Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit. daher machen sie ohne Scheu mit, was die Welt vorerlaubt hält, ungeachtet die klare Schrifft dawieder ist. Was hingegen die Welt vor disreputirlich und schimpflich hält, davor hüten sie sich sehr, wenn es GOtt noch so ernstlich befohlen hätte. Dieses sind die Leute, die so gerne Esprits forts heissen wollen, eichenhöltzerne Gei- ster, die ärgsten Spötter der Nachfolger Christi, und werden nicht unfein durch einen Satyrum oder Wald- teufel abgebildet: denn die hatten aufgerichtete Hörner, also stossen und stürmen diese wieder den Himmel; sie hatten lange Ohren, also geben diese sehr viel auf Welt- rühmen und Reputation, auf das qu'en dira-t-on? da spitzen sie ihre Ohren weit und breit herum; endlich hat ein Satyrus Bocksfüsse, also leben diese in Geilheit und heimlichen unreinen fleischlichen Lüsten. 4) Pharisäische Betrüger und Heuchler, die wol schwä- tzen können und einen hübschen Schein führen, inwen- dig aber voll Unflaths stecken, gegen welche so subtil ein- schleichende verdammte Eigenliebe die allerheiligsten noch täglich zu wachen und zu kämpfen haben, als Ruhm- sucht, Eigennutz, Fleischesvergnügen etc.) diese spielen mit dem Geist der Unfläterey unterm Hütlein, also daß kein Wort GOttes bey ihnen tieffe Wurtzeln fassen kann. 5) Selbstbetrogene, die in ihren gottesdienstlichen Uebungen eine aufrichtige Absicht haben, aber ihr Chri- stenthum in solch bloß| äusserlich wesen setzen, eifern sehr über ihre väterliche Satzungen. Solche sind an- fänglich fast alle die, so aus vorigen 4. Classen sich zu GOtt umwenden, wie an dem lieben Benjamin und vielen andern zu sehen. Dieser Zustand ist der Vorhof der Jsraeliten, und die erste Hütte, dadurch man ins Heiligthum paßiret. 2 Tim. 1, 3. Phil. 3, 6. Solche ha- ben wol ein rein, aber nicht ein gut, ruhig, selig Ge- wissen, (wie hernach 1 Tim. 1, 5. Hebr. 13, 18.) sie haben Schuppen auf ihren Augen, und werden nicht inne, was vor Hitz und Blitz in den Worten der Zeugen GOttes sey: bis sie JEsus vom Himmel anschreyet. Jn solchen mag die Sünde der Unkeuschheit wol etwa als todt lie- gen und schlaffen, weil sie Satan in einem andern sub- tilen strick der eigenen Gerechtigkeit gefangen hält: sie ist aber darum nicht ausgefeget. 6. Gesetzliche, die gegen GOtt und Menschen aufrichtig sind, und sich des Singens, Betens, Lesens und ande- rer Heilsmittel zu ihrer Aufmunterung bedienen; dar- an auch nicht hangen bleiben, sondern zum rechten En- de zielen und hungern, nemlich, zur neuen Creatur und einem
C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit. daher machen ſie ohne Scheu mit, was die Welt vorerlaubt haͤlt, ungeachtet die klare Schrifft dawieder iſt. Was hingegen die Welt vor diſreputirlich und ſchimpflich haͤlt, davor huͤten ſie ſich ſehr, wenn es GOtt noch ſo ernſtlich befohlen haͤtte. Dieſes ſind die Leute, die ſo gerne Eſprits forts heiſſen wollen, eichenhoͤltzerne Gei- ſter, die aͤrgſten Spoͤtter der Nachfolger Chriſti, und werden nicht unfein durch einen Satyrum oder Wald- teufel abgebildet: denn die hatten aufgerichtete Hoͤrner, alſo ſtoſſen und ſtuͤrmen dieſe wieder den Himmel; ſie hatten lange Ohren, alſo geben dieſe ſehr viel auf Welt- ruͤhmen und Reputation, auf das qu’en dira-t-on? da ſpitzen ſie ihre Ohren weit und breit herum; endlich hat ein Satyrus Bocksfuͤſſe, alſo leben dieſe in Geilheit und heimlichen unreinen fleiſchlichen Luͤſten. 4) Phariſaͤiſche Betruͤger und Heuchler, die wol ſchwaͤ- tzen koͤnnen und einen huͤbſchen Schein fuͤhren, inwen- dig aber voll Unflaths ſtecken, gegen welche ſo ſubtil ein- ſchleichende verdammte Eigenliebe die allerheiligſten noch taͤglich zu wachen und zu kaͤmpfen haben, als Ruhm- ſucht, Eigennutz, Fleiſchesvergnuͤgen ꝛc.) dieſe ſpielen mit dem Geiſt der Unflaͤterey unterm Huͤtlein, alſo daß kein Wort GOttes bey ihnen tieffe Wurtzeln faſſen kann. 5) Selbſtbetrogene, die in ihren gottesdienſtlichen Uebungen eine aufrichtige Abſicht haben, aber ihr Chri- ſtenthum in ſolch bloß| aͤuſſerlich weſen ſetzen, eifern ſehr uͤber ihre vaͤterliche Satzungen. Solche ſind an- faͤnglich faſt alle die, ſo aus vorigen 4. Claſſen ſich zu GOtt umwenden, wie an dem lieben Benjamin und vielen andern zu ſehen. Dieſer Zuſtand iſt der Vorhof der Jſraeliten, und die erſte Huͤtte, dadurch man ins Heiligthum paßiret. 2 Tim. 1, 3. Phil. 3, 6. Solche ha- ben wol ein rein, aber nicht ein gut, ruhig, ſelig Ge- wiſſen, (wie hernach 1 Tim. 1, 5. Hebr. 13, 18.) ſie haben Schuppen auf ihren Augen, und werden nicht inne, was vor Hitz und Blitz in den Worten der Zeugen GOttes ſey: bis ſie JEſus vom Himmel anſchreyet. Jn ſolchen mag die Suͤnde der Unkeuſchheit wol etwa als todt lie- gen und ſchlaffen, weil ſie Satan in einem andern ſub- tilen ſtrick der eigenen Gerechtigkeit gefangen haͤlt: ſie iſt aber darum nicht ausgefeget. 6. Geſetzliche, die gegen GOtt und Menſchen aufrichtig ſind, und ſich des Singens, Betens, Leſens und ande- rer Heilsmittel zu ihrer Aufmunterung bedienen; dar- an auch nicht hangen bleiben, ſondern zum rechten En- de zielen und hungern, nemlich, zur neuen Creatur und einem
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <list> <item><pb facs="#f0765" n="745"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.</hi></fw><lb/> daher machen ſie ohne Scheu mit, was die Welt vor<lb/> erlaubt haͤlt, ungeachtet die klare Schrifft dawieder iſt.<lb/> Was hingegen die Welt vor diſreputirlich und ſchimpflich<lb/> haͤlt, davor huͤten ſie ſich ſehr, wenn es GOtt noch ſo<lb/> ernſtlich befohlen haͤtte. Dieſes ſind die Leute, die ſo<lb/> gerne <hi rendition="#aq">Eſprits forts</hi> heiſſen wollen, eichenhoͤltzerne Gei-<lb/> ſter, die aͤrgſten Spoͤtter der Nachfolger Chriſti, und<lb/> werden nicht unfein durch einen <hi rendition="#aq">Satyrum</hi> oder Wald-<lb/> teufel abgebildet: denn die hatten aufgerichtete Hoͤrner,<lb/> alſo ſtoſſen und ſtuͤrmen dieſe wieder den Himmel; ſie<lb/> hatten lange Ohren, alſo geben dieſe ſehr viel auf Welt-<lb/> ruͤhmen und Reputation, auf das <hi rendition="#aq">qu’en dira-t-on?</hi> da<lb/> ſpitzen ſie ihre Ohren weit und breit herum; endlich hat<lb/> ein <hi rendition="#aq">Satyrus</hi> Bocksfuͤſſe, alſo leben dieſe in Geilheit und<lb/> heimlichen unreinen fleiſchlichen Luͤſten.</item><lb/> <item>4) Phariſaͤiſche Betruͤger und Heuchler, die wol ſchwaͤ-<lb/> tzen koͤnnen und einen huͤbſchen Schein fuͤhren, inwen-<lb/> dig aber voll Unflaths ſtecken, gegen welche ſo ſubtil ein-<lb/> ſchleichende verdammte Eigenliebe die allerheiligſten<lb/> noch taͤglich zu wachen und zu kaͤmpfen haben, als Ruhm-<lb/> ſucht, Eigennutz, Fleiſchesvergnuͤgen ꝛc.) dieſe ſpielen<lb/> mit dem Geiſt der Unflaͤterey unterm Huͤtlein, alſo daß<lb/> kein Wort GOttes bey ihnen tieffe Wurtzeln faſſen<lb/> kann.</item><lb/> <item>5) <hi rendition="#fr">Selbſtbetrogene,</hi> die in ihren gottesdienſtlichen<lb/> Uebungen eine aufrichtige Abſicht haben, aber ihr Chri-<lb/> ſtenthum in ſolch bloß| aͤuſſerlich weſen ſetzen, eifern<lb/> ſehr uͤber ihre vaͤterliche Satzungen. Solche ſind an-<lb/> faͤnglich faſt alle die, ſo aus vorigen 4. Claſſen ſich zu<lb/> GOtt umwenden, wie an dem lieben Benjamin und<lb/> vielen andern zu ſehen. Dieſer Zuſtand iſt der Vorhof<lb/> der Jſraeliten, und die erſte Huͤtte, dadurch man ins<lb/> Heiligthum paßiret. 2 Tim. 1, 3. Phil. 3, 6. Solche ha-<lb/> ben wol ein rein, aber nicht ein gut, ruhig, ſelig Ge-<lb/> wiſſen, (wie hernach 1 Tim. 1, 5. Hebr. 13, 18.) ſie haben<lb/> Schuppen auf ihren Augen, und werden nicht inne, was<lb/> vor Hitz und Blitz in den Worten der Zeugen GOttes<lb/> ſey: bis ſie JEſus vom Himmel anſchreyet. Jn ſolchen<lb/> mag die Suͤnde der Unkeuſchheit wol etwa als todt lie-<lb/> gen und ſchlaffen, weil ſie Satan in einem andern ſub-<lb/> tilen ſtrick der eigenen Gerechtigkeit gefangen haͤlt: ſie iſt<lb/> aber darum nicht ausgefeget.</item><lb/> <item>6. <hi rendition="#fr">Geſetzliche,</hi> die gegen GOtt und Menſchen aufrichtig<lb/> ſind, und ſich des Singens, Betens, Leſens und ande-<lb/> rer Heilsmittel zu ihrer Aufmunterung bedienen; dar-<lb/> an auch nicht hangen bleiben, ſondern zum rechten En-<lb/> de zielen und hungern, nemlich, zur neuen Creatur und<lb/> <fw place="bottom" type="catch">einem</fw><lb/></item> </list> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [745/0765]
C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.
daher machen ſie ohne Scheu mit, was die Welt vor
erlaubt haͤlt, ungeachtet die klare Schrifft dawieder iſt.
Was hingegen die Welt vor diſreputirlich und ſchimpflich
haͤlt, davor huͤten ſie ſich ſehr, wenn es GOtt noch ſo
ernſtlich befohlen haͤtte. Dieſes ſind die Leute, die ſo
gerne Eſprits forts heiſſen wollen, eichenhoͤltzerne Gei-
ſter, die aͤrgſten Spoͤtter der Nachfolger Chriſti, und
werden nicht unfein durch einen Satyrum oder Wald-
teufel abgebildet: denn die hatten aufgerichtete Hoͤrner,
alſo ſtoſſen und ſtuͤrmen dieſe wieder den Himmel; ſie
hatten lange Ohren, alſo geben dieſe ſehr viel auf Welt-
ruͤhmen und Reputation, auf das qu’en dira-t-on? da
ſpitzen ſie ihre Ohren weit und breit herum; endlich hat
ein Satyrus Bocksfuͤſſe, alſo leben dieſe in Geilheit und
heimlichen unreinen fleiſchlichen Luͤſten.
4) Phariſaͤiſche Betruͤger und Heuchler, die wol ſchwaͤ-
tzen koͤnnen und einen huͤbſchen Schein fuͤhren, inwen-
dig aber voll Unflaths ſtecken, gegen welche ſo ſubtil ein-
ſchleichende verdammte Eigenliebe die allerheiligſten
noch taͤglich zu wachen und zu kaͤmpfen haben, als Ruhm-
ſucht, Eigennutz, Fleiſchesvergnuͤgen ꝛc.) dieſe ſpielen
mit dem Geiſt der Unflaͤterey unterm Huͤtlein, alſo daß
kein Wort GOttes bey ihnen tieffe Wurtzeln faſſen
kann.
5) Selbſtbetrogene, die in ihren gottesdienſtlichen
Uebungen eine aufrichtige Abſicht haben, aber ihr Chri-
ſtenthum in ſolch bloß| aͤuſſerlich weſen ſetzen, eifern
ſehr uͤber ihre vaͤterliche Satzungen. Solche ſind an-
faͤnglich faſt alle die, ſo aus vorigen 4. Claſſen ſich zu
GOtt umwenden, wie an dem lieben Benjamin und
vielen andern zu ſehen. Dieſer Zuſtand iſt der Vorhof
der Jſraeliten, und die erſte Huͤtte, dadurch man ins
Heiligthum paßiret. 2 Tim. 1, 3. Phil. 3, 6. Solche ha-
ben wol ein rein, aber nicht ein gut, ruhig, ſelig Ge-
wiſſen, (wie hernach 1 Tim. 1, 5. Hebr. 13, 18.) ſie haben
Schuppen auf ihren Augen, und werden nicht inne, was
vor Hitz und Blitz in den Worten der Zeugen GOttes
ſey: bis ſie JEſus vom Himmel anſchreyet. Jn ſolchen
mag die Suͤnde der Unkeuſchheit wol etwa als todt lie-
gen und ſchlaffen, weil ſie Satan in einem andern ſub-
tilen ſtrick der eigenen Gerechtigkeit gefangen haͤlt: ſie iſt
aber darum nicht ausgefeget.
6. Geſetzliche, die gegen GOtt und Menſchen aufrichtig
ſind, und ſich des Singens, Betens, Leſens und ande-
rer Heilsmittel zu ihrer Aufmunterung bedienen; dar-
an auch nicht hangen bleiben, ſondern zum rechten En-
de zielen und hungern, nemlich, zur neuen Creatur und
einem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |