dann GOtt gefallen oder nicht, sie möchten vom Cain oder vom Seth abstammen, darnach fragten sie wenig. Der Seelen Schönheit, das Reich GOttes und seine Gerechtigkeit, die Gewogenheit bey GOtt etc. galt nichts bey ihnen: sie sahen sich nicht um nach tugendsamen und gottseligen Ehegat- ten, sondern sahen sich nur um nach weissen Häuten und wohlbefleischten Gliedern: 1. Mos. 6, 2. Also ha- ben ihre Augen ihren Seelen Gewalt angethan, und sie dahin geraubet; ihre Augen haben ihnen wahr- haftig das Leben gefressen, Klagl. 3, 51. indem sie durch das Gesicht in fleischliche Lüste geriethen, da- durch GOtt zum Zorn gereitzet worden, und sie alle miteinander durch die Sündfluth vertilget hat.
Traue dir selbst niemals; ob du auch schon einen feinen Grad in der Heiligung erreichet hättest: sin- temal, durch eben die Augenfenster der Tod, und die gäntzliche Erschütterung ja groß Unglück zu einem königlichen Propheten hineingestiegen, und in seine Seelenkräffte (die doch durch langwierige Gottselig- keit zu paradiesischen Pallästen und göttlich schönen Vestungen des heiligen Geistes worden waren) ein- gedrungen. 2 Sam. 11, 2. Jer. 9, 20. Ach der Augen ihre Lust ist nicht vom Vater, sondern von der Welt, und in keinem der ihr folget ist die Liebe des Vaters zugegen. 1 Joh. 2. Des Menschen schädlichsten Feinde sind wol seine Hausgenossen, nemlich die von der schnöden Lust durchgiftete Sinnen. O des gros- sen Jammers! darinnen wir in der Welt schweben.
Die Liebe zu GOtt ist zwar ein solcher Balsam, davor kein Gift der Sünden lange bestehen mag: Jndessen bleibt dieses allerdings ein sehr heilsames Gebot Chrifli, daß man den Augen bey Zeiten ihre Begierde abschlage; ehe sich die böse Lust zu weit ausbreitet, und nicht nur gegenwärtig Unruhe
macht,
Anhang zum dritten Theil,
dann GOtt gefallen oder nicht, ſie moͤchten vom Cain oder vom Seth abſtammen, darnach fragten ſie wenig. Der Seelen Schoͤnheit, das Reich GOttes und ſeine Gerechtigkeit, die Gewogenheit bey GOtt ꝛc. galt nichts bey ihnen: ſie ſahen ſich nicht um nach tugendſamen und gottſeligen Ehegat- ten, ſondern ſahen ſich nur um nach weiſſen Haͤuten und wohlbefleiſchten Gliedern: 1. Moſ. 6, 2. Alſo ha- ben ihre Augen ihren Seelen Gewalt angethan, und ſie dahin geraubet; ihre Augen haben ihnen wahr- haftig das Leben gefreſſen, Klagl. 3, 51. indem ſie durch das Geſicht in fleiſchliche Luͤſte geriethen, da- durch GOtt zum Zorn gereitzet worden, und ſie alle miteinander durch die Suͤndfluth vertilget hat.
Traue dir ſelbſt niemals; ob du auch ſchon einen feinen Grad in der Heiligung erreichet haͤtteſt: ſin- temal, durch eben die Augenfenſter der Tod, und die gaͤntzliche Erſchuͤtterung ja groß Ungluͤck zu einem koͤniglichen Propheten hineingeſtiegen, und in ſeine Seelenkraͤffte (die doch durch langwierige Gottſelig- keit zu paradieſiſchen Pallaͤſten und goͤttlich ſchoͤnen Veſtungen des heiligen Geiſtes worden waren) ein- gedrungen. 2 Sam. 11, 2. Jer. 9, 20. Ach der Augen ihre Luſt iſt nicht vom Vater, ſondern von der Welt, und in keinem der ihr folget iſt die Liebe des Vaters zugegen. 1 Joh. 2. Des Menſchen ſchaͤdlichſten Feinde ſind wol ſeine Hausgenoſſen, nemlich die von der ſchnoͤden Luſt durchgiftete Sinnen. O des groſ- ſen Jammers! darinnen wir in der Welt ſchweben.
Die Liebe zu GOtt iſt zwar ein ſolcher Balſam, davor kein Gift der Suͤnden lange beſtehen mag: Jndeſſen bleibt dieſes allerdings ein ſehr heilſames Gebot Chrifli, daß man den Augen bey Zeiten ihre Begierde abſchlage; ehe ſich die boͤſe Luſt zu weit ausbreitet, und nicht nur gegenwaͤrtig Unruhe
macht,
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[672/0692]
Anhang zum dritten Theil,
dann GOtt gefallen oder nicht, ſie moͤchten vom
Cain oder vom Seth abſtammen, darnach fragten
ſie wenig. Der Seelen Schoͤnheit, das Reich
GOttes und ſeine Gerechtigkeit, die Gewogenheit
bey GOtt ꝛc. galt nichts bey ihnen: ſie ſahen ſich
nicht um nach tugendſamen und gottſeligen Ehegat-
ten, ſondern ſahen ſich nur um nach weiſſen Haͤuten
und wohlbefleiſchten Gliedern: 1. Moſ. 6, 2. Alſo ha-
ben ihre Augen ihren Seelen Gewalt angethan, und
ſie dahin geraubet; ihre Augen haben ihnen wahr-
haftig das Leben gefreſſen, Klagl. 3, 51. indem ſie
durch das Geſicht in fleiſchliche Luͤſte geriethen, da-
durch GOtt zum Zorn gereitzet worden, und ſie alle
miteinander durch die Suͤndfluth vertilget hat.
Traue dir ſelbſt niemals; ob du auch ſchon einen
feinen Grad in der Heiligung erreichet haͤtteſt: ſin-
temal, durch eben die Augenfenſter der Tod, und
die gaͤntzliche Erſchuͤtterung ja groß Ungluͤck zu einem
koͤniglichen Propheten hineingeſtiegen, und in ſeine
Seelenkraͤffte (die doch durch langwierige Gottſelig-
keit zu paradieſiſchen Pallaͤſten und goͤttlich ſchoͤnen
Veſtungen des heiligen Geiſtes worden waren) ein-
gedrungen. 2 Sam. 11, 2. Jer. 9, 20. Ach der Augen
ihre Luſt iſt nicht vom Vater, ſondern von der Welt,
und in keinem der ihr folget iſt die Liebe des Vaters
zugegen. 1 Joh. 2. Des Menſchen ſchaͤdlichſten
Feinde ſind wol ſeine Hausgenoſſen, nemlich die von
der ſchnoͤden Luſt durchgiftete Sinnen. O des groſ-
ſen Jammers! darinnen wir in der Welt ſchweben.
Die Liebe zu GOtt iſt zwar ein ſolcher Balſam,
davor kein Gift der Suͤnden lange beſtehen mag:
Jndeſſen bleibt dieſes allerdings ein ſehr heilſames
Gebot Chrifli, daß man den Augen bey Zeiten ihre
Begierde abſchlage; ehe ſich die boͤſe Luſt zu weit
ausbreitet, und nicht nur gegenwaͤrtig Unruhe
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 672. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/692>, abgerufen am 22.11.2024.
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