"GOttes u. den Umgang mit GOtt zu verlangen, "da deine Seele so gar abscheulich stinckt? Er will sagen: wer unflätige Worte reden kann, was muß der erst für eine unflätige Seele ha- ben? ist denn der eines Umganges werth? Soll man den anhören?
Dergleichen Umstände gibts unzehlich viel, welche unmöglich iedem auf gleiche Weise kön- nen vorgeschrieben werden. Ein ieder muß es selbst observiren, und alles, was fleischliche Ge- dancken zu erwecken fähig ist mit gröster Schärf- fe und Behutsamkeit vermeiden. Also müssen sie für allen Dingen ihre Blicke mit einer redli- chen und ernsten Vorsichtigkeit einrichten; und sich der Gesellschaft solcher Personen möglichst entreissen, die sie ohne Gefahr nicht ansehen kön- nen. Sie müssen nie nichts heimliches, ver- trauliches, familiaires, gemeines, weder in Wor- ten noch in Wercken haben; Ernsthaft und eingezogen im äusserlichen Wesen seyn; und wenn sie an gewisse Oerter, oder zu gewissen Personen nicht können gehen, ohne zur fleisch- lichen Lust entzündet zu werden: so müssen sie solche Oerter und Personen durchaus meiden. Jn solchen Fällen ists zuweilen gut, zuweilen schlechterdings nöthig, dergleichen Bekandschaf- ten mit Gewalt, plötzlich und so abzubrechen, daß man sie nicht wieder anheben kann. Da- hingegen ist nicht auszusprechen, was für Vor- theile man davon habe, wenn man sich mit recht- schaffenen Leuten bekant macht, und mit Jhnen viel umgehet: immassen man nicht nur durch
ihre
(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
„GOttes u. den Umgang mit GOtt zu verlangen, „da deine Seele ſo gar abſcheulich ſtinckt? Er will ſagen: wer unflaͤtige Worte reden kann, was muß der erſt fuͤr eine unflaͤtige Seele ha- ben? iſt denn der eines Umganges werth? Soll man den anhoͤren?
Dergleichen Umſtaͤnde gibts unzehlich viel, welche unmoͤglich iedem auf gleiche Weiſe koͤn- nen vorgeſchrieben werden. Ein ieder muß es ſelbſt obſerviren, und alles, was fleiſchliche Ge- dancken zu erwecken faͤhig iſt mit groͤſter Schaͤrf- fe und Behutſamkeit vermeiden. Alſo muͤſſen ſie fuͤr allen Dingen ihre Blicke mit einer redli- chen und ernſten Vorſichtigkeit einrichten; und ſich der Geſellſchaft ſolcher Perſonen moͤglichſt entreiſſen, die ſie ohne Gefahr nicht anſehen koͤn- nen. Sie muͤſſen nie nichts heimliches, ver- trauliches, familiaires, gemeines, weder in Wor- ten noch in Wercken haben; Ernſthaft und eingezogen im aͤuſſerlichen Weſen ſeyn; und wenn ſie an gewiſſe Oerter, oder zu gewiſſen Perſonen nicht koͤnnen gehen, ohne zur fleiſch- lichen Luſt entzuͤndet zu werden: ſo muͤſſen ſie ſolche Oerter und Perſonen durchaus meiden. Jn ſolchen Faͤllen iſts zuweilen gut, zuweilen ſchlechterdings noͤthig, dergleichen Bekandſchaf- ten mit Gewalt, ploͤtzlich und ſo abzubrechen, daß man ſie nicht wieder anheben kann. Da- hingegen iſt nicht auszuſprechen, was fuͤr Vor- theile man davon habe, wenn man ſich mit recht- ſchaffenen Leuten bekant macht, und mit Jhnen viel umgehet: immaſſen man nicht nur durch
ihre
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(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
„GOttes u. den Umgang mit GOtt zu verlangen,
„da deine Seele ſo gar abſcheulich ſtinckt? Er
will ſagen: wer unflaͤtige Worte reden kann,
was muß der erſt fuͤr eine unflaͤtige Seele ha-
ben? iſt denn der eines Umganges werth? Soll
man den anhoͤren?
Dergleichen Umſtaͤnde gibts unzehlich viel,
welche unmoͤglich iedem auf gleiche Weiſe koͤn-
nen vorgeſchrieben werden. Ein ieder muß es
ſelbſt obſerviren, und alles, was fleiſchliche Ge-
dancken zu erwecken faͤhig iſt mit groͤſter Schaͤrf-
fe und Behutſamkeit vermeiden. Alſo muͤſſen
ſie fuͤr allen Dingen ihre Blicke mit einer redli-
chen und ernſten Vorſichtigkeit einrichten; und
ſich der Geſellſchaft ſolcher Perſonen moͤglichſt
entreiſſen, die ſie ohne Gefahr nicht anſehen koͤn-
nen. Sie muͤſſen nie nichts heimliches, ver-
trauliches, familiaires, gemeines, weder in Wor-
ten noch in Wercken haben; Ernſthaft und
eingezogen im aͤuſſerlichen Weſen ſeyn; und
wenn ſie an gewiſſe Oerter, oder zu gewiſſen
Perſonen nicht koͤnnen gehen, ohne zur fleiſch-
lichen Luſt entzuͤndet zu werden: ſo muͤſſen ſie
ſolche Oerter und Perſonen durchaus meiden.
Jn ſolchen Faͤllen iſts zuweilen gut, zuweilen
ſchlechterdings noͤthig, dergleichen Bekandſchaf-
ten mit Gewalt, ploͤtzlich und ſo abzubrechen,
daß man ſie nicht wieder anheben kann. Da-
hingegen iſt nicht auszuſprechen, was fuͤr Vor-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/488>, abgerufen am 22.11.2024.
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