Man kann es aber insonderheit daher hand-f) greiflich wissen, weil in den Jünglingsjahren, wenn der Same anfängt generirt zu werden, und sich wieder mit dem Geblüte zu vermengen, solche stupende Veränderungen im Leibe und Gemüthe vorgehen. Zum Exempel: von der Zeit an wird der gantze Leib recht starck, der Muth getrost, behertzt und tapfer. Der gan- tze Umlauff des Bluts ist stärcker, macht also mehr Stärcke, Hertzhaftigkeit und Triebe. Al- le functiones des Leibes gehen besser von stat- ten; alle Werckzeuge werden härter und fester; alle Glieder robuster, alle Verrichtungen mun- terer, alles Unternehmen und Ueberlegen weit verständiger. Die Stimme und Sprache wird laut, grob und rauh, und der Leib an sehr vie- len Orten mit Haaren bewachsen.
Da hingegen, wenn, zum Exempel, bey den Castraten dietestesweggenommen, und also die Erzeugung des Samens auf- gehoben wird: so werden sie dadurch gewaltig entkräftet; weil ihr Geblüte durch diesen Balsam nicht mehr gestärckt und kräftig gemacht werden kann. Jh- re Stimme bleibt kindisch, hell und hoch,* die Glieder schlapp, weichlich und schwach, der Muth weibisch, der gantze Leib träge, schwäch- lich, hinfällig, und zu vielen Verrichtungen, wo- zu sonderlich eine resolute Munterkeit erfordert wird, gantz ungeschickt. Der Bart, wenn er nicht vor der Castrirung da gewesen, bleibt ihr Lebe- lang aus, und ihre Haare wachsen sonst auch
nur
* Daher die Jtaliäner Knaben, die sie zu galanten Sängern machen wollen, auszuschneiden pflegen, davon ein merckwürdiger Brief von dem berühm- ten Jtaliänischen Medico zu Padua, D. Ant. Va- lisnieri in dem Commercio litterario A. 1731. p. 236. sqq. zu lesen ist.
C 5
Betracht. der Unreinigkeit. (I. Th.)
Man kann es aber inſonderheit daher hand-f) greiflich wiſſen, weil in den Juͤnglingsjahren, wenn der Same anfaͤngt generirt zu werden, und ſich wieder mit dem Gebluͤte zu vermengen, ſolche ſtupende Veraͤnderungen im Leibe und Gemuͤthe vorgehen. Zum Exempel: von der Zeit an wird der gantze Leib recht ſtarck, der Muth getroſt, behertzt und tapfer. Der gan- tze Umlauff des Bluts iſt ſtaͤrcker, macht alſo mehr Staͤrcke, Hertzhaftigkeit und Triebe. Al- le functiones des Leibes gehen beſſer von ſtat- ten; alle Werckzeuge werden haͤrter und feſter; alle Glieder robuſter, alle Verrichtungen mun- terer, alles Unternehmen und Ueberlegen weit verſtaͤndiger. Die Stimme und Sprache wird laut, grob und rauh, und der Leib an ſehr vie- len Orten mit Haaren bewachſen.
Da hingegen, wenn, zum Exempel, bey den Caſtraten dieteſtesweggenommen, und alſo die Erzeugung des Samens auf- gehoben wird: ſo werden ſie dadurch gewaltig entkraͤftet; weil ihr Gebluͤte durch dieſen Balſam nicht mehr geſtaͤrckt und kraͤftig gemacht werden kann. Jh- re Stimme bleibt kindiſch, hell und hoch,* die Glieder ſchlapp, weichlich und ſchwach, der Muth weibiſch, der gantze Leib traͤge, ſchwaͤch- lich, hinfaͤllig, und zu vielen Verrichtungen, wo- zu ſonderlich eine reſolute Munterkeit erfordert wird, gantz ungeſchickt. Der Bart, wenn er nicht vor der Caſtrirung da geweſen, bleibt ihr Lebe- lang aus, und ihre Haare wachſen ſonſt auch
nur
* Daher die Jtaliaͤner Knaben, die ſie zu galanten Saͤngern machen wollen, auszuſchneiden pflegen, davon ein merckwuͤrdiger Brief von dem beruͤhm- ten Jtaliaͤniſchen Medico zu Padua, D. Ant. Va- liſnieri in dem Commercio litterario A. 1731. p. 236. ſqq. zu leſen iſt.
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Betracht. der Unreinigkeit. (I. Th.)
Man kann es aber inſonderheit daher hand-
greiflich wiſſen, weil in den Juͤnglingsjahren,
wenn der Same anfaͤngt generirt zu werden,
und ſich wieder mit dem Gebluͤte zu vermengen,
ſolche ſtupende Veraͤnderungen im Leibe und
Gemuͤthe vorgehen. Zum Exempel: von der
Zeit an wird der gantze Leib recht ſtarck, der
Muth getroſt, behertzt und tapfer. Der gan-
tze Umlauff des Bluts iſt ſtaͤrcker, macht alſo
mehr Staͤrcke, Hertzhaftigkeit und Triebe. Al-
le functiones des Leibes gehen beſſer von ſtat-
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alle Glieder robuſter, alle Verrichtungen mun-
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verſtaͤndiger. Die Stimme und Sprache wird
laut, grob und rauh, und der Leib an ſehr vie-
len Orten mit Haaren bewachſen.
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Da hingegen, wenn, zum Exempel, bey
den Caſtraten die teſtes weggenommen,
und alſo die Erzeugung des Samens auf-
gehoben wird: ſo werden ſie dadurch
gewaltig entkraͤftet; weil ihr Gebluͤte
durch dieſen Balſam nicht mehr geſtaͤrckt
und kraͤftig gemacht werden kann. Jh-
re Stimme bleibt kindiſch, hell und
hoch, * die Glieder ſchlapp, weichlich und ſchwach,
der Muth weibiſch, der gantze Leib traͤge, ſchwaͤch-
lich, hinfaͤllig, und zu vielen Verrichtungen, wo-
zu ſonderlich eine reſolute Munterkeit erfordert
wird, gantz ungeſchickt. Der Bart, wenn er nicht
vor der Caſtrirung da geweſen, bleibt ihr Lebe-
lang aus, und ihre Haare wachſen ſonſt auch
nur
* Daher die Jtaliaͤner Knaben, die ſie zu galanten
Saͤngern machen wollen, auszuſchneiden pflegen,
davon ein merckwuͤrdiger Brief von dem beruͤhm-
ten Jtaliaͤniſchen Medico zu Padua, D. Ant. Va-
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p. 236. ſqq. zu leſen iſt.
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/61>, abgerufen am 27.11.2024.
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