Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Quellen der Unreinigkeit.
nicht eben sonderlich geachtet werden durften: so bemü-
heten sich derselben Verfasser, sie durch einen neuen und
ihrer Meinung nach angenehmen Stilum beliebter zu
machen: schrieben demnach nicht in der alten Gallischen
oder Spanischen Sprache, die der gemeine Mann rede-
te, sondern nahmen nach der damaligen Gewohnheit
viele Worte und Redensarten aus der Römischen und
Lateinischen Sprache her; daher man anfieng eine jede
solche Schrift einen Roman zu nennen: wie denn die
Spanier noch bis auf den heutigen Tag ihre schönsten
Poesien mit dem Namen Romance zu belegen pflegen.
Ein schönes Erbtheil von den durch Lüste im Jrrthum
verderbten Heiden auf das Christenvolck des heiligen
und lebendigen GOttes!
16) Weil sie ihren Liebhabern einmal in der letzten To-
desnoth zur schrecklichen Marter und Angst wer-
den können:
und am ersten denjenigen, die so oft und
so hertzlich dafür sind gewarnet worden. Denn hier
heißts recht im hohen Verstand: Jhre Wercke folgen
ihnen nach. Was der Mensch säet, das wird er
erndten:
was er mit so grossem Fleiß und Belieben in
seine Seele hinein gesamlet hat, das wird nun endlich
anfangen, seine letzten und bittersten Früchte zu bringen,
O wer Ohren hat zu hören, der höre!

VI.
Der Mangel der Kirchenzucht, welcheVI. Man-
gel der Kir-
chenzucht.

Paulus so ernsthaft treibet, sonderbar wieder die
Unreinen, 1 Cor. 5. ist auch eine Hauptursach und
Beförderung der Unreinigkeit. Jn der ersten
Kirche wäre ein Bischof abgesetzt worden, und die
gantze Gemeine hätte es für eine unerhörte Got-
tesdieberey angesehen, wenn er leichtfertigen Leu-
ten das heilige Abendmahl gereicht hätte. Allein
in unsrer heutigen Christenheit siehets leider gantz
anders aus.

Wenn gleich ein Pfarrer an jungen Leuten keine
Christliche Ader noch Begierde Christo zu leben ver-
spüret; wenn gleich die Lustseuche nicht im gering-
sten angegriffen und gecreutziget wird; wenn gleich
im Gegentheil JEsus in den Seelen gecreutziget
und seine Lehre öffentlich zum Gespött gemacht
wird; wenn gleich junge Leute vom Hurengeist

gantz
O o 4
Quellen der Unreinigkeit.
nicht eben ſonderlich geachtet werden durften: ſo bemuͤ-
heten ſich derſelben Verfaſſer, ſie durch einen neuen und
ihrer Meinung nach angenehmen Stilum beliebter zu
machen: ſchrieben demnach nicht in der alten Galliſchen
oder Spaniſchen Sprache, die der gemeine Mann rede-
te, ſondern nahmen nach der damaligen Gewohnheit
viele Worte und Redensarten aus der Roͤmiſchen und
Lateiniſchen Sprache her; daher man anfieng eine jede
ſolche Schrift einen Roman zu nennen: wie denn die
Spanier noch bis auf den heutigen Tag ihre ſchoͤnſten
Poeſien mit dem Namen Romance zu belegen pflegen.
Ein ſchoͤnes Erbtheil von den durch Luͤſte im Jrrthum
verderbten Heiden auf das Chriſtenvolck des heiligen
und lebendigen GOttes!
16) Weil ſie ihren Liebhabern einmal in der letzten To-
desnoth zur ſchrecklichen Marter und Angſt wer-
den koͤnnen:
und am erſten denjenigen, die ſo oft und
ſo hertzlich dafuͤr ſind gewarnet worden. Denn hier
heißts recht im hohen Verſtand: Jhre Wercke folgen
ihnen nach. Was der Menſch ſaͤet, das wird er
erndten:
was er mit ſo groſſem Fleiß und Belieben in
ſeine Seele hinein geſamlet hat, das wird nun endlich
anfangen, ſeine letzten und bitterſten Fruͤchte zu bringen,
O wer Ohren hat zu hoͤren, der hoͤre!

VI.
Der Mangel der Kirchenzucht, welcheVI. Man-
gel der Kir-
chenzucht.

Paulus ſo ernſthaft treibet, ſonderbar wieder die
Unreinen, 1 Cor. 5. iſt auch eine Haupturſach und
Befoͤrderung der Unreinigkeit. Jn der erſten
Kirche waͤre ein Biſchof abgeſetzt worden, und die
gantze Gemeine haͤtte es fuͤr eine unerhoͤrte Got-
tesdieberey angeſehen, wenn er leichtfertigen Leu-
ten das heilige Abendmahl gereicht haͤtte. Allein
in unſrer heutigen Chriſtenheit ſiehets leider gantz
anders aus.

Wenn gleich ein Pfarrer an jungen Leuten keine
Chriſtliche Ader noch Begierde Chriſto zu leben ver-
ſpuͤret; wenn gleich die Luſtſeuche nicht im gering-
ſten angegriffen und gecreutziget wird; wenn gleich
im Gegentheil JEſus in den Seelen gecreutziget
und ſeine Lehre oͤffentlich zum Geſpoͤtt gemacht
wird; wenn gleich junge Leute vom Hurengeiſt

gantz
O o 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0603" n="583"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Quellen der Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>
nicht eben &#x017F;onderlich geachtet werden durften: &#x017F;o bemu&#x0364;-<lb/>
heten &#x017F;ich der&#x017F;elben Verfa&#x017F;&#x017F;er, &#x017F;ie durch einen neuen und<lb/>
ihrer Meinung nach angenehmen Stilum beliebter zu<lb/>
machen: &#x017F;chrieben demnach nicht in der alten Galli&#x017F;chen<lb/>
oder Spani&#x017F;chen Sprache, die der gemeine Mann rede-<lb/>
te, &#x017F;ondern nahmen nach der damaligen Gewohnheit<lb/>
viele Worte und Redensarten aus der Ro&#x0364;mi&#x017F;chen und<lb/>
Lateini&#x017F;chen Sprache her; daher man anfieng eine jede<lb/>
&#x017F;olche Schrift einen Roman zu nennen: wie denn die<lb/>
Spanier noch bis auf den heutigen Tag ihre &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten<lb/>
Poe&#x017F;ien mit dem Namen Romance zu belegen pflegen.<lb/>
Ein &#x017F;cho&#x0364;nes Erbtheil von den durch Lu&#x0364;&#x017F;te im Jrrthum<lb/>
verderbten Heiden auf das Chri&#x017F;tenvolck des heiligen<lb/>
und lebendigen GOttes!</item><lb/>
              <item>16) Weil &#x017F;ie ihren Liebhabern einmal <hi rendition="#fr">in der letzten To-<lb/>
desnoth zur &#x017F;chrecklichen Marter und Ang&#x017F;t wer-<lb/>
den ko&#x0364;nnen:</hi> und am er&#x017F;ten denjenigen, die &#x017F;o oft und<lb/>
&#x017F;o hertzlich dafu&#x0364;r &#x017F;ind gewarnet worden. Denn hier<lb/>
heißts recht im hohen Ver&#x017F;tand: <hi rendition="#fr">Jhre Wercke folgen<lb/>
ihnen nach. Was der Men&#x017F;ch &#x017F;a&#x0364;et, das wird er<lb/>
erndten:</hi> was er mit &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;em Fleiß und Belieben in<lb/>
&#x017F;eine Seele hinein ge&#x017F;amlet hat, das wird nun endlich<lb/>
anfangen, &#x017F;eine letzten und bitter&#x017F;ten Fru&#x0364;chte zu bringen,<lb/><hi rendition="#fr">O wer Ohren hat zu ho&#x0364;ren, der ho&#x0364;re!</hi></item>
            </list><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">VI.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Der Mangel der Kirchenzucht,</hi> welche<note place="right"><hi rendition="#aq">VI.</hi> Man-<lb/>
gel der Kir-<lb/>
chenzucht.</note><lb/>
Paulus &#x017F;o ern&#x017F;thaft treibet, &#x017F;onderbar wieder die<lb/>
Unreinen, 1 Cor. 5. i&#x017F;t auch eine Hauptur&#x017F;ach und<lb/>
Befo&#x0364;rderung der Unreinigkeit. Jn der er&#x017F;ten<lb/>
Kirche wa&#x0364;re ein Bi&#x017F;chof abge&#x017F;etzt worden, und die<lb/>
gantze Gemeine ha&#x0364;tte es fu&#x0364;r eine unerho&#x0364;rte Got-<lb/>
tesdieberey ange&#x017F;ehen, wenn er leichtfertigen Leu-<lb/>
ten das heilige Abendmahl gereicht ha&#x0364;tte. Allein<lb/>
in un&#x017F;rer heutigen Chri&#x017F;tenheit &#x017F;iehets leider gantz<lb/>
anders aus.</p><lb/>
            <p>Wenn gleich ein Pfarrer an jungen Leuten keine<lb/>
Chri&#x017F;tliche Ader noch Begierde Chri&#x017F;to zu leben ver-<lb/>
&#x017F;pu&#x0364;ret; wenn gleich die Lu&#x017F;t&#x017F;euche nicht im gering-<lb/>
&#x017F;ten angegriffen und gecreutziget wird; wenn gleich<lb/>
im Gegentheil JE&#x017F;us in den Seelen gecreutziget<lb/>
und &#x017F;eine Lehre o&#x0364;ffentlich zum Ge&#x017F;po&#x0364;tt gemacht<lb/>
wird; wenn gleich junge Leute vom Hurengei&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O o 4</fw><fw place="bottom" type="catch">gantz</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[583/0603] Quellen der Unreinigkeit. nicht eben ſonderlich geachtet werden durften: ſo bemuͤ- heten ſich derſelben Verfaſſer, ſie durch einen neuen und ihrer Meinung nach angenehmen Stilum beliebter zu machen: ſchrieben demnach nicht in der alten Galliſchen oder Spaniſchen Sprache, die der gemeine Mann rede- te, ſondern nahmen nach der damaligen Gewohnheit viele Worte und Redensarten aus der Roͤmiſchen und Lateiniſchen Sprache her; daher man anfieng eine jede ſolche Schrift einen Roman zu nennen: wie denn die Spanier noch bis auf den heutigen Tag ihre ſchoͤnſten Poeſien mit dem Namen Romance zu belegen pflegen. Ein ſchoͤnes Erbtheil von den durch Luͤſte im Jrrthum verderbten Heiden auf das Chriſtenvolck des heiligen und lebendigen GOttes! 16) Weil ſie ihren Liebhabern einmal in der letzten To- desnoth zur ſchrecklichen Marter und Angſt wer- den koͤnnen: und am erſten denjenigen, die ſo oft und ſo hertzlich dafuͤr ſind gewarnet worden. Denn hier heißts recht im hohen Verſtand: Jhre Wercke folgen ihnen nach. Was der Menſch ſaͤet, das wird er erndten: was er mit ſo groſſem Fleiß und Belieben in ſeine Seele hinein geſamlet hat, das wird nun endlich anfangen, ſeine letzten und bitterſten Fruͤchte zu bringen, O wer Ohren hat zu hoͤren, der hoͤre! VI. Der Mangel der Kirchenzucht, welche Paulus ſo ernſthaft treibet, ſonderbar wieder die Unreinen, 1 Cor. 5. iſt auch eine Haupturſach und Befoͤrderung der Unreinigkeit. Jn der erſten Kirche waͤre ein Biſchof abgeſetzt worden, und die gantze Gemeine haͤtte es fuͤr eine unerhoͤrte Got- tesdieberey angeſehen, wenn er leichtfertigen Leu- ten das heilige Abendmahl gereicht haͤtte. Allein in unſrer heutigen Chriſtenheit ſiehets leider gantz anders aus. VI. Man- gel der Kir- chenzucht. Wenn gleich ein Pfarrer an jungen Leuten keine Chriſtliche Ader noch Begierde Chriſto zu leben ver- ſpuͤret; wenn gleich die Luſtſeuche nicht im gering- ſten angegriffen und gecreutziget wird; wenn gleich im Gegentheil JEſus in den Seelen gecreutziget und ſeine Lehre oͤffentlich zum Geſpoͤtt gemacht wird; wenn gleich junge Leute vom Hurengeiſt gantz O o 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/603
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/603>, abgerufen am 22.11.2024.