überdrüßig wird; auch können Wiederwärtigkei- ten die Sünde eckelhafft machen. 1 Petr. 4, 1. Summa es gibt Gnadenstunden, da unser König JEsus nahe bey dir fürüber gehet, dich mit er- barmen anblickt, und dir die Hand reichet, dich aus der grausamen Schlamgruben heraus zu zie- hen: O da ists hohe Zeit, daß du einen so herrli- chen Anlaß selig zu werden nicht vorbeyfliessen lassest! zumahl wenn du dich alsdann sonderbar gelocket und gezogen befindest, und in die erfreuli- che Möglichkeit gesetzet bist errettet zu werden.
Fürnehmlich sind Leibesschmertzen und See- lenängste rechte starcke Liebesseile dich aus dem wüsten Sumpf und Dorngehecke ins schöne Para- dies der Reinigkeit JEsu Christi hineinzuziehen. Creutzstunden haben das reine, feine Gold der Keuschheit im Mund; Creutztage sind die Erndte- zeit, und das Lauberhüttenfest, einen reichen Vor- rath von Früchten und Kräfften des heiligen Gei- stes vom Baum des Lebens zu sammlen: wobey du je der Keuschheit nicht vergessen wirst, selbige in gläubigem Gebet abzubrechen, und deine See- le davon zu nehren. Wann man mit einem gros- sen Stecken auf einen Fröschweiher starck schlägt, so lassen sie von ihrem Gequäcke ein bißgen ab: also machen harte Schläge der himmlischen Zucht- ruthen, daß Unkeuschheit innehalten und schweigen muß.
Vielleicht denckt mancher: das wäre alles gut, die Heilsmittel sind gar köstlich: aber, aber, wann ich nur Neigung und Lust hätte selbige zu gebrau- chen! es fehlet mir nur daran, so wolt ich bald hof- fen, die Keuschheit zu erlangen: ach GOtt! wer gibt mir den Willen? Antwort: GOtt. Darum wann du seinen Gnadenzug in dir merckest, so hal-
te
S s 4
C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.
uͤberdruͤßig wird; auch koͤnnen Wiederwaͤrtigkei- ten die Suͤnde eckelhafft machen. 1 Petr. 4, 1. Summa es gibt Gnadenſtunden, da unſer Koͤnig JEſus nahe bey dir fuͤruͤber gehet, dich mit er- barmen anblickt, und dir die Hand reichet, dich aus der grauſamen Schlamgruben heraus zu zie- hen: O da iſts hohe Zeit, daß du einen ſo herrli- chen Anlaß ſelig zu werden nicht vorbeyflieſſen laſſeſt! zumahl wenn du dich alsdann ſonderbar gelocket und gezogen befindeſt, und in die erfreuli- che Moͤglichkeit geſetzet biſt errettet zu werden.
Fuͤrnehmlich ſind Leibesſchmertzen und See- lenaͤngſte rechte ſtarcke Liebesſeile dich aus dem wuͤſten Sumpf und Dorngehecke ins ſchoͤne Para- dies der Reinigkeit JEſu Chriſti hineinzuziehen. Creutzſtunden haben das reine, feine Gold der Keuſchheit im Mund; Creutztage ſind die Erndte- zeit, und das Lauberhuͤttenfeſt, einen reichen Vor- rath von Fruͤchten und Kraͤfften des heiligen Gei- ſtes vom Baum des Lebens zu ſammlen: wobey du je der Keuſchheit nicht vergeſſen wirſt, ſelbige in glaͤubigem Gebet abzubrechen, und deine See- le davon zu nehren. Wann man mit einem groſ- ſen Stecken auf einen Froͤſchweiher ſtarck ſchlaͤgt, ſo laſſen ſie von ihrem Gequaͤcke ein bißgen ab: alſo machen harte Schlaͤge der himmliſchen Zucht- ruthen, daß Unkeuſchheit innehalten und ſchweigen muß.
Vielleicht denckt mancher: das waͤre alles gut, die Heilsmittel ſind gar koͤſtlich: aber, aber, wann ich nur Neigung und Luſt haͤtte ſelbige zu gebrau- chen! es fehlet mir nur daran, ſo wolt ich bald hof- fen, die Keuſchheit zu erlangen: ach GOtt! wer gibt mir den Willen? Antwort: GOtt. Darum wann du ſeinen Gnadenzug in dir merckeſt, ſo hal-
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uͤberdruͤßig wird; auch koͤnnen Wiederwaͤrtigkei-
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Summa es gibt Gnadenſtunden, da unſer Koͤnig
JEſus nahe bey dir fuͤruͤber gehet, dich mit er-
barmen anblickt, und dir die Hand reichet, dich
aus der grauſamen Schlamgruben heraus zu zie-
hen: O da iſts hohe Zeit, daß du einen ſo herrli-
chen Anlaß ſelig zu werden nicht vorbeyflieſſen
laſſeſt! zumahl wenn du dich alsdann ſonderbar
gelocket und gezogen befindeſt, und in die erfreuli-
che Moͤglichkeit geſetzet biſt errettet zu werden.
Fuͤrnehmlich ſind Leibesſchmertzen und See-
lenaͤngſte rechte ſtarcke Liebesſeile dich aus dem
wuͤſten Sumpf und Dorngehecke ins ſchoͤne Para-
dies der Reinigkeit JEſu Chriſti hineinzuziehen.
Creutzſtunden haben das reine, feine Gold der
Keuſchheit im Mund; Creutztage ſind die Erndte-
zeit, und das Lauberhuͤttenfeſt, einen reichen Vor-
rath von Fruͤchten und Kraͤfften des heiligen Gei-
ſtes vom Baum des Lebens zu ſammlen: wobey
du je der Keuſchheit nicht vergeſſen wirſt, ſelbige
in glaͤubigem Gebet abzubrechen, und deine See-
le davon zu nehren. Wann man mit einem groſ-
ſen Stecken auf einen Froͤſchweiher ſtarck ſchlaͤgt,
ſo laſſen ſie von ihrem Gequaͤcke ein bißgen ab:
alſo machen harte Schlaͤge der himmliſchen Zucht-
ruthen, daß Unkeuſchheit innehalten und ſchweigen
muß.
Vielleicht denckt mancher: das waͤre alles gut,
die Heilsmittel ſind gar koͤſtlich: aber, aber, wann
ich nur Neigung und Luſt haͤtte ſelbige zu gebrau-
chen! es fehlet mir nur daran, ſo wolt ich bald hof-
fen, die Keuſchheit zu erlangen: ach GOtt! wer
gibt mir den Willen? Antwort: GOtt. Darum
wann du ſeinen Gnadenzug in dir merckeſt, ſo hal-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/667>, abgerufen am 25.11.2024.
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