Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.
und nicht wie Stoppeln im Zornfeuer verbrennen.
Bist du nun in CHristo; ist das Alte in dir ver-
gangen und alles neu worden, 2 Cor. 5. und erfäh-
rest du die unbeschreibliche Süßigkeit, Freund-
lichkeit, Lieblichkeit des Allerschönsten unter den
Menschenkindern: o wie leicht wird dirs seyn, das
heßliche, giftige, kriechende Gewürm der Unkeusch-
heit zu überwinden, ja gar zu zertreten, und zwar
mit äusserstem Eckel an so schnöden Fantaseyen.

5) Daß dir aber die Enthaltung so gar schwer,
ja gar unmöglich vorkommet: das ist deiner sorg-
fältigen Ueberlegung und Untersuchung wohl werth.
Bedencke nur wenigstens folgende Stücke. 1) Du
seyest selbst schuldig daran.
Du hast deine Ju-
gend nicht keusch und unbefleckt zu führen getrachtet;
du hast den Feind ins Hertz hinein gelassen, daß er
dieses höllische Unkraut ungehindert hinein gesäet:
du hast selbiges alsdenn lassen einwurtzeln, und zu
einem großmächtigen Fluchbaum werden: was
Wunder denn, daß du dich von diesem Dornen-
strauch must quälen und stechen lassen, und daß du
selbigen nicht ausreissen kannst? Hättest du JEsum
davor geliebet: so wäre dir so eine greuliche Noth
nicht begegnet. Du hast den süßen, holden JE-
sum nicht gesucht in hulden zu behalten: jetzt bist du
ein verloren Schaaf; jetzt zupfen die Hurenteufel
hie und da an dir; jetzt laßen sie dich wieder nicht mit
frieden; du must ihnen ost in einem Tag wol noch
so manch wüstes Dienstlein in deiner Seele thun.

2) Jmmittelst wage es doch nur, dich darge-
gen in CHristi Kraft zu wehren; mit GOtt wirst
du ritterliche Thaten thun; mit GOtt wirst du über
die Mauren springen, Ps. 18. Wenn du gleich ietzo
noch kein Auskommen siehest, als einer der zwischen
vier hohe Mauren eingesperret ist; so wird dir den-

noch
Z z 5

C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.
und nicht wie Stoppeln im Zornfeuer verbrennen.
Biſt du nun in CHriſto; iſt das Alte in dir ver-
gangen und alles neu worden, 2 Cor. 5. und erfaͤh-
reſt du die unbeſchreibliche Suͤßigkeit, Freund-
lichkeit, Lieblichkeit des Allerſchoͤnſten unter den
Menſchenkindern: o wie leicht wird dirs ſeyn, das
heßliche, giftige, kriechende Gewuͤrm der Unkeuſch-
heit zu uͤberwinden, ja gar zu zertreten, und zwar
mit aͤuſſerſtem Eckel an ſo ſchnoͤden Fantaſeyen.

5) Daß dir aber die Enthaltung ſo gar ſchwer,
ja gar unmoͤglich vorkommet: das iſt deiner ſorg-
faͤltigen Ueberlegung und Unterſuchung wohl werth.
Bedencke nur wenigſtens folgende Stuͤcke. 1) Du
ſeyeſt ſelbſt ſchuldig daran.
Du haſt deine Ju-
gend nicht keuſch und unbefleckt zu fuͤhren getrachtet;
du haſt den Feind ins Hertz hinein gelaſſen, daß er
dieſes hoͤlliſche Unkraut ungehindert hinein geſaͤet:
du haſt ſelbiges alsdenn laſſen einwurtzeln, und zu
einem großmaͤchtigen Fluchbaum werden: was
Wunder denn, daß du dich von dieſem Dornen-
ſtrauch muſt quaͤlen und ſtechen laſſen, und daß du
ſelbigen nicht ausreiſſen kannſt? Haͤtteſt du JEſum
davor geliebet: ſo waͤre dir ſo eine greuliche Noth
nicht begegnet. Du haſt den ſuͤßen, holden JE-
ſum nicht geſucht in hulden zu behalten: jetzt biſt du
ein verloren Schaaf; jetzt zupfen die Hurenteufel
hie und da an dir; jetzt laßen ſie dich wieder nicht mit
frieden; du muſt ihnen oſt in einem Tag wol noch
ſo manch wuͤſtes Dienſtlein in deiner Seele thun.

2) Jmmittelſt wage es doch nur, dich darge-
gen in CHriſti Kraft zu wehren; mit GOtt wirſt
du ritterliche Thaten thun; mit GOtt wirſt du uͤber
die Mauren ſpringen, Pſ. 18. Wenn du gleich ietzo
noch kein Auskommen ſieheſt, als einer der zwiſchen
vier hohe Mauren eingeſperret iſt; ſo wird dir den-

noch
Z z 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0749" n="729"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>
und nicht wie Stoppeln im Zornfeuer verbrennen.<lb/>
Bi&#x017F;t du nun in CHri&#x017F;to; i&#x017F;t das Alte in dir ver-<lb/>
gangen und alles neu worden, 2 Cor. 5. und erfa&#x0364;h-<lb/>
re&#x017F;t du die unbe&#x017F;chreibliche Su&#x0364;ßigkeit, Freund-<lb/>
lichkeit, Lieblichkeit des Aller&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten unter den<lb/>
Men&#x017F;chenkindern: o wie leicht wird dirs &#x017F;eyn, das<lb/>
heßliche, giftige, kriechende Gewu&#x0364;rm der Unkeu&#x017F;ch-<lb/>
heit zu u&#x0364;berwinden, ja gar zu zertreten, und zwar<lb/>
mit a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;tem Eckel an &#x017F;o &#x017F;chno&#x0364;den Fanta&#x017F;eyen.</p><lb/>
            <p>5) Daß dir aber die Enthaltung &#x017F;o gar &#x017F;chwer,<lb/>
ja gar unmo&#x0364;glich vorkommet: das i&#x017F;t deiner &#x017F;org-<lb/>
fa&#x0364;ltigen Ueberlegung und Unter&#x017F;uchung wohl werth.<lb/>
Bedencke nur wenig&#x017F;tens folgende Stu&#x0364;cke. 1) <hi rendition="#fr">Du<lb/>
&#x017F;eye&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chuldig daran.</hi> Du ha&#x017F;t deine Ju-<lb/>
gend nicht keu&#x017F;ch und unbefleckt zu fu&#x0364;hren getrachtet;<lb/>
du ha&#x017F;t den Feind ins Hertz hinein gela&#x017F;&#x017F;en, daß er<lb/>
die&#x017F;es ho&#x0364;lli&#x017F;che Unkraut ungehindert hinein ge&#x017F;a&#x0364;et:<lb/>
du ha&#x017F;t &#x017F;elbiges alsdenn la&#x017F;&#x017F;en einwurtzeln, und zu<lb/>
einem großma&#x0364;chtigen Fluchbaum werden: was<lb/>
Wunder denn, daß du dich von die&#x017F;em Dornen-<lb/>
&#x017F;trauch mu&#x017F;t qua&#x0364;len und &#x017F;techen la&#x017F;&#x017F;en, und daß du<lb/>
&#x017F;elbigen nicht ausrei&#x017F;&#x017F;en kann&#x017F;t? Ha&#x0364;tte&#x017F;t du JE&#x017F;um<lb/>
davor geliebet: &#x017F;o wa&#x0364;re dir &#x017F;o eine greuliche Noth<lb/>
nicht begegnet. Du ha&#x017F;t den &#x017F;u&#x0364;ßen, holden JE-<lb/>
&#x017F;um nicht ge&#x017F;ucht in hulden zu behalten: jetzt bi&#x017F;t du<lb/>
ein verloren Schaaf; jetzt zupfen die Hurenteufel<lb/>
hie und da an dir; jetzt laßen &#x017F;ie dich wieder nicht mit<lb/>
frieden; du mu&#x017F;t ihnen o&#x017F;t in einem Tag wol noch<lb/>
&#x017F;o manch wu&#x0364;&#x017F;tes Dien&#x017F;tlein in deiner Seele thun.</p><lb/>
            <p>2) Jmmittel&#x017F;t wage es doch nur, dich darge-<lb/>
gen in CHri&#x017F;ti Kraft zu wehren; mit GOtt wir&#x017F;t<lb/>
du ritterliche Thaten thun; mit GOtt wir&#x017F;t du u&#x0364;ber<lb/>
die Mauren &#x017F;pringen, P&#x017F;. 18. Wenn du gleich ietzo<lb/>
noch kein Auskommen &#x017F;iehe&#x017F;t, als einer der zwi&#x017F;chen<lb/>
vier hohe Mauren einge&#x017F;perret i&#x017F;t; &#x017F;o wird dir den-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z z 5</fw><fw place="bottom" type="catch">noch</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[729/0749] C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit. und nicht wie Stoppeln im Zornfeuer verbrennen. Biſt du nun in CHriſto; iſt das Alte in dir ver- gangen und alles neu worden, 2 Cor. 5. und erfaͤh- reſt du die unbeſchreibliche Suͤßigkeit, Freund- lichkeit, Lieblichkeit des Allerſchoͤnſten unter den Menſchenkindern: o wie leicht wird dirs ſeyn, das heßliche, giftige, kriechende Gewuͤrm der Unkeuſch- heit zu uͤberwinden, ja gar zu zertreten, und zwar mit aͤuſſerſtem Eckel an ſo ſchnoͤden Fantaſeyen. 5) Daß dir aber die Enthaltung ſo gar ſchwer, ja gar unmoͤglich vorkommet: das iſt deiner ſorg- faͤltigen Ueberlegung und Unterſuchung wohl werth. Bedencke nur wenigſtens folgende Stuͤcke. 1) Du ſeyeſt ſelbſt ſchuldig daran. Du haſt deine Ju- gend nicht keuſch und unbefleckt zu fuͤhren getrachtet; du haſt den Feind ins Hertz hinein gelaſſen, daß er dieſes hoͤlliſche Unkraut ungehindert hinein geſaͤet: du haſt ſelbiges alsdenn laſſen einwurtzeln, und zu einem großmaͤchtigen Fluchbaum werden: was Wunder denn, daß du dich von dieſem Dornen- ſtrauch muſt quaͤlen und ſtechen laſſen, und daß du ſelbigen nicht ausreiſſen kannſt? Haͤtteſt du JEſum davor geliebet: ſo waͤre dir ſo eine greuliche Noth nicht begegnet. Du haſt den ſuͤßen, holden JE- ſum nicht geſucht in hulden zu behalten: jetzt biſt du ein verloren Schaaf; jetzt zupfen die Hurenteufel hie und da an dir; jetzt laßen ſie dich wieder nicht mit frieden; du muſt ihnen oſt in einem Tag wol noch ſo manch wuͤſtes Dienſtlein in deiner Seele thun. 2) Jmmittelſt wage es doch nur, dich darge- gen in CHriſti Kraft zu wehren; mit GOtt wirſt du ritterliche Thaten thun; mit GOtt wirſt du uͤber die Mauren ſpringen, Pſ. 18. Wenn du gleich ietzo noch kein Auskommen ſieheſt, als einer der zwiſchen vier hohe Mauren eingeſperret iſt; ſo wird dir den- noch Z z 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/749
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 729. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/749>, abgerufen am 16.07.2024.