das Leben JEsu in der Seele! es ist keine Sache im Himmel noch auf Erden, dazu man eine so ernsthafte Sorgfalt haben müste. Wer einmal in ununterbrochener Vertraulichkeit mit einem so heiligen GOtt leben will: der muß JEsum nie betrüben, sondern allezeit in Hulden und Gunst behalten, damit er stets seine Weisheit, Gerech- tigkeit, Heiligung und Erlösung seyn möge.
3) Darum stehe in der Freyheit, damit dich CHristus befreyet hat, und laß dich nicht wiederum in das Joch der Knechtschaft ein- zwingen. Gal. 5, 1. Thust du das geringste dei- ner eigenen oder eines und einer andern Neigung zu gesallen: so gibst du schon deinen Willen der Sünde, und sie erwischet dich und ziehet dich zu sich. Es gehet hie eben, wie es ein gewisser Mör- der machte; der war lahm an Füssen, hatte dage- gen gewaltig starcke Arme. Wann nun ein reicher Kauffmann allein vorbey ritte, und er sahe ihn von weitem daher reiten: so legte er sich flugs in eine Schlammgrub hart an der Strasse, und schrie er- bärmlich, er sey dahinein gesuncken, man solte ihm heraus helfen. Stiege nun der Reuter ab, und der Mörder erwischte ihn nur beym Ermel oder kleinen Finger: so war er des Todes, und betrie- gerischer weise erstochen. Eben so machts der leidi- ge Satanas. Er ist durch CHristi Tod und Aufer- stehung gelähmet: wo man ihm aber zu nahe kommt, hat er er grausam starcke Kräuel. Nun siehe, du reitest daher, bist durch den Bund mit CHristo über das höllische Heer erhaben. Der Teufel liegt im Schlamm des Fluchs mit ewigen Banden im Dun- ckeln. Dich trägt die Gnade GOttes, wie Kem- pis sagt: Derjenige reitet sanft, der auf GOt- tes Gnade einherfähret. Du hast auch theure Geschencke von GOtt bey dir, und Schätze des
Heils
C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.
das Leben JEſu in der Seele! es iſt keine Sache im Himmel noch auf Erden, dazu man eine ſo ernſthafte Sorgfalt haben muͤſte. Wer einmal in ununterbrochener Vertraulichkeit mit einem ſo heiligen GOtt leben will: der muß JEſum nie betruͤben, ſondern allezeit in Hulden und Gunſt behalten, damit er ſtets ſeine Weisheit, Gerech- tigkeit, Heiligung und Erloͤſung ſeyn moͤge.
3) Darum ſtehe in der Freyheit, damit dich CHriſtus befreyet hat, und laß dich nicht wiederum in das Joch der Knechtſchaft ein- zwingen. Gal. 5, 1. Thuſt du das geringſte dei- ner eigenen oder eines und einer andern Neigung zu geſallen: ſo gibſt du ſchon deinen Willen der Suͤnde, und ſie erwiſchet dich und ziehet dich zu ſich. Es gehet hie eben, wie es ein gewiſſer Moͤr- der machte; der war lahm an Fuͤſſen, hatte dage- gen gewaltig ſtarcke Arme. Wann nun ein reicher Kauffmann allein vorbey ritte, und er ſahe ihn von weitem daher reiten: ſo legte er ſich flugs in eine Schlammgrub hart an der Straſſe, und ſchrie er- baͤrmlich, er ſey dahinein geſuncken, man ſolte ihm heraus helfen. Stiege nun der Reuter ab, und der Moͤrder erwiſchte ihn nur beym Ermel oder kleinen Finger: ſo war er des Todes, und betrie- geriſcher weiſe erſtochen. Eben ſo machts der leidi- ge Satanas. Er iſt durch CHriſti Tod und Aufer- ſtehung gelaͤhmet: wo man ihm aber zu nahe kommt, hat er er grauſam ſtarcke Kraͤuel. Nun ſiehe, du reiteſt daher, biſt durch den Bund mit CHriſto uͤber das hoͤlliſche Heer erhaben. Der Teufel liegt im Schlamm des Fluchs mit ewigen Banden im Dun- ckeln. Dich traͤgt die Gnade GOttes, wie Kem- pis ſagt: Derjenige reitet ſanft, der auf GOt- tes Gnade einherfaͤhret. Du haſt auch theure Geſchencke von GOtt bey dir, und Schaͤtze des
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C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.
das Leben JEſu in der Seele! es iſt keine Sache
im Himmel noch auf Erden, dazu man eine ſo
ernſthafte Sorgfalt haben muͤſte. Wer einmal
in ununterbrochener Vertraulichkeit mit einem ſo
heiligen GOtt leben will: der muß JEſum nie
betruͤben, ſondern allezeit in Hulden und Gunſt
behalten, damit er ſtets ſeine Weisheit, Gerech-
tigkeit, Heiligung und Erloͤſung ſeyn moͤge.
3) Darum ſtehe in der Freyheit, damit
dich CHriſtus befreyet hat, und laß dich nicht
wiederum in das Joch der Knechtſchaft ein-
zwingen. Gal. 5, 1. Thuſt du das geringſte dei-
ner eigenen oder eines und einer andern Neigung
zu geſallen: ſo gibſt du ſchon deinen Willen der
Suͤnde, und ſie erwiſchet dich und ziehet dich zu
ſich. Es gehet hie eben, wie es ein gewiſſer Moͤr-
der machte; der war lahm an Fuͤſſen, hatte dage-
gen gewaltig ſtarcke Arme. Wann nun ein reicher
Kauffmann allein vorbey ritte, und er ſahe ihn von
weitem daher reiten: ſo legte er ſich flugs in eine
Schlammgrub hart an der Straſſe, und ſchrie er-
baͤrmlich, er ſey dahinein geſuncken, man ſolte ihm
heraus helfen. Stiege nun der Reuter ab, und
der Moͤrder erwiſchte ihn nur beym Ermel oder
kleinen Finger: ſo war er des Todes, und betrie-
geriſcher weiſe erſtochen. Eben ſo machts der leidi-
ge Satanas. Er iſt durch CHriſti Tod und Aufer-
ſtehung gelaͤhmet: wo man ihm aber zu nahe kommt,
hat er er grauſam ſtarcke Kraͤuel. Nun ſiehe, du
reiteſt daher, biſt durch den Bund mit CHriſto uͤber
das hoͤlliſche Heer erhaben. Der Teufel liegt im
Schlamm des Fluchs mit ewigen Banden im Dun-
ckeln. Dich traͤgt die Gnade GOttes, wie Kem-
pis ſagt: Derjenige reitet ſanft, der auf GOt-
tes Gnade einherfaͤhret. Du haſt auch theure
Geſchencke von GOtt bey dir, und Schaͤtze des
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 763. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/783>, abgerufen am 24.11.2024.
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