summe
an eine beſtimmte Perſon (conditio promiscua), iſt die Voll-
ziehung der Handlung nach des Teſtators Tod (als Be-
weis des Gehorſams) nöthig, ſelbſt wenn dieſelbe Hand-
lung zufällig ſchon früher einmal geſchehen ſeyn ſollte (b).

Bey Verträgen iſt es gleichgültig, ob die Erfüllung
vor oder nach dem Tode des Glaubigers eintritt, ſo daß
das bedingte Recht ſtets auf die Erben übergeht (c). An-
ders bey Teſtamenten, wegen der hoͤchſt perſönlichen Natur
der darin enthaltenen Succeſſionen, ſo daß der bedingte
Erbe oder Legatar die Erfüllung der Bedingung erleben
muß, wenn dieſe überhaupt Etwas wirken ſoll (d).


gelten, nur mit Ausnahme der
Stipulation, die wir aber nicht
mehr haben.
(b) L. 11 pr. § 1 de cond.
(35. 1.), L. 45 § 2 de leg. 2
(31. un.), L. 7 C. de inst. et
subst.
(6. 25.).
(c) § 4 J. de verb. oblig. (3. 15.).
(d) L. 1 § 1. 2 de cond. (35.
1.), L. un. § 7 C. de caducis
toll.
(6. 51.). Darum eben iſt
es ſo wichtig, die wahren von
den Scheinbedingungen zu unter-
ſcheiden (§ 116). — Sogar wird
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0148" n="136"/>
            <fw place="top" type="header">Buch <hi rendition="#aq">II.</hi> Rechtsverhältni&#x017F;&#x017F;e. Kap. <hi rendition="#aq">III.</hi> Ent&#x017F;tehung und Untergang.</fw><lb/>
            <p>Bey po&#x017F;itiven Bedingungen (§ 117. <hi rendition="#aq">A.</hi>) kann die Na-<lb/>
tur des darin geforderten Ereigni&#x017F;&#x017F;es ver&#x017F;chieden &#x017F;eyn. I&#x017F;t<lb/>
die&#x017F;es von &#x017F;olcher Art, daß es &#x017F;ich nicht oft und leicht<lb/>
wiederholt, &#x017F;o i&#x017F;t es genug, daß es irgend einmal ge&#x017F;chehe,<lb/>
al&#x017F;o bey Te&#x017F;tamenten auch wenn es während des Lebens<lb/>
des Te&#x017F;tators ge&#x017F;chieht, z. B. &#x201E;wenn der Erbe heurathet,&#x201C;<lb/>
&#x201E;wenn er Con&#x017F;ul wird&#x201C;. Nur wenn es &#x017F;chon vor dem<lb/>
Te&#x017F;tament ge&#x017F;chah, und der Te&#x017F;tator die&#x017F;es weiß, i&#x017F;t eine<lb/>
&#x017F;pätere Wiederholung erforderlich. &#x2014; Bey &#x017F;olchen Ereig-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;en dagegen, deren Natur eine öftere und willkührliche<lb/>
Wiederholung zuläßt, z. B. Zahlung einer be&#x017F;timmten Summe<lb/>
an eine be&#x017F;timmte Per&#x017F;on (<hi rendition="#aq">conditio promiscua</hi>), i&#x017F;t die Voll-<lb/>
ziehung der Handlung nach des Te&#x017F;tators Tod (als Be-<lb/>
weis des Gehor&#x017F;ams) nöthig, &#x017F;elb&#x017F;t wenn die&#x017F;elbe Hand-<lb/>
lung zufällig &#x017F;chon früher einmal ge&#x017F;chehen &#x017F;eyn &#x017F;ollte <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 11 <hi rendition="#i">pr.</hi> § 1 <hi rendition="#i">de cond.</hi><lb/>
(35. 1.), <hi rendition="#i">L.</hi> 45 § 2 <hi rendition="#i">de leg.</hi> 2<lb/>
(31. un.), <hi rendition="#i">L.</hi> 7 <hi rendition="#i">C. de inst. et<lb/>
subst.</hi> (6. 25.).</hi></note>.</p><lb/>
            <p>Bey Verträgen i&#x017F;t es gleichgültig, ob die Erfüllung<lb/>
vor oder nach dem Tode des Glaubigers eintritt, &#x017F;o daß<lb/>
das bedingte Recht &#x017F;tets auf die Erben übergeht <note place="foot" n="(c)">§ 4 <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">J. de verb. oblig.</hi></hi> (3. 15.).</note>. An-<lb/>
ders bey Te&#x017F;tamenten, wegen der ho&#x0364;ch&#x017F;t per&#x017F;önlichen Natur<lb/>
der darin enthaltenen Succe&#x017F;&#x017F;ionen, &#x017F;o daß der bedingte<lb/>
Erbe oder Legatar die Erfüllung der Bedingung erleben<lb/>
muß, wenn die&#x017F;e überhaupt Etwas wirken &#x017F;oll <note xml:id="seg2pn_22_1" next="#seg2pn_22_2" place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 1 § 1. 2 <hi rendition="#i">de cond.</hi> (35.<lb/>
1.), <hi rendition="#i">L. un.</hi> § 7 <hi rendition="#i">C. de caducis<lb/>
toll.</hi></hi> (6. 51.). Darum eben i&#x017F;t<lb/>
es &#x017F;o wichtig, die wahren von<lb/>
den Scheinbedingungen zu unter-<lb/>
&#x017F;cheiden (§ 116). &#x2014; Sogar wird</note>.</p><lb/>
            <p>
              <note xml:id="seg2pn_21_2" prev="#seg2pn_21_1" place="foot" n="(a)">gelten, nur mit Ausnahme der<lb/>
Stipulation, die wir aber nicht<lb/>
mehr haben.</note>
            </p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0148] Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang. Bey poſitiven Bedingungen (§ 117. A.) kann die Na- tur des darin geforderten Ereigniſſes verſchieden ſeyn. Iſt dieſes von ſolcher Art, daß es ſich nicht oft und leicht wiederholt, ſo iſt es genug, daß es irgend einmal geſchehe, alſo bey Teſtamenten auch wenn es während des Lebens des Teſtators geſchieht, z. B. „wenn der Erbe heurathet,“ „wenn er Conſul wird“. Nur wenn es ſchon vor dem Teſtament geſchah, und der Teſtator dieſes weiß, iſt eine ſpätere Wiederholung erforderlich. — Bey ſolchen Ereig- niſſen dagegen, deren Natur eine öftere und willkührliche Wiederholung zuläßt, z. B. Zahlung einer beſtimmten Summe an eine beſtimmte Perſon (conditio promiscua), iſt die Voll- ziehung der Handlung nach des Teſtators Tod (als Be- weis des Gehorſams) nöthig, ſelbſt wenn dieſelbe Hand- lung zufällig ſchon früher einmal geſchehen ſeyn ſollte (b). Bey Verträgen iſt es gleichgültig, ob die Erfüllung vor oder nach dem Tode des Glaubigers eintritt, ſo daß das bedingte Recht ſtets auf die Erben übergeht (c). An- ders bey Teſtamenten, wegen der hoͤchſt perſönlichen Natur der darin enthaltenen Succeſſionen, ſo daß der bedingte Erbe oder Legatar die Erfüllung der Bedingung erleben muß, wenn dieſe überhaupt Etwas wirken ſoll (d). (a) (b) L. 11 pr. § 1 de cond. (35. 1.), L. 45 § 2 de leg. 2 (31. un.), L. 7 C. de inst. et subst. (6. 25.). (c) § 4 J. de verb. oblig. (3. 15.). (d) L. 1 § 1. 2 de cond. (35. 1.), L. un. § 7 C. de caducis toll. (6. 51.). Darum eben iſt es ſo wichtig, die wahren von den Scheinbedingungen zu unter- ſcheiden (§ 116). — Sogar wird (a) gelten, nur mit Ausnahme der Stipulation, die wir aber nicht mehr haben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840/148
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840/148>, abgerufen am 13.10.2024.