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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840.

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§. 70. Wirkungen der capitis deminutio. (Fortsetzung.)

Es gab jedoch auch einige ausgenommene Fälle, in
welchen selbst nach altem Recht die Schulden nicht un-
tergiengen, so daß bey ihnen die Restitution nicht nöthig
war. Dahin gehörten erstlich die Schulden aus Delic-
ten (r), die ja auch bey Sklaven klagbare Obligationen
bewirkten (§ 65). Zweytens die Schuld aus einem De-
positum, wenn der Schuldner auch nach der capitis de-
minutio
im Besitz der Sache blieb (s). Drittens die Schul-
den aus einer von dem Arrogirten vor der Arrogation
erworbenen Erbschaft; denn nun gieng das Erbrecht selbst
auf den Adoptivvater über, also auch ipso jure die darin
enthaltenen Erbschaftsschulden (t). Hierauf aber beschrän-
ken sich die sicheren Ausnahmen. Zwar wird auch noch
in vielen anderen Fällen erwähnt, daß nach der capitis
deminutio
Schuldklagen fortdauern, theils ohne nähere
Bestimmung, theils mit dem Zusatz, daß dagegen der
Emancipirte die exceptio Sc. Macedoniani, oder das so-
genannte beneficium competentiae haben solle (u); allein

die Worte nullus labor ("bey
dem Arrogirten entsteht keine
Schwierigkeit
") möchten der
Sprache des Ulpian nicht unan-
gemessen seyn. Vgl. auch Pli-
nius
hist. nat. XXVI. 72, "Phre-
neticos somnus sanat .. E di-
verso lethargicos excitare la-
bor est
, hoc praestante ... peu-
cedani suc co."
(r) L. 2 § 3 de cap. min. (4.
5.). "Nemo delictis exuitur,
quamvis capite minutus sit."
(s) L. 21 pr. depos. (16. 3.).
Der Zusammenhang dieser Aus-
nahme kann erst unten § 74 klar
gemacht werden, s. besonders § 74
Note q. r.
(t) Gajus III. § 84, s. o. Note k.
(u) L. 2 pr. L. 4 § 1. L. 5 pr.
L.
7 quod cum eo (14. 5.). L. 9
C. eod. (4. 26.). L. 3 § 4 de
minor.
(4. 4.). L. 1 § 2 de Sc.
Mac.
(14. 6.). L. 58 § 2 pro soc.

(17. 2.). Vergl. über diese letzte
Stelle § 74 c.
§. 70. Wirkungen der capitis deminutio. (Fortſetzung.)

Es gab jedoch auch einige ausgenommene Fälle, in
welchen ſelbſt nach altem Recht die Schulden nicht un-
tergiengen, ſo daß bey ihnen die Reſtitution nicht nöthig
war. Dahin gehörten erſtlich die Schulden aus Delic-
ten (r), die ja auch bey Sklaven klagbare Obligationen
bewirkten (§ 65). Zweytens die Schuld aus einem De-
poſitum, wenn der Schuldner auch nach der capitis de-
minutio
im Beſitz der Sache blieb (s). Drittens die Schul-
den aus einer von dem Arrogirten vor der Arrogation
erworbenen Erbſchaft; denn nun gieng das Erbrecht ſelbſt
auf den Adoptivvater über, alſo auch ipso jure die darin
enthaltenen Erbſchaftsſchulden (t). Hierauf aber beſchrän-
ken ſich die ſicheren Ausnahmen. Zwar wird auch noch
in vielen anderen Fällen erwähnt, daß nach der capitis
deminutio
Schuldklagen fortdauern, theils ohne nähere
Beſtimmung, theils mit dem Zuſatz, daß dagegen der
Emancipirte die exceptio Sc. Macedoniani, oder das ſo-
genannte beneficium competentiae haben ſolle (u); allein

die Worte nullus labor („bey
dem Arrogirten entſteht keine
Schwierigkeit
“) möchten der
Sprache des Ulpian nicht unan-
gemeſſen ſeyn. Vgl. auch Pli-
nius
hist. nat. XXVI. 72, „Phre-
neticos somnus sanat .. E di-
verso lethargicos excitare la-
bor est
, hoc praestante … peu-
cedani suc co.”
(r) L. 2 § 3 de cap. min. (4.
5.). „Nemo delictis exuitur,
quamvis capite minutus sit.”
(s) L. 21 pr. depos. (16. 3.).
Der Zuſammenhang dieſer Aus-
nahme kann erſt unten § 74 klar
gemacht werden, ſ. beſonders § 74
Note q. r.
(t) Gajus III. § 84, ſ. o. Note k.
(u) L. 2 pr. L. 4 § 1. L. 5 pr.
L.
7 quod cum eo (14. 5.). L. 9
C. eod. (4. 26.). L. 3 § 4 de
minor.
(4. 4.). L. 1 § 2 de Sc.
Mac.
(14. 6.). L. 58 § 2 pro soc.

(17. 2.). Vergl. über dieſe letzte
Stelle § 74 c.
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[85/0099] §. 70. Wirkungen der capitis deminutio. (Fortſetzung.) Es gab jedoch auch einige ausgenommene Fälle, in welchen ſelbſt nach altem Recht die Schulden nicht un- tergiengen, ſo daß bey ihnen die Reſtitution nicht nöthig war. Dahin gehörten erſtlich die Schulden aus Delic- ten (r), die ja auch bey Sklaven klagbare Obligationen bewirkten (§ 65). Zweytens die Schuld aus einem De- poſitum, wenn der Schuldner auch nach der capitis de- minutio im Beſitz der Sache blieb (s). Drittens die Schul- den aus einer von dem Arrogirten vor der Arrogation erworbenen Erbſchaft; denn nun gieng das Erbrecht ſelbſt auf den Adoptivvater über, alſo auch ipso jure die darin enthaltenen Erbſchaftsſchulden (t). Hierauf aber beſchrän- ken ſich die ſicheren Ausnahmen. Zwar wird auch noch in vielen anderen Fällen erwähnt, daß nach der capitis deminutio Schuldklagen fortdauern, theils ohne nähere Beſtimmung, theils mit dem Zuſatz, daß dagegen der Emancipirte die exceptio Sc. Macedoniani, oder das ſo- genannte beneficium competentiae haben ſolle (u); allein (q) (r) L. 2 § 3 de cap. min. (4. 5.). „Nemo delictis exuitur, quamvis capite minutus sit.” (s) L. 21 pr. depos. (16. 3.). Der Zuſammenhang dieſer Aus- nahme kann erſt unten § 74 klar gemacht werden, ſ. beſonders § 74 Note q. r. (t) Gajus III. § 84, ſ. o. Note k. (u) L. 2 pr. L. 4 § 1. L. 5 pr. L. 7 quod cum eo (14. 5.). L. 9 C. eod. (4. 26.). L. 3 § 4 de minor. (4. 4.). L. 1 § 2 de Sc. Mac. (14. 6.). L. 58 § 2 pro soc. (17. 2.). Vergl. über dieſe letzte Stelle § 74 c. (q) die Worte nullus labor („bey dem Arrogirten entſteht keine Schwierigkeit“) möchten der Sprache des Ulpian nicht unan- gemeſſen ſeyn. Vgl. auch Pli- nius hist. nat. XXVI. 72, „Phre- neticos somnus sanat .. E di- verso lethargicos excitare la- bor est, hoc praestante … peu- cedani suc co.”

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system02_1840/99>, abgerufen am 22.11.2024.