ter Name das in der Welt ist, daß er sich so gerne erbarmet, also zu verkleinern? Jst dis auch nur dem noch ungesunden, geschweige denn dem durch Glauben gesund wordenen Verstand des Menschen begreiflich?
So fassen Sie denn dis wohl zu Hertzen, denn es liegt der gröste Theil ihrer Glückselig- keit daran: GOtt rechnet seinen Kindern ihre Fehltritte durchaus nicht wieder aufs neue an, so lange sie nur im Glauben (ob auch oft noch so kümmerlich und voller Bangigkeit) stehen bleiben; und so lange sie nicht ausdrücklich, mit Vorbewust ihres Gewissens, und mit wohlbe- dachtem Vorsatz von GOtt abfallen, zum Satan und zur Welt wieder übergehen, und sich hin- geben, der Sünde wieder unterthan zu seyn, und sich vom Satan wieder so sclavisch tra- ctiren zu lassen, wie zuvor etwa geschehen.
Die Gewißheit dieses behaupteten Satzes ist theils aus der Sache selbst unwiedersprech- lich klar; theils aus den Aussprüchen GOttes selber. Was wäre doch dis für eine miserable Vergebung, die alle Augenblick könte aufhören, die durch jeden Fehltritt könte zerrissen werden, die den armen Sünder unausgesetzt in Zittern und Zagen, Gram und Unruhe könte setzen, die sich zu theurest nicht einmal für den geringsten Menschen schicken würde, geschweige für einen Vater oder Fürsten; am wenigsten aber für den seligsten GOtt! Wäre diese Vergebung werth, daß sich ein armer Sünder so viel Mühe drum gäbe? wärs recht, daß der wahrhaftige
und
(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
ter Name das in der Welt iſt, daß er ſich ſo gerne erbarmet, alſo zu verkleinern? Jſt dis auch nur dem noch ungeſunden, geſchweige denn dem durch Glauben geſund wordenen Verſtand des Menſchen begreiflich?
So faſſen Sie denn dis wohl zu Hertzen, denn es liegt der groͤſte Theil ihrer Gluͤckſelig- keit daran: GOtt rechnet ſeinen Kindern ihre Fehltritte durchaus nicht wieder aufs neue an, ſo lange ſie nur im Glauben (ob auch oft noch ſo kuͤmmerlich und voller Bangigkeit) ſtehen bleiben; und ſo lange ſie nicht ausdruͤcklich, mit Vorbewuſt ihres Gewiſſens, und mit wohlbe- dachtem Vorſatz von GOtt abfallen, zum Satan und zur Welt wieder uͤbergehen, und ſich hin- geben, der Suͤnde wieder unterthan zu ſeyn, und ſich vom Satan wieder ſo ſclaviſch tra- ctiren zu laſſen, wie zuvor etwa geſchehen.
Die Gewißheit dieſes behaupteten Satzes iſt theils aus der Sache ſelbſt unwiederſprech- lich klar; theils aus den Ausſpruͤchen GOttes ſelber. Was waͤre doch dis fuͤr eine miſerable Vergebung, die alle Augenblick koͤnte aufhoͤren, die durch jeden Fehltritt koͤnte zerriſſen werden, die den armen Suͤnder unausgeſetzt in Zittern und Zagen, Gram und Unruhe koͤnte ſetzen, die ſich zu theureſt nicht einmal fuͤr den geringſten Menſchen ſchicken wuͤrde, geſchweige fuͤr einen Vater oder Fuͤrſten; am wenigſten aber fuͤr den ſeligſten GOtt! Waͤre dieſe Vergebung werth, daß ſich ein armer Suͤnder ſo viel Muͤhe drum gaͤbe? waͤrs recht, daß der wahrhaftige
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(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
ter Name das in der Welt iſt, daß er ſich ſo
gerne erbarmet, alſo zu verkleinern? Jſt dis
auch nur dem noch ungeſunden, geſchweige denn
dem durch Glauben geſund wordenen Verſtand
des Menſchen begreiflich?
So faſſen Sie denn dis wohl zu Hertzen,
denn es liegt der groͤſte Theil ihrer Gluͤckſelig-
keit daran: GOtt rechnet ſeinen Kindern ihre
Fehltritte durchaus nicht wieder aufs neue an,
ſo lange ſie nur im Glauben (ob auch oft noch
ſo kuͤmmerlich und voller Bangigkeit) ſtehen
bleiben; und ſo lange ſie nicht ausdruͤcklich, mit
Vorbewuſt ihres Gewiſſens, und mit wohlbe-
dachtem Vorſatz von GOtt abfallen, zum Satan
und zur Welt wieder uͤbergehen, und ſich hin-
geben, der Suͤnde wieder unterthan zu ſeyn,
und ſich vom Satan wieder ſo ſclaviſch tra-
ctiren zu laſſen, wie zuvor etwa geſchehen.
Die Gewißheit dieſes behaupteten Satzes
iſt theils aus der Sache ſelbſt unwiederſprech-
lich klar; theils aus den Ausſpruͤchen GOttes
ſelber. Was waͤre doch dis fuͤr eine miſerable
Vergebung, die alle Augenblick koͤnte aufhoͤren,
die durch jeden Fehltritt koͤnte zerriſſen werden,
die den armen Suͤnder unausgeſetzt in Zittern
und Zagen, Gram und Unruhe koͤnte ſetzen, die
ſich zu theureſt nicht einmal fuͤr den geringſten
Menſchen ſchicken wuͤrde, geſchweige fuͤr einen
Vater oder Fuͤrſten; am wenigſten aber fuͤr
den ſeligſten GOtt! Waͤre dieſe Vergebung
werth, daß ſich ein armer Suͤnder ſo viel Muͤhe
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/466>, abgerufen am 22.11.2024.
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