mermehr. Wer nicht will streiten um die Kron, bleibt ewiglich in Spott und Hohn. Die Un- keuschheit ist der allerunverschämteste Schandbalg; sie tritt zur Seele hin; sie erwischet die Einbil- dungskraft, und bezaubert sie mit ihrer Schmin- cke; sie erhaschet das Hertz behend und unvermu- thet, (wie ein armes Vögelein) ins Garn der Fleischesbegierde, daß sich der Mensch gefangen fühlet, ehe er einmal an seinen Feind gedacht; welches sich auch alsdenn zumalen zuträgt, wann sich der Gläubige nach einem Gebetskampf einige Glaubensfreudigkeit zuwege gebracht hat, und sich alsdann aufs Faulbett der Sicherheit wirft, und aller Gefahr entrunnen zu seyn vermeint: da kommt ein unkeuscher Einfall plötzlich wie ein Pfeil daher geflogen, und trift die unachtsame Taube, so nicht mit Christo in GOtt verborgen geblieben, sehr gefährlich.
Faulentzerey, Fürwitz und Müßiggang hat dem Teufel Anlaß gegeben, den David zu hinter- schleichen, und so grausamlich zu verwunden, daß er davon am inneren Leben gestorben wäre, wann ihm JEsus der getreue nicht mit seinem Oel und Wein zu Hülfe gekommen wäre, so bald derselbe nur seine Entkräftung gefühlt, und zu seinem so hochbeleidigten GOtt um Erbarmung geschrien. Durch fürwitziges spatzieren gehen und Müßig- gang hat Dina ihren Crantz verlohren. Hätte sie bey Verwahrung ihres Hertzens auch ihre Hausgeschäfte fein ordentlich abgewartet: so wäre das entsetzliche Blutbad nicht erfolget. Eine ei- nige müßige Stunde hat mehrmahlen ein so gros- ses Hertzeleid gebracht, das in vielen Jahren nicht hat mögen ersetzet werden. Der müßige und schlaffende Simson kam von aller seiner Ehre,
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Quellen der Unreinigkeit.
mermehr. Wer nicht will ſtreiten um die Kron, bleibt ewiglich in Spott und Hohn. Die Un- keuſchheit iſt der allerunverſchaͤmteſte Schandbalg; ſie tritt zur Seele hin; ſie erwiſchet die Einbil- dungskraft, und bezaubert ſie mit ihrer Schmin- cke; ſie erhaſchet das Hertz behend und unvermu- thet, (wie ein armes Voͤgelein) ins Garn der Fleiſchesbegierde, daß ſich der Menſch gefangen fuͤhlet, ehe er einmal an ſeinen Feind gedacht; welches ſich auch alsdenn zumalen zutraͤgt, wann ſich der Glaͤubige nach einem Gebetskampf einige Glaubensfreudigkeit zuwege gebracht hat, und ſich alsdann aufs Faulbett der Sicherheit wirft, und aller Gefahr entrunnen zu ſeyn vermeint: da kommt ein unkeuſcher Einfall ploͤtzlich wie ein Pfeil daher geflogen, und trift die unachtſame Taube, ſo nicht mit Chriſto in GOtt verborgen geblieben, ſehr gefaͤhrlich.
Faulentzerey, Fuͤrwitz und Muͤßiggang hat dem Teufel Anlaß gegeben, den David zu hinter- ſchleichen, und ſo grauſamlich zu verwunden, daß er davon am inneren Leben geſtorben waͤre, wann ihm JEſus der getreue nicht mit ſeinem Oel und Wein zu Huͤlfe gekommen waͤre, ſo bald derſelbe nur ſeine Entkraͤftung gefuͤhlt, und zu ſeinem ſo hochbeleidigten GOtt um Erbarmung geſchrien. Durch fuͤrwitziges ſpatzieren gehen und Muͤßig- gang hat Dina ihren Crantz verlohren. Haͤtte ſie bey Verwahrung ihres Hertzens auch ihre Hausgeſchaͤfte fein ordentlich abgewartet: ſo waͤre das entſetzliche Blutbad nicht erfolget. Eine ei- nige muͤßige Stunde hat mehrmahlen ein ſo groſ- ſes Hertzeleid gebracht, das in vielen Jahren nicht hat moͤgen erſetzet werden. Der muͤßige und ſchlaffende Simſon kam von aller ſeiner Ehre,
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Quellen der Unreinigkeit.
mermehr. Wer nicht will ſtreiten um die Kron,
bleibt ewiglich in Spott und Hohn. Die Un-
keuſchheit iſt der allerunverſchaͤmteſte Schandbalg;
ſie tritt zur Seele hin; ſie erwiſchet die Einbil-
dungskraft, und bezaubert ſie mit ihrer Schmin-
cke; ſie erhaſchet das Hertz behend und unvermu-
thet, (wie ein armes Voͤgelein) ins Garn der
Fleiſchesbegierde, daß ſich der Menſch gefangen
fuͤhlet, ehe er einmal an ſeinen Feind gedacht;
welches ſich auch alsdenn zumalen zutraͤgt, wann
ſich der Glaͤubige nach einem Gebetskampf einige
Glaubensfreudigkeit zuwege gebracht hat, und ſich
alsdann aufs Faulbett der Sicherheit wirft, und
aller Gefahr entrunnen zu ſeyn vermeint: da
kommt ein unkeuſcher Einfall ploͤtzlich wie ein Pfeil
daher geflogen, und trift die unachtſame Taube,
ſo nicht mit Chriſto in GOtt verborgen geblieben,
ſehr gefaͤhrlich.
Faulentzerey, Fuͤrwitz und Muͤßiggang hat
dem Teufel Anlaß gegeben, den David zu hinter-
ſchleichen, und ſo grauſamlich zu verwunden, daß
er davon am inneren Leben geſtorben waͤre, wann
ihm JEſus der getreue nicht mit ſeinem Oel und
Wein zu Huͤlfe gekommen waͤre, ſo bald derſelbe
nur ſeine Entkraͤftung gefuͤhlt, und zu ſeinem ſo
hochbeleidigten GOtt um Erbarmung geſchrien.
Durch fuͤrwitziges ſpatzieren gehen und Muͤßig-
gang hat Dina ihren Crantz verlohren. Haͤtte
ſie bey Verwahrung ihres Hertzens auch ihre
Hausgeſchaͤfte fein ordentlich abgewartet: ſo waͤre
das entſetzliche Blutbad nicht erfolget. Eine ei-
nige muͤßige Stunde hat mehrmahlen ein ſo groſ-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/569>, abgerufen am 26.11.2024.
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