Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: Vom Beruf unsrer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft. Heidelberg, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite
11.
Thibauts Vorschlag.

Thibaut versichert im Eingang seiner Schrift, daß
er als warmer Freund seines Vaterlandes rede, und
gewiß, er hat ein Recht, dieses zu sagen. Denn er
hat zur Zeit des Code in einer Reihe von Recensio-
nen auf die Würde der Deutschen Jurisprudenz ge-
halten, während Manche die neue Weisheit, Manche
selbst die Herrschaft, wozu diese führte, mit thörichtem
Jubel begrüßten. Auch das Ziel seines Vorschlags, die
festere, innigere Vereinigung der Nation, bestätigt diese
gute Gesinnung, die ich mit Freuden anerkenne. Bis
auf diesen Punkt also sind wir einig, und darum ist
unser Streit kein feindseeliger, uns liegt derselbe Zweck
ernsthaft am Herzen, und wir berathen und bespre-
chen uns über die Mittel. Aber freylich über diese
Mittel sind unsre Ansichten sehr entgegen gesetzt. Vie-
les davon ist schon oben im Zusammenhang dieser
Schrift abgehandelt worden, der eigentliche Vorschlag
selbst ist nun noch zu prüfen.

Thibaut nimmt an, das vorgeschlagene Ge-
setzbuch könne in zwey, drey, vier Jahren gemacht
werden 1), nicht als bloser Behelf, sondern als ein

1) A. a. O. S. 64.
11.
Thibauts Vorſchlag.

Thibaut verſichert im Eingang ſeiner Schrift, daß
er als warmer Freund ſeines Vaterlandes rede, und
gewiß, er hat ein Recht, dieſes zu ſagen. Denn er
hat zur Zeit des Code in einer Reihe von Recenſio-
nen auf die Würde der Deutſchen Jurisprudenz ge-
halten, während Manche die neue Weisheit, Manche
ſelbſt die Herrſchaft, wozu dieſe führte, mit thörichtem
Jubel begrüßten. Auch das Ziel ſeines Vorſchlags, die
feſtere, innigere Vereinigung der Nation, beſtätigt dieſe
gute Geſinnung, die ich mit Freuden anerkenne. Bis
auf dieſen Punkt alſo ſind wir einig, und darum iſt
unſer Streit kein feindſeeliger, uns liegt derſelbe Zweck
ernſthaft am Herzen, und wir berathen und beſpre-
chen uns über die Mittel. Aber freylich über dieſe
Mittel ſind unſre Anſichten ſehr entgegen geſetzt. Vie-
les davon iſt ſchon oben im Zuſammenhang dieſer
Schrift abgehandelt worden, der eigentliche Vorſchlag
ſelbſt iſt nun noch zu prüfen.

Thibaut nimmt an, das vorgeſchlagene Ge-
ſetzbuch könne in zwey, drey, vier Jahren gemacht
werden 1), nicht als bloſer Behelf, ſondern als ein

1) A. a. O. S. 64.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0165" n="155"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">11.<lb/><hi rendition="#g">Thibauts Vor&#x017F;chlag</hi>.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#in">T</hi>hibaut</hi> ver&#x017F;ichert im Eingang &#x017F;einer Schrift, daß<lb/>
er als warmer Freund &#x017F;eines Vaterlandes rede, und<lb/>
gewiß, er hat ein Recht, die&#x017F;es zu &#x017F;agen. Denn er<lb/>
hat zur Zeit des Code in einer Reihe von Recen&#x017F;io-<lb/>
nen auf die Würde der Deut&#x017F;chen Jurisprudenz ge-<lb/>
halten, während Manche die neue Weisheit, Manche<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t die Herr&#x017F;chaft, wozu die&#x017F;e führte, mit thörichtem<lb/>
Jubel begrüßten. Auch das Ziel &#x017F;eines Vor&#x017F;chlags, die<lb/>
fe&#x017F;tere, innigere Vereinigung der Nation, be&#x017F;tätigt die&#x017F;e<lb/>
gute Ge&#x017F;innung, die ich mit Freuden anerkenne. Bis<lb/>
auf die&#x017F;en Punkt al&#x017F;o &#x017F;ind wir einig, und darum i&#x017F;t<lb/>
un&#x017F;er Streit kein feind&#x017F;eeliger, uns liegt der&#x017F;elbe Zweck<lb/>
ern&#x017F;thaft am Herzen, und wir berathen und be&#x017F;pre-<lb/>
chen uns über die Mittel. Aber freylich über die&#x017F;e<lb/>
Mittel &#x017F;ind un&#x017F;re An&#x017F;ichten &#x017F;ehr entgegen ge&#x017F;etzt. Vie-<lb/>
les davon i&#x017F;t &#x017F;chon oben im Zu&#x017F;ammenhang die&#x017F;er<lb/>
Schrift abgehandelt worden, der eigentliche Vor&#x017F;chlag<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t nun noch zu prüfen.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Thibaut</hi> nimmt an, das vorge&#x017F;chlagene Ge-<lb/>
&#x017F;etzbuch könne in zwey, drey, vier Jahren gemacht<lb/>
werden <note place="foot" n="1)">A. a. O. S. 64.</note>, nicht als blo&#x017F;er Behelf, &#x017F;ondern als ein<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0165] 11. Thibauts Vorſchlag. Thibaut verſichert im Eingang ſeiner Schrift, daß er als warmer Freund ſeines Vaterlandes rede, und gewiß, er hat ein Recht, dieſes zu ſagen. Denn er hat zur Zeit des Code in einer Reihe von Recenſio- nen auf die Würde der Deutſchen Jurisprudenz ge- halten, während Manche die neue Weisheit, Manche ſelbſt die Herrſchaft, wozu dieſe führte, mit thörichtem Jubel begrüßten. Auch das Ziel ſeines Vorſchlags, die feſtere, innigere Vereinigung der Nation, beſtätigt dieſe gute Geſinnung, die ich mit Freuden anerkenne. Bis auf dieſen Punkt alſo ſind wir einig, und darum iſt unſer Streit kein feindſeeliger, uns liegt derſelbe Zweck ernſthaft am Herzen, und wir berathen und beſpre- chen uns über die Mittel. Aber freylich über dieſe Mittel ſind unſre Anſichten ſehr entgegen geſetzt. Vie- les davon iſt ſchon oben im Zuſammenhang dieſer Schrift abgehandelt worden, der eigentliche Vorſchlag ſelbſt iſt nun noch zu prüfen. Thibaut nimmt an, das vorgeſchlagene Ge- ſetzbuch könne in zwey, drey, vier Jahren gemacht werden 1), nicht als bloſer Behelf, ſondern als ein 1) A. a. O. S. 64.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_gesetzgebung_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_gesetzgebung_1814/165
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: Vom Beruf unsrer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft. Heidelberg, 1814, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_gesetzgebung_1814/165>, abgerufen am 24.11.2024.