sam gezwungen worden, dich stoltzen Ehrendieb den liederlichsten Lotterteufeln zu übergeben, um dich zu demüthigen, und deine hoffärtigen Fe- dern wohl mit dem Koth der Unkeuschheit zu be- schmieren, damit du recht allerdings scheußlich aussiehest, und dich vor GOtt und Menschen, vor Himmel und Erden und vor dir selbst ins Hertz hinein schämest, auch jederman besser ach- test als dich selbst.
6) Die Klage ist bitter, und scheinet einigen Grund zu haben: wo man sie aber beym Licht be- siehet, so steckt sie voller Eigenliebe. Es ver- drießt dich mehr, daß nicht etwas sonderbares aus dir worden ist, als daß Christo die Lie- be, die du ihm als deinem frömmsten HErrn und Gutthäter schuldig warest, ist entwendet worden, mithin seinem Reich ein merckliches ab- gegangen. Auf diesem gefährlichen und GOtt sehr mißfälligen Weg der schnöden Eigenliebe, gerathest du aus einem Uebel ins andere, und treibest Hurerey mit dir selbst.
Du klagest, man habe dich verführet; allein eben damit verrahtest du deines Hertzens faule Falschheit. Dann wann du es mit JEsu red- lich gemeinet hättest: so würdest du dich nicht so leicht von ihm haben abreissen lassen; dein Geist würde treulicher an ihm gehalten haben. Ueber dis ist just dadurch auch offenbar worden, daß du nicht deiner Einbildung nach ein von GOtt ge- pflantzter Baum seyest, gewurtzelt an den Was- serbächen: sondern leichtfertige Spreuer, die jeder Versuchungswind hin und her wehen kann.
Der
Anhang zum dritten Theil,
ſam gezwungen worden, dich ſtoltzen Ehrendieb den liederlichſten Lotterteufeln zu uͤbergeben, um dich zu demuͤthigen, und deine hoffaͤrtigen Fe- dern wohl mit dem Koth der Unkeuſchheit zu be- ſchmieren, damit du recht allerdings ſcheußlich ausſieheſt, und dich vor GOtt und Menſchen, vor Himmel und Erden und vor dir ſelbſt ins Hertz hinein ſchaͤmeſt, auch jederman beſſer ach- teſt als dich ſelbſt.
6) Die Klage iſt bitter, und ſcheinet einigen Grund zu haben: wo man ſie aber beym Licht be- ſiehet, ſo ſteckt ſie voller Eigenliebe. Es ver- drießt dich mehr, daß nicht etwas ſonderbares aus dir worden iſt, als daß Chriſto die Lie- be, die du ihm als deinem froͤmmſten HErrn und Gutthaͤter ſchuldig wareſt, iſt entwendet worden, mithin ſeinem Reich ein merckliches ab- gegangen. Auf dieſem gefaͤhrlichen und GOtt ſehr mißfaͤlligen Weg der ſchnoͤden Eigenliebe, geratheſt du aus einem Uebel ins andere, und treibeſt Hurerey mit dir ſelbſt.
Du klageſt, man habe dich verfuͤhret; allein eben damit verrahteſt du deines Hertzens faule Falſchheit. Dann wann du es mit JEſu red- lich gemeinet haͤtteſt: ſo wuͤrdeſt du dich nicht ſo leicht von ihm haben abreiſſen laſſen; dein Geiſt wuͤrde treulicher an ihm gehalten haben. Ueber dis iſt juſt dadurch auch offenbar worden, daß du nicht deiner Einbildung nach ein von GOtt ge- pflantzter Baum ſeyeſt, gewurtzelt an den Waſ- ſerbaͤchen: ſondern leichtfertige Spreuer, die jeder Verſuchungswind hin und her wehen kann.
Der
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Anhang zum dritten Theil,
ſam gezwungen worden, dich ſtoltzen Ehrendieb
den liederlichſten Lotterteufeln zu uͤbergeben, um
dich zu demuͤthigen, und deine hoffaͤrtigen Fe-
dern wohl mit dem Koth der Unkeuſchheit zu be-
ſchmieren, damit du recht allerdings ſcheußlich
ausſieheſt, und dich vor GOtt und Menſchen,
vor Himmel und Erden und vor dir ſelbſt ins
Hertz hinein ſchaͤmeſt, auch jederman beſſer ach-
teſt als dich ſelbſt.
6) Die Klage iſt bitter, und ſcheinet einigen
Grund zu haben: wo man ſie aber beym Licht be-
ſiehet, ſo ſteckt ſie voller Eigenliebe. Es ver-
drießt dich mehr, daß nicht etwas ſonderbares
aus dir worden iſt, als daß Chriſto die Lie-
be, die du ihm als deinem froͤmmſten HErrn
und Gutthaͤter ſchuldig wareſt, iſt entwendet
worden, mithin ſeinem Reich ein merckliches ab-
gegangen. Auf dieſem gefaͤhrlichen und GOtt
ſehr mißfaͤlligen Weg der ſchnoͤden Eigenliebe,
geratheſt du aus einem Uebel ins andere, und
treibeſt Hurerey mit dir ſelbſt.
Du klageſt, man habe dich verfuͤhret; allein
eben damit verrahteſt du deines Hertzens faule
Falſchheit. Dann wann du es mit JEſu red-
lich gemeinet haͤtteſt: ſo wuͤrdeſt du dich nicht ſo
leicht von ihm haben abreiſſen laſſen; dein Geiſt
wuͤrde treulicher an ihm gehalten haben. Ueber
dis iſt juſt dadurch auch offenbar worden, daß du
nicht deiner Einbildung nach ein von GOtt ge-
pflantzter Baum ſeyeſt, gewurtzelt an den Waſ-
ſerbaͤchen: ſondern leichtfertige Spreuer, die
jeder Verſuchungswind hin und her wehen kann.
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 734. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/754>, abgerufen am 22.11.2024.
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