Danck auf den Knien an. Das Werck ist groß und langwierig: die Zeit aber dazu gar kurtz. Darum eile ja die Sache zu beschleunigen, Hebr. 12, 12. Damit du am Abend deines Lebens fertig seyst, und diese todte Unthiere dich nicht mehr beissen noch reissen können; und damit du alsdenn ohne Sünde getrost vor GOtt stehen, nach vollendetem Streit und Arbeit in GOttes Schooß ausruhen, aus dem Bach seiner Wollüste trincken, und ewig mit Christo herrschen mögest. Eile! die Zeit ist wahr- lich kurtz.
IX. Wiederholter Einwurf und Klage.
Wann ich gleich des steiffesten Vorhabens bin, mich zu reinigen von allen Befleckungen des Fleisches und des Geistes, und mich auch ernst- lich wehren will, so falle ich doch!
Antwort:
1) Must du die Gelegenheiten meiden. Wenn du merckest, daß dir deine Augen oder Ohren verwun- dende Pfeile sind: so schliesse sie zu; fliehe alles, was auch nur das geringste Flecklein in dein Schnee- weisses Kleid spritzen kann. 2) Bleibe in JEsu, da- mit du in seiner Hütten verborgen seyst vor der Pe- stilentz, so im Finstern schleichet, und vor der Gift- seuche, die im Mittag verderbet. Ps. 91, 9. Oft meint der arme Mensch, er sey nunmehr durch Chri- stum befreyt; der Strick sey zerrissen; nun werde ein steiffes Anschauen, ein Handdruck, ein Kuß etc. nicht leicht schaden; die Lust sey erstorben, man fühle so wenig davon, als ein Kind in der Wiegen etc. Aber kaum gibt man sich nur einige Erlaubniß: ach so fällt gleich alles übern Hauffen, woran man so lan- ge gebauet, wie die Schindelhäusgen der Kinder, wenn nur ein Fuß daran stosset.
Dem David war vom Teufel eine schändliche
Lotter-
Anhang zum dritten Theil,
Danck auf den Knien an. Das Werck iſt groß und langwierig: die Zeit aber dazu gar kurtz. Darum eile ja die Sache zu beſchleunigen, Hebr. 12, 12. Damit du am Abend deines Lebens fertig ſeyſt, und dieſe todte Unthiere dich nicht mehr beiſſen noch reiſſen koͤnnen; und damit du alsdenn ohne Suͤnde getroſt vor GOtt ſtehen, nach vollendetem Streit und Arbeit in GOttes Schooß ausruhen, aus dem Bach ſeiner Wolluͤſte trincken, und ewig mit Chriſto herrſchen moͤgeſt. Eile! die Zeit iſt wahr- lich kurtz.
IX. Wiederholter Einwurf und Klage.
Wann ich gleich des ſteiffeſten Vorhabens bin, mich zu reinigen von allen Befleckungen des Fleiſches und des Geiſtes, und mich auch ernſt- lich wehren will, ſo falle ich doch!
Antwort:
1) Muſt du die Gelegenheiten meiden. Wenn du merckeſt, daß dir deine Augen oder Ohren verwun- dende Pfeile ſind: ſo ſchlieſſe ſie zu; fliehe alles, was auch nur das geringſte Flecklein in dein Schnee- weiſſes Kleid ſpritzen kann. 2) Bleibe in JEſu, da- mit du in ſeiner Huͤtten verborgen ſeyſt vor der Pe- ſtilentz, ſo im Finſtern ſchleichet, und vor der Gift- ſeuche, die im Mittag verderbet. Pſ. 91, 9. Oft meint der arme Menſch, er ſey nunmehr durch Chri- ſtum befreyt; der Strick ſey zerriſſen; nun werde ein ſteiffes Anſchauen, ein Handdruck, ein Kuß ꝛc. nicht leicht ſchaden; die Luſt ſey erſtorben, man fuͤhle ſo wenig davon, als ein Kind in der Wiegen ꝛc. Aber kaum gibt man ſich nur einige Erlaubniß: ach ſo faͤllt gleich alles uͤbern Hauffen, woran man ſo lan- ge gebauet, wie die Schindelhaͤusgen der Kinder, wenn nur ein Fuß daran ſtoſſet.
Dem David war vom Teufel eine ſchaͤndliche
Lotter-
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Anhang zum dritten Theil,
Danck auf den Knien an. Das Werck iſt groß
und langwierig: die Zeit aber dazu gar kurtz.
Darum eile ja die Sache zu beſchleunigen, Hebr.
12, 12. Damit du am Abend deines Lebens fertig
ſeyſt, und dieſe todte Unthiere dich nicht mehr beiſſen
noch reiſſen koͤnnen; und damit du alsdenn ohne
Suͤnde getroſt vor GOtt ſtehen, nach vollendetem
Streit und Arbeit in GOttes Schooß ausruhen, aus
dem Bach ſeiner Wolluͤſte trincken, und ewig mit
Chriſto herrſchen moͤgeſt. Eile! die Zeit iſt wahr-
lich kurtz.
IX. Wiederholter Einwurf und Klage.
Wann ich gleich des ſteiffeſten Vorhabens bin,
mich zu reinigen von allen Befleckungen des
Fleiſches und des Geiſtes, und mich auch ernſt-
lich wehren will, ſo falle ich
doch!
Antwort:
1) Muſt du die Gelegenheiten meiden. Wenn du
merckeſt, daß dir deine Augen oder Ohren verwun-
dende Pfeile ſind: ſo ſchlieſſe ſie zu; fliehe alles, was
auch nur das geringſte Flecklein in dein Schnee-
weiſſes Kleid ſpritzen kann. 2) Bleibe in JEſu, da-
mit du in ſeiner Huͤtten verborgen ſeyſt vor der Pe-
ſtilentz, ſo im Finſtern ſchleichet, und vor der Gift-
ſeuche, die im Mittag verderbet. Pſ. 91, 9. Oft
meint der arme Menſch, er ſey nunmehr durch Chri-
ſtum befreyt; der Strick ſey zerriſſen; nun werde ein
ſteiffes Anſchauen, ein Handdruck, ein Kuß ꝛc. nicht
leicht ſchaden; die Luſt ſey erſtorben, man fuͤhle ſo
wenig davon, als ein Kind in der Wiegen ꝛc. Aber
kaum gibt man ſich nur einige Erlaubniß: ach ſo
faͤllt gleich alles uͤbern Hauffen, woran man ſo lan-
ge gebauet, wie die Schindelhaͤusgen der Kinder,
wenn nur ein Fuß daran ſtoſſet.
Dem David war vom Teufel eine ſchaͤndliche
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 760. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/780>, abgerufen am 27.11.2024.
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