Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

C. 2. Man müsse sich zuerst bekehren.
tern. Pred. 12, 14. Da wird mancher vermeinter
heiliger wegen heimlich getriebener Fleischeslust
vergebens im Himmel gesucht, und mit entsetzen
unter den Verfluchten werden angetroffen werden.
O wie wird ein unkeuscher anders von der Sache
urtheilen in der Hölle: da wol sonst ein Zahnwehe
oder Bauchgrimmen die Geilhelt schon vertreiben
kann! Ach daß dieses fürnehmlich junge Leute be-
dächten, und ihre frische, muntere Jugend in
Keuschheit zubrächten: wie viel Schmertzen ent-
giengen sie! Welch einen guten Grund legten sie
zur allerhöchsten Fortun in Zeit und Ewigkeit!
Wo aber der heilige Geist nicht Gehör findet;
da schrecket die Hölle nicht mehr von Sünden ab,
als der Berg Hecla in Jsland; er mag Feuer
speyen so lang er will. Die grosse Sicherheit
macht, daß man sich bey allen Sünden viel weiter
von der Hölle zu seyn einbildet, als wir hier in der
Schweitz von allen Feuerspeyenden Bergen der
Welt sind.

X.
Jst dieses auch ein treflich Mittel die10) Er gibt
einen Vor-
schmack
des ewigen
Lebens.

Keuschheit zu behalten, wann der heilige Geist ei-
nem Jünger Christi einen Vorschmack der ewi-
gen Freude gibt,
und ihn truncken macht von den
reichen Gütern des Hauses GOttes, und einen
heiligen Strahl aus der reinen Ewigkeit in sein
andächtig Hertz hinein scheinen läßt. Wann man
die himmlischen Erscheinungen in der Offenba-
rung Johannis nur liefet, so erweckts schon einen
heiligen Schauer: wie vielmehr wann der heilige
Geist den Vorhang wegziehet, und hinein gucken
läßt in die ewige Herrlichkeit? O wie bringt das
tieffe Erwegen der klaren Reinigkeit der heili-
gen Seraphim, und der alles unendlich überstei-
genden Heiligkeit der Menschheit JEsu (vor

de-
R r 3

C. 2. Man muͤſſe ſich zuerſt bekehren.
tern. Pred. 12, 14. Da wird mancher vermeinter
heiliger wegen heimlich getriebener Fleiſchesluſt
vergebens im Himmel geſucht, und mit entſetzen
unter den Verfluchten werden angetroffen werden.
O wie wird ein unkeuſcher anders von der Sache
urtheilen in der Hoͤlle: da wol ſonſt ein Zahnwehe
oder Bauchgrimmen die Geilhelt ſchon vertreiben
kann! Ach daß dieſes fuͤrnehmlich junge Leute be-
daͤchten, und ihre friſche, muntere Jugend in
Keuſchheit zubraͤchten: wie viel Schmertzen ent-
giengen ſie! Welch einen guten Grund legten ſie
zur allerhoͤchſten Fortun in Zeit und Ewigkeit!
Wo aber der heilige Geiſt nicht Gehoͤr findet;
da ſchrecket die Hoͤlle nicht mehr von Suͤnden ab,
als der Berg Hecla in Jsland; er mag Feuer
ſpeyen ſo lang er will. Die groſſe Sicherheit
macht, daß man ſich bey allen Suͤnden viel weiter
von der Hoͤlle zu ſeyn einbildet, als wir hier in der
Schweitz von allen Feuerſpeyenden Bergen der
Welt ſind.

X.
Jſt dieſes auch ein treflich Mittel die10) Er gibt
einen Vor-
ſchmack
des ewigen
Lebens.

Keuſchheit zu behalten, wann der heilige Geiſt ei-
nem Juͤnger Chriſti einen Vorſchmack der ewi-
gen Freude gibt,
und ihn truncken macht von den
reichen Guͤtern des Hauſes GOttes, und einen
heiligen Strahl aus der reinen Ewigkeit in ſein
andaͤchtig Hertz hinein ſcheinen laͤßt. Wann man
die himmliſchen Erſcheinungen in der Offenba-
rung Johannis nur liefet, ſo erweckts ſchon einen
heiligen Schauer: wie vielmehr wann der heilige
Geiſt den Vorhang wegziehet, und hinein gucken
laͤßt in die ewige Herrlichkeit? O wie bringt das
tieffe Erwegen der klaren Reinigkeit der heili-
gen Seraphim, und der alles unendlich uͤberſtei-
genden Heiligkeit der Menſchheit JEſu (vor

de-
R r 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0649" n="629"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">C. 2. Man mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich zuer&#x017F;t bekehren.</hi></fw><lb/>
tern. Pred. 12, 14. Da wird mancher vermeinter<lb/>
heiliger wegen heimlich getriebener Flei&#x017F;cheslu&#x017F;t<lb/>
vergebens im Himmel ge&#x017F;ucht, und mit ent&#x017F;etzen<lb/>
unter den Verfluchten werden angetroffen werden.<lb/>
O wie wird ein unkeu&#x017F;cher anders von der Sache<lb/>
urtheilen in der Ho&#x0364;lle: da wol &#x017F;on&#x017F;t ein Zahnwehe<lb/>
oder Bauchgrimmen die Geilhelt &#x017F;chon vertreiben<lb/>
kann! Ach daß die&#x017F;es fu&#x0364;rnehmlich junge Leute be-<lb/>
da&#x0364;chten, und ihre fri&#x017F;che, muntere Jugend in<lb/>
Keu&#x017F;chheit zubra&#x0364;chten: wie viel Schmertzen ent-<lb/>
giengen &#x017F;ie! Welch einen guten Grund legten &#x017F;ie<lb/>
zur allerho&#x0364;ch&#x017F;ten Fortun in Zeit und Ewigkeit!<lb/>
Wo aber der heilige Gei&#x017F;t nicht Geho&#x0364;r findet;<lb/>
da &#x017F;chrecket die Ho&#x0364;lle nicht mehr von Su&#x0364;nden ab,<lb/>
als der Berg Hecla in Jsland; er mag Feuer<lb/>
&#x017F;peyen &#x017F;o lang er will. Die gro&#x017F;&#x017F;e Sicherheit<lb/>
macht, daß man &#x017F;ich bey allen Su&#x0364;nden viel weiter<lb/>
von der Ho&#x0364;lle zu &#x017F;eyn einbildet, als wir hier in der<lb/>
Schweitz von allen Feuer&#x017F;peyenden Bergen der<lb/>
Welt &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">X.</hi><lb/>
J&#x017F;t die&#x017F;es auch ein treflich Mittel die<note place="right">10) Er gibt<lb/>
einen Vor-<lb/>
&#x017F;chmack<lb/>
des ewigen<lb/>
Lebens.</note><lb/>
Keu&#x017F;chheit zu behalten, wann der heilige Gei&#x017F;t ei-<lb/>
nem Ju&#x0364;nger Chri&#x017F;ti <hi rendition="#fr">einen Vor&#x017F;chmack der ewi-<lb/>
gen Freude gibt,</hi> und ihn truncken macht von den<lb/>
reichen Gu&#x0364;tern des Hau&#x017F;es GOttes, und einen<lb/>
heiligen Strahl aus der reinen Ewigkeit in &#x017F;ein<lb/>
anda&#x0364;chtig Hertz hinein &#x017F;cheinen la&#x0364;ßt. Wann man<lb/>
die himmli&#x017F;chen Er&#x017F;cheinungen in der Offenba-<lb/>
rung Johannis nur liefet, &#x017F;o erweckts &#x017F;chon einen<lb/>
heiligen Schauer: wie vielmehr wann der heilige<lb/>
Gei&#x017F;t den Vorhang wegziehet, und hinein gucken<lb/>
la&#x0364;ßt in die ewige Herrlichkeit? O wie bringt das<lb/>
tieffe Erwegen der klaren Reinigkeit der heili-<lb/>
gen Seraphim, und der alles unendlich u&#x0364;ber&#x017F;tei-<lb/>
genden Heiligkeit der Men&#x017F;chheit JE&#x017F;u (vor<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R r 3</fw><fw place="bottom" type="catch">de-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[629/0649] C. 2. Man muͤſſe ſich zuerſt bekehren. tern. Pred. 12, 14. Da wird mancher vermeinter heiliger wegen heimlich getriebener Fleiſchesluſt vergebens im Himmel geſucht, und mit entſetzen unter den Verfluchten werden angetroffen werden. O wie wird ein unkeuſcher anders von der Sache urtheilen in der Hoͤlle: da wol ſonſt ein Zahnwehe oder Bauchgrimmen die Geilhelt ſchon vertreiben kann! Ach daß dieſes fuͤrnehmlich junge Leute be- daͤchten, und ihre friſche, muntere Jugend in Keuſchheit zubraͤchten: wie viel Schmertzen ent- giengen ſie! Welch einen guten Grund legten ſie zur allerhoͤchſten Fortun in Zeit und Ewigkeit! Wo aber der heilige Geiſt nicht Gehoͤr findet; da ſchrecket die Hoͤlle nicht mehr von Suͤnden ab, als der Berg Hecla in Jsland; er mag Feuer ſpeyen ſo lang er will. Die groſſe Sicherheit macht, daß man ſich bey allen Suͤnden viel weiter von der Hoͤlle zu ſeyn einbildet, als wir hier in der Schweitz von allen Feuerſpeyenden Bergen der Welt ſind. X. Jſt dieſes auch ein treflich Mittel die Keuſchheit zu behalten, wann der heilige Geiſt ei- nem Juͤnger Chriſti einen Vorſchmack der ewi- gen Freude gibt, und ihn truncken macht von den reichen Guͤtern des Hauſes GOttes, und einen heiligen Strahl aus der reinen Ewigkeit in ſein andaͤchtig Hertz hinein ſcheinen laͤßt. Wann man die himmliſchen Erſcheinungen in der Offenba- rung Johannis nur liefet, ſo erweckts ſchon einen heiligen Schauer: wie vielmehr wann der heilige Geiſt den Vorhang wegziehet, und hinein gucken laͤßt in die ewige Herrlichkeit? O wie bringt das tieffe Erwegen der klaren Reinigkeit der heili- gen Seraphim, und der alles unendlich uͤberſtei- genden Heiligkeit der Menſchheit JEſu (vor de- 10) Er gibt einen Vor- ſchmack des ewigen Lebens. R r 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/649
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/649>, abgerufen am 25.11.2024.