Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840.Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. II. Personen. ben, wirklich gestanden hätte (b). Wenn sich daher mancheStellen so ausdrücken, als wäre die unerworbene Erb- schaft herrenlos (c), so ist das nur so zu verstehen, daß wir den wirklichen Herrn nicht kennen; in jener ganzen Zwischenzeit also hat zwar die Erbschaft einen Herrn, aber für unser Bewußtseyn ist er nicht vorhanden. Eine andere Deutung jener Zusammenstellung wäre (b) L. 193 de R. J. (50. 17.). "Omnia fere jura heredum pe- rinde habentur, ac si continuo sub tempus mortis heredes ex- stitissent." L. 138 pr.eod. "Om- nis hereditas, quamvis postea adeatur, tamen cum tempore mortis continuatur." L. 54 de adquir. vel omit. her. (29. 2.). L. 28 § 4 de stip. serv. (45. 3.). (c) L. 13 § 5 quod vi (43. 24.).
".. cum praedium interim nul- lius esset ... postea dominio ad aliquem devoluto .. utputa hereditas jacebat, postea adiit hereditatem Titius ... quod eo tempore nemo dominus fuerit." Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. II. Perſonen. ben, wirklich geſtanden hätte (b). Wenn ſich daher mancheStellen ſo ausdrücken, als wäre die unerworbene Erb- ſchaft herrenlos (c), ſo iſt das nur ſo zu verſtehen, daß wir den wirklichen Herrn nicht kennen; in jener ganzen Zwiſchenzeit alſo hat zwar die Erbſchaft einen Herrn, aber für unſer Bewußtſeyn iſt er nicht vorhanden. Eine andere Deutung jener Zuſammenſtellung wäre (b) L. 193 de R. J. (50. 17.). „Omnia fere jura heredum pe- rinde habentur, ac si continuo sub tempus mortis heredes ex- stitissent.” L. 138 pr.eod. „Om- nis hereditas, quamvis postea adeatur, tamen cum tempore mortis continuatur.” L. 54 de adquir. vel omit. her. (29. 2.). L. 28 § 4 de stip. serv. (45. 3.). (c) L. 13 § 5 quod vi (43. 24.).
„.. cum praedium interim nul- lius esset … postea dominio ad aliquem devoluto .. utputa hereditas jacebat, postea adiit hereditatem Titius … quod eo tempore nemo dominus fuerit.” <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0378" n="364"/><fw place="top" type="header">Buch <hi rendition="#aq">II.</hi> Rechtsverhältniſſe. Kap. <hi rendition="#aq">II.</hi> Perſonen.</fw><lb/> ben, wirklich geſtanden hätte <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi>. 193 <hi rendition="#i">de R. J</hi>. (50. 17.).<lb/> „Omnia fere jura heredum pe-<lb/> rinde habentur, ac si continuo<lb/> sub tempus mortis heredes ex-<lb/> stitissent.” <hi rendition="#i">L</hi>. 138 <hi rendition="#i">pr.eod. „</hi>Om-<lb/> nis hereditas, quamvis postea<lb/> adeatur, tamen cum tempore<lb/> mortis continuatur.” <hi rendition="#i">L</hi>. 54 <hi rendition="#i">de<lb/> adquir. vel omit. her</hi>. (29. 2.).<lb/><hi rendition="#i">L</hi>. 28 § 4 <hi rendition="#i">de stip. serv</hi>.</hi> (45. 3.).</note>. Wenn ſich daher manche<lb/> Stellen ſo ausdrücken, als wäre die unerworbene Erb-<lb/> ſchaft herrenlos <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi>. 13 § 5 <hi rendition="#i">quod vi</hi> (43. 24.).<lb/> „.. cum praedium interim nul-<lb/> lius esset … postea dominio<lb/> ad aliquem devoluto .. utputa<lb/> hereditas jacebat, postea adiit<lb/> hereditatem Titius … quod eo<lb/> tempore nemo dominus fuerit.”</hi></note>, ſo iſt das nur ſo zu verſtehen, daß<lb/> wir den wirklichen Herrn nicht kennen; in jener ganzen<lb/> Zwiſchenzeit alſo hat zwar die Erbſchaft einen Herrn, aber<lb/> für unſer Bewußtſeyn iſt er nicht vorhanden.</p><lb/> <p>Eine andere Deutung jener Zuſammenſtellung wäre<lb/> folgende. Jenes Vermoͤgen hat einen unbekannten Herrn,<lb/> iſt alſo ohne Schutz. Daher wird ihm einſtweilen ein<lb/> Curator geſetzt, der es eben ſo vertritt, wie eine juriſti-<lb/> ſche Perſon von ihren Vorſtehern vertreten wird. — Allein<lb/> auch dieſe Deutung muß verworfen werden. Die Ernen-<lb/> nung eines Curators für die unerworbene Erbſchaft iſt<lb/> zwar auch nach Römiſchem Recht nicht undenkbar, aber<lb/> weder nothwendig, noch gewöhnlich; die zahlreichen Stel-<lb/> len, worin das beſondere Recht der unerworbenen Erb-<lb/> ſchaften vorkommt, ſetzen ſo wenig einen ſolchen Curator<lb/> voraus, daß vielmehr keine derſelben ihn erwähnt. Auch<lb/> für das Vermögen eines Abweſenden kann nach Bedürf-<lb/> niß ein Curator angeordnet werden, ohne daß dabey an<lb/> eine juriſtiſche Perſon zu denken wäre. Zu einer bloßen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [364/0378]
Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. II. Perſonen.
ben, wirklich geſtanden hätte (b). Wenn ſich daher manche
Stellen ſo ausdrücken, als wäre die unerworbene Erb-
ſchaft herrenlos (c), ſo iſt das nur ſo zu verſtehen, daß
wir den wirklichen Herrn nicht kennen; in jener ganzen
Zwiſchenzeit alſo hat zwar die Erbſchaft einen Herrn, aber
für unſer Bewußtſeyn iſt er nicht vorhanden.
Eine andere Deutung jener Zuſammenſtellung wäre
folgende. Jenes Vermoͤgen hat einen unbekannten Herrn,
iſt alſo ohne Schutz. Daher wird ihm einſtweilen ein
Curator geſetzt, der es eben ſo vertritt, wie eine juriſti-
ſche Perſon von ihren Vorſtehern vertreten wird. — Allein
auch dieſe Deutung muß verworfen werden. Die Ernen-
nung eines Curators für die unerworbene Erbſchaft iſt
zwar auch nach Römiſchem Recht nicht undenkbar, aber
weder nothwendig, noch gewöhnlich; die zahlreichen Stel-
len, worin das beſondere Recht der unerworbenen Erb-
ſchaften vorkommt, ſetzen ſo wenig einen ſolchen Curator
voraus, daß vielmehr keine derſelben ihn erwähnt. Auch
für das Vermögen eines Abweſenden kann nach Bedürf-
niß ein Curator angeordnet werden, ohne daß dabey an
eine juriſtiſche Perſon zu denken wäre. Zu einer bloßen
(b) L. 193 de R. J. (50. 17.).
„Omnia fere jura heredum pe-
rinde habentur, ac si continuo
sub tempus mortis heredes ex-
stitissent.” L. 138 pr.eod. „Om-
nis hereditas, quamvis postea
adeatur, tamen cum tempore
mortis continuatur.” L. 54 de
adquir. vel omit. her. (29. 2.).
L. 28 § 4 de stip. serv. (45. 3.).
(c) L. 13 § 5 quod vi (43. 24.).
„.. cum praedium interim nul-
lius esset … postea dominio
ad aliquem devoluto .. utputa
hereditas jacebat, postea adiit
hereditatem Titius … quod eo
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