dem Heiligen. Gottesfurcht und Keuschheit wehret, daß man sich nicht in seinem eigenen Wein bezeche. 1 Cor. 7, 29. 31. 1 Thes. 4, 4. 5. Und wann so die eheliche Verbindung keine Verhin- derung, sondern eine Erinnerung und Abbildung der Vermählung mit JEsu ist: Erst alsdann ist der Ehestand heilig und das Ehebette unbefleckt. Hebr. 13, 4.
5) Essen und Trincken ist auch natürlich; aber schädlich, schändlich, und mehr als viehisch ists, wann der Seelen ihr Wille den Leib dazu mahnet und treibt, und nicht die Nothdurft des Leibes den Geist. Daher die, so sich nicht Zeit nehmen an das Essen zu sinnen, gesund bleiben und alt wer- den; dagegen, Leute die vor Müßiggang nicht wis- sen, was vorzunehmen, die essen und trincken oh- ne Hunger und Durst, und forciren also ihre Na- tur erbärmlich, daß der Magen fast nicht weiß, woran er ist. Gleiche Bewandniß hat es mit dem Beywohnen; der Geist soll immerdar mit göttli- chen Dingen beschäfftiget seyn, oder sonst mit an- dern Sachen, so dem menschlichen Leben dienlich sind, und niemals den Leib an dergleichen Händel erinnern, sondern warten bis die Bedürfniß des Leibes den Geist mahnet. Gleichwie nicht die ehe- mals empfundene Annehmlichkeit der Speise zum essen reitzen soll, sondern nur bloß der leere Magen.
II.Einwurff.
Jch kann mich nicht enthalten; es plagt mich dergestalt, daß ich keine Ruhe habe, biß das Feuer gelöscht ist.
Antwort:
1) Jsts mit allen sündlichen Neigungen eben das. Ein Rachgieriger hat keine Rast noch Ru- he, bis er sich gerochen. Einen Hochmüthigen
quälet
Anhang zum dritten Theil,
dem Heiligen. Gottesfurcht und Keuſchheit wehret, daß man ſich nicht in ſeinem eigenen Wein bezeche. 1 Cor. 7, 29. 31. 1 Theſ. 4, 4. 5. Und wann ſo die eheliche Verbindung keine Verhin- derung, ſondern eine Erinnerung und Abbildung der Vermaͤhlung mit JEſu iſt: Erſt alsdann iſt der Eheſtand heilig und das Ehebette unbefleckt. Hebr. 13, 4.
5) Eſſen und Trincken iſt auch natuͤrlich; aber ſchaͤdlich, ſchaͤndlich, und mehr als viehiſch iſts, wann der Seelen ihr Wille den Leib dazu mahnet und treibt, und nicht die Nothdurft des Leibes den Geiſt. Daher die, ſo ſich nicht Zeit nehmen an das Eſſen zu ſinnen, geſund bleiben und alt wer- den; dagegen, Leute die vor Muͤßiggang nicht wiſ- ſen, was vorzunehmen, die eſſen und trincken oh- ne Hunger und Durſt, und forciren alſo ihre Na- tur erbaͤrmlich, daß der Magen faſt nicht weiß, woran er iſt. Gleiche Bewandniß hat es mit dem Beywohnen; der Geiſt ſoll immerdar mit goͤttli- chen Dingen beſchaͤfftiget ſeyn, oder ſonſt mit an- dern Sachen, ſo dem menſchlichen Leben dienlich ſind, und niemals den Leib an dergleichen Haͤndel erinnern, ſondern warten bis die Beduͤrfniß des Leibes den Geiſt mahnet. Gleichwie nicht die ehe- mals empfundene Annehmlichkeit der Speiſe zum eſſen reitzen ſoll, ſondern nur bloß der leere Magen.
II.Einwurff.
Jch kann mich nicht enthalten; es plagt mich dergeſtalt, daß ich keine Ruhe habe, biß das Feuer geloͤſcht iſt.
Antwort:
1) Jſts mit allen ſuͤndlichen Neigungen eben das. Ein Rachgieriger hat keine Raſt noch Ru- he, bis er ſich gerochen. Einen Hochmuͤthigen
quaͤlet
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Anhang zum dritten Theil,
dem Heiligen. Gottesfurcht und Keuſchheit
wehret, daß man ſich nicht in ſeinem eigenen
Wein bezeche. 1 Cor. 7, 29. 31. 1 Theſ. 4, 4. 5. Und
wann ſo die eheliche Verbindung keine Verhin-
derung, ſondern eine Erinnerung und Abbildung
der Vermaͤhlung mit JEſu iſt: Erſt alsdann iſt
der Eheſtand heilig und das Ehebette unbefleckt.
Hebr. 13, 4.
5) Eſſen und Trincken iſt auch natuͤrlich; aber
ſchaͤdlich, ſchaͤndlich, und mehr als viehiſch iſts,
wann der Seelen ihr Wille den Leib dazu mahnet
und treibt, und nicht die Nothdurft des Leibes den
Geiſt. Daher die, ſo ſich nicht Zeit nehmen an
das Eſſen zu ſinnen, geſund bleiben und alt wer-
den; dagegen, Leute die vor Muͤßiggang nicht wiſ-
ſen, was vorzunehmen, die eſſen und trincken oh-
ne Hunger und Durſt, und forciren alſo ihre Na-
tur erbaͤrmlich, daß der Magen faſt nicht weiß,
woran er iſt. Gleiche Bewandniß hat es mit dem
Beywohnen; der Geiſt ſoll immerdar mit goͤttli-
chen Dingen beſchaͤfftiget ſeyn, oder ſonſt mit an-
dern Sachen, ſo dem menſchlichen Leben dienlich
ſind, und niemals den Leib an dergleichen Haͤndel
erinnern, ſondern warten bis die Beduͤrfniß des
Leibes den Geiſt mahnet. Gleichwie nicht die ehe-
mals empfundene Annehmlichkeit der Speiſe zum
eſſen reitzen ſoll, ſondern nur bloß der leere Magen.
II. Einwurff.
Jch kann mich nicht enthalten; es plagt
mich dergeſtalt, daß ich keine Ruhe habe, biß
das Feuer geloͤſcht iſt.
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1) Jſts mit allen ſuͤndlichen Neigungen eben
das. Ein Rachgieriger hat keine Raſt noch Ru-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 726. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/746>, abgerufen am 23.11.2024.
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