nicht alle allen Versuchungen auf gleiche Weise unterworfen sind', und solche nicht bey allen ei- nerley Macht haben: so müssen sie sorgfältig observiren, was sie am leichtesten zu Falle brin- ge? was für Dinge Jhr Gemüth am meisten rüh- ren und am leichtesten einnehmen? bey welchen Umständen sie am ersten auf fleischliche Gedan- cken verfallen?
Manche sind vor sich und allein gut genug: gehen sie aber aus, und sie kriegen allerley zu Gesichte; so kommt ihr Gemüth in Unordnung, und sie vergessen sich selber, so bald sie unter an- dere Leute gerathen. Solche müssen fein zu Hause bleiben, und ohne hohe Noth nicht aus- gehen. Manchem ist ein beständiger Müßig- gang, Stricke und Fessel genug, ihn in die Un- zucht zurück zuziehen; der lasse seinem Leibe und Gemüthe niemals Ruhe, sondern arbeite, und arbeite scharf. Manchen stürtzet sein langes Schlaffen, und noch mehrere ihr Faullentzen, wenn sie nachdem sie ausgeschlaffen haben, doch noch liegen bleiben, und ihrem Gemüth aller- ley ausschweiffende Gedancken erlauben; (statt dessen, daß sie bald aufstehen, sich GOtt erge- ben, mit Gebeth und einem alle früh Morgens zu wiederhohlenden resoluten Vorsatz und Er- neuerung des Bundes mit GOtt wapnen, und also zu ihrem heutigen Kampf gerüstet gehen solten,) in Sünde und Plage: inmassen sie der Satan bey der Gelegenheit gewiß oft betriegen, fällen und alsdenn entsetzlich plagen mag. Manche fallen durch Uebermaß im Essen, oder
et-
(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
nicht alle allen Verſuchungen auf gleiche Weiſe unterworfen ſind’, und ſolche nicht bey allen ei- nerley Macht haben: ſo muͤſſen ſie ſorgfaͤltig obſerviren, was ſie am leichteſten zu Falle brin- ge? was fuͤr Dinge Jhr Gemuͤth am meiſten ruͤh- ren und am leichteſten einnehmen? bey welchen Umſtaͤnden ſie am erſten auf fleiſchliche Gedan- cken verfallen?
Manche ſind vor ſich und allein gut genug: gehen ſie aber aus, und ſie kriegen allerley zu Geſichte; ſo kommt ihr Gemuͤth in Unordnung, und ſie vergeſſen ſich ſelber, ſo bald ſie unter an- dere Leute gerathen. Solche muͤſſen fein zu Hauſe bleiben, und ohne hohe Noth nicht aus- gehen. Manchem iſt ein beſtaͤndiger Muͤßig- gang, Stricke und Feſſel genug, ihn in die Un- zucht zuruͤck zuziehen; der laſſe ſeinem Leibe und Gemuͤthe niemals Ruhe, ſondern arbeite, und arbeite ſcharf. Manchen ſtuͤrtzet ſein langes Schlaffen, und noch mehrere ihr Faullentzen, wenn ſie nachdem ſie ausgeſchlaffen haben, doch noch liegen bleiben, und ihrem Gemuͤth aller- ley ausſchweiffende Gedancken erlauben; (ſtatt deſſen, daß ſie bald aufſtehen, ſich GOtt erge- ben, mit Gebeth und einem alle fruͤh Morgens zu wiederhohlenden reſoluten Vorſatz und Er- neuerung des Bundes mit GOtt wapnen, und alſo zu ihrem heutigen Kampf geruͤſtet gehen ſolten,) in Suͤnde und Plage: inmaſſen ſie der Satan bey der Gelegenheit gewiß oft betriegen, faͤllen und alsdenn entſetzlich plagen mag. Manche fallen durch Uebermaß im Eſſen, oder
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(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
nicht alle allen Verſuchungen auf gleiche Weiſe
unterworfen ſind’, und ſolche nicht bey allen ei-
nerley Macht haben: ſo muͤſſen ſie ſorgfaͤltig
obſerviren, was ſie am leichteſten zu Falle brin-
ge? was fuͤr Dinge Jhr Gemuͤth am meiſten ruͤh-
ren und am leichteſten einnehmen? bey welchen
Umſtaͤnden ſie am erſten auf fleiſchliche Gedan-
cken verfallen?
Manche ſind vor ſich und allein gut genug:
gehen ſie aber aus, und ſie kriegen allerley zu
Geſichte; ſo kommt ihr Gemuͤth in Unordnung,
und ſie vergeſſen ſich ſelber, ſo bald ſie unter an-
dere Leute gerathen. Solche muͤſſen fein zu
Hauſe bleiben, und ohne hohe Noth nicht aus-
gehen. Manchem iſt ein beſtaͤndiger Muͤßig-
gang, Stricke und Feſſel genug, ihn in die Un-
zucht zuruͤck zuziehen; der laſſe ſeinem Leibe und
Gemuͤthe niemals Ruhe, ſondern arbeite, und
arbeite ſcharf. Manchen ſtuͤrtzet ſein langes
Schlaffen, und noch mehrere ihr Faullentzen,
wenn ſie nachdem ſie ausgeſchlaffen haben, doch
noch liegen bleiben, und ihrem Gemuͤth aller-
ley ausſchweiffende Gedancken erlauben; (ſtatt
deſſen, daß ſie bald aufſtehen, ſich GOtt erge-
ben, mit Gebeth und einem alle fruͤh Morgens
zu wiederhohlenden reſoluten Vorſatz und Er-
neuerung des Bundes mit GOtt wapnen, und
alſo zu ihrem heutigen Kampf geruͤſtet gehen
ſolten,) in Suͤnde und Plage: inmaſſen ſie der
Satan bey der Gelegenheit gewiß oft betriegen,
faͤllen und alsdenn entſetzlich plagen mag.
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/486>, abgerufen am 25.11.2024.
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