Einfluß über sie gemacht haben? warum hats ihnen denn so gar nicht nur nichts geschadet, sondern viel- mehr genutzt?
Sprichst du: vielleicht ist ein geringeres Futter und harte Arbeit die Ursach davon: Ey, siehe! so weis- sest du ja, was zu thun! Warum wilst denn du deinen Leib verzärteln? warum dem Müßiggang und üppiger Völlerey nachgehen, und dir dadurch die heßliche Noth und Kranckheiten zuziehen? Viel- leicht, damit du Materie zu calumniiren und über den Ueberfluß des Samens zu klagen habest? Kanst du GOtt so beschuldigen über dem, worein du dich selber stürtzest? Wenn sich ein Trunckenbold Kopf- weh und Dummheit im Verstand an den Hals säuft: darf er denn hingehen und klagen, GOtt ha- be den Weinstock wachsen lassen; oder er habe ihm mit Kopfweh wollen plagen, und was dergleichen gotteslästerlicher Thorheiten mehr sind? Jst dir dein Christenthum ein rechter Ernst: wirst du dich denn nicht lieber aller niedlichen Speisen und starcken Nahrung enthalten, und durch harte Arbeit und Fa- sten dein Fleisch creutzigen, als GOtt vorsetzlich be- leidigen, und dich hernach mit einem Lügenmantel, obwol bey zitterndem Gewissen decken wollen? Man lese und erwege wohl, was der Verfasser davon oben im 5. und 6ten Lehrsatz weitläuftig ausgeführet.
6. Solte aber jemand gedencken: Mit ihm seys zu weit kommen, die Lustseuche sey auf dem Thron, Leib und Seel in ihren Ketten, ihre Macht auch unüberwindlich; dazu sey zu besorgen, daß der Weg zur Rückkehr des Samens ins Blut bereits vergangen; seine Sache sey wol unheilbar, und er müsse sich zu retten aus der Noth eine Tugend ma- chen, und den heftigen Anfällen der Lustseuche zuwei- len nachgeben etc. der höre zu!
a) Der Teufel ist zu seiner Sache ein starcker Orator, und der mit Paßionen verblendete Verstand ein aufgebläheter Beurtheiler |der Dinge, die |den
Be-
(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
Einfluß uͤber ſie gemacht haben? warum hats ihnen denn ſo gar nicht nur nichts geſchadet, ſondern viel- mehr genutzt?
Sprichſt du: vielleicht iſt ein geringeres Futter und harte Arbeit die Urſach davon: Ey, ſiehe! ſo weiſ- ſeſt du ja, was zu thun! Warum wilſt denn du deinen Leib verzaͤrteln? warum dem Muͤßiggang und uͤppiger Voͤllerey nachgehen, und dir dadurch die heßliche Noth und Kranckheiten zuziehen? Viel- leicht, damit du Materie zu calumniiren und uͤber den Ueberfluß des Samens zu klagen habeſt? Kanſt du GOtt ſo beſchuldigen uͤber dem, worein du dich ſelber ſtuͤrtzeſt? Wenn ſich ein Trunckenbold Kopf- weh und Dummheit im Verſtand an den Hals ſaͤuft: darf er denn hingehen und klagen, GOtt ha- be den Weinſtock wachſen laſſen; oder er habe ihm mit Kopfweh wollen plagen, und was dergleichen gotteslaͤſterlicher Thorheiten mehr ſind? Jſt dir dein Chriſtenthum ein rechter Ernſt: wirſt du dich denn nicht lieber aller niedlichen Speiſen und ſtarcken Nahrung enthalten, und durch harte Arbeit und Fa- ſten dein Fleiſch creutzigen, als GOtt vorſetzlich be- leidigen, und dich hernach mit einem Luͤgenmantel, obwol bey zitterndem Gewiſſen decken wollen? Man leſe und erwege wohl, was der Verfaſſer davon oben im 5. und 6ten Lehrſatz weitlaͤuftig ausgefuͤhret.
6. Solte aber jemand gedencken: Mit ihm ſeys zu weit kommen, die Luſtſeuche ſey auf dem Thron, Leib und Seel in ihren Ketten, ihre Macht auch unuͤberwindlich; dazu ſey zu beſorgen, daß der Weg zur Ruͤckkehr des Samens ins Blut bereits vergangen; ſeine Sache ſey wol unheilbar, und er muͤſſe ſich zu retten aus der Noth eine Tugend ma- chen, und den heftigen Anfaͤllen der Luſtſeuche zuwei- len nachgeben ꝛc. der hoͤre zu!
a) Der Teufel iſt zu ſeiner Sache ein ſtarcker Orator, und der mit Paßionen verblendete Verſtand ein aufgeblaͤheter Beurtheiler |der Dinge, die |den
Be-
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(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
Einfluß uͤber ſie gemacht haben? warum hats ihnen
denn ſo gar nicht nur nichts geſchadet, ſondern viel-
mehr genutzt?
Sprichſt du: vielleicht iſt ein geringeres Futter und
harte Arbeit die Urſach davon: Ey, ſiehe! ſo weiſ-
ſeſt du ja, was zu thun! Warum wilſt denn du
deinen Leib verzaͤrteln? warum dem Muͤßiggang
und uͤppiger Voͤllerey nachgehen, und dir dadurch
die heßliche Noth und Kranckheiten zuziehen? Viel-
leicht, damit du Materie zu calumniiren und uͤber
den Ueberfluß des Samens zu klagen habeſt? Kanſt
du GOtt ſo beſchuldigen uͤber dem, worein du dich
ſelber ſtuͤrtzeſt? Wenn ſich ein Trunckenbold Kopf-
weh und Dummheit im Verſtand an den Hals
ſaͤuft: darf er denn hingehen und klagen, GOtt ha-
be den Weinſtock wachſen laſſen; oder er habe ihm
mit Kopfweh wollen plagen, und was dergleichen
gotteslaͤſterlicher Thorheiten mehr ſind? Jſt dir dein
Chriſtenthum ein rechter Ernſt: wirſt du dich denn
nicht lieber aller niedlichen Speiſen und ſtarcken
Nahrung enthalten, und durch harte Arbeit und Fa-
ſten dein Fleiſch creutzigen, als GOtt vorſetzlich be-
leidigen, und dich hernach mit einem Luͤgenmantel,
obwol bey zitterndem Gewiſſen decken wollen? Man
leſe und erwege wohl, was der Verfaſſer davon oben
im 5. und 6ten Lehrſatz weitlaͤuftig ausgefuͤhret.
6. Solte aber jemand gedencken: Mit ihm ſeys
zu weit kommen, die Luſtſeuche ſey auf dem
Thron, Leib und Seel in ihren Ketten, ihre Macht
auch unuͤberwindlich; dazu ſey zu beſorgen, daß der
Weg zur Ruͤckkehr des Samens ins Blut bereits
vergangen; ſeine Sache ſey wol unheilbar, und er
muͤſſe ſich zu retten aus der Noth eine Tugend ma-
chen, und den heftigen Anfaͤllen der Luſtſeuche zuwei-
len nachgeben ꝛc. der hoͤre zu!
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Orator, und der mit Paßionen verblendete Verſtand
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/540>, abgerufen am 24.11.2024.
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