ihrer Unzucht und Kindermords wegen am Le- ben erst vor 5. Jahren bestraft worden, besitzet, und selbiges zu dergleichen Vorstellungen für sich und andere gebrauchet. Oben an der Stirn dieses Knochengerüstes stehet die Ueberschrift an- gemacht: Wo ist nun deine Wollust! hin- unter! etc. Ezech. 32, 19. und weiter unten ste- het: ach wehe! wehe dir! C. 16, 23. Und das ist auch ein kräftiges Mittel, dem fladder- haften Hertzen endlich beyzubringen, daß es in kurtzem alles gantz anders empfinden wird.
Mir ist allezeit des Käysers Theodosii Sym- bolum überaus bedencklich gewesen: Prius sper- ma foetidum, vixi domus stercorum, denatus esca vermium; das ist: Ursprünglich, ehe ich das Licht dieser Welt erblickte, bestund mein Wesen in einem garstigen Wust des Samens; meine Lebenszeit hindurch war ich eben ein Behältniß von unzehlichem Unflat und Unreinigkeiten; nach dem Tode werde ich endlich von den Würmern gefressen. O eine geringe, o eine kurtze, o ei- ne verachtenswürdige Herrlichkeit, davon schwer zu sagen, ob man sich mehr davor fürchten, als sich drauf freuen soll.
Dergestalt habe Jhnen nun, mein theurer Freund, in dieser angelegentlichen Sache so viel mir bewust, einen hinlänglichen Bericht gegeben, und den nöthigen Rath ertheilet, auch allerley Uebungen, die von wohl versuchten Streitern bewehrt befunden worden, hiemit öffentlich vor- geschlagen. Bey alle dem muß ich Sie annoch
für
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wieder die Unreinigkeit.
ihrer Unzucht und Kindermords wegen am Le- ben erſt vor 5. Jahren beſtraft worden, beſitzet, und ſelbiges zu dergleichen Vorſtellungen fuͤr ſich und andere gebrauchet. Oben an der Stirn dieſes Knochengeruͤſtes ſtehet die Ueberſchrift an- gemacht: Wo iſt nun deine Wolluſt! hin- unter! ꝛc. Ezech. 32, 19. und weiter unten ſte- het: ach wehe! wehe dir! C. 16, 23. Und das iſt auch ein kraͤftiges Mittel, dem fladder- haften Hertzen endlich beyzubringen, daß es in kurtzem alles gantz anders empfinden wird.
Mir iſt allezeit des Kaͤyſers Theodoſii Sym- bolum uͤberaus bedencklich geweſen: Prius ſper- ma fœtidum, vixi domus ſtercorum, denatus eſca vermium; das iſt: Urſpruͤnglich, ehe ich das Licht dieſer Welt erblickte, beſtund mein Weſen in einem garſtigen Wuſt des Samens; meine Lebenszeit hindurch war ich eben ein Behaͤltniß von unzehlichem Unflat und Unreinigkeiten; nach dem Tode werde ich endlich von den Wuͤrmern gefreſſen. O eine geringe, o eine kurtze, o ei- ne verachtenswuͤrdige Herrlichkeit, davon ſchwer zu ſagen, ob man ſich mehr davor fuͤrchten, als ſich drauf freuen ſoll.
Dergeſtalt habe Jhnen nun, mein theurer Freund, in dieſer angelegentlichen Sache ſo viel mir bewuſt, einen hinlaͤnglichen Bericht gegeben, und den noͤthigen Rath ertheilet, auch allerley Uebungen, die von wohl verſuchten Streitern bewehrt befunden worden, hiemit oͤffentlich vor- geſchlagen. Bey alle dem muß ich Sie annoch
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wieder die Unreinigkeit.
ihrer Unzucht und Kindermords wegen am Le-
ben erſt vor 5. Jahren beſtraft worden, beſitzet,
und ſelbiges zu dergleichen Vorſtellungen fuͤr
ſich und andere gebrauchet. Oben an der Stirn
dieſes Knochengeruͤſtes ſtehet die Ueberſchrift an-
gemacht: Wo iſt nun deine Wolluſt! hin-
unter! ꝛc. Ezech. 32, 19. und weiter unten ſte-
het: ach wehe! wehe dir! C. 16, 23. Und
das iſt auch ein kraͤftiges Mittel, dem fladder-
haften Hertzen endlich beyzubringen, daß es in
kurtzem alles gantz anders empfinden wird.
Mir iſt allezeit des Kaͤyſers Theodoſii Sym-
bolum uͤberaus bedencklich geweſen: Prius ſper-
ma fœtidum, vixi domus ſtercorum, denatus
eſca vermium; das iſt: Urſpruͤnglich, ehe ich das
Licht dieſer Welt erblickte, beſtund mein Weſen
in einem garſtigen Wuſt des Samens; meine
Lebenszeit hindurch war ich eben ein Behaͤltniß
von unzehlichem Unflat und Unreinigkeiten; nach
dem Tode werde ich endlich von den Wuͤrmern
gefreſſen. O eine geringe, o eine kurtze, o ei-
ne verachtenswuͤrdige Herrlichkeit, davon ſchwer
zu ſagen, ob man ſich mehr davor fuͤrchten, als
ſich drauf freuen ſoll.
Dergeſtalt habe Jhnen nun, mein theurer
Freund, in dieſer angelegentlichen Sache ſo viel
mir bewuſt, einen hinlaͤnglichen Bericht gegeben,
und den noͤthigen Rath ertheilet, auch allerley
Uebungen, die von wohl verſuchten Streitern
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/521>, abgerufen am 24.11.2024.
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