Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

(III. Th.) Von den sicheren Mitteln,
und er sie in seinem vollkommenen Verdienst
vollkommen abgethan.

Ein Gleichniß machts deutlicher. Wenn
Eltern ihr Kind über irgend einigen Vergehun-
gen hart gezüchtigt haben, und das Kind hat
sich der Ruthe williglich unterworfen; fiel den
Eltern in die Hände, sie zu küssen; beweinte
nichts mehr, als daß es seine allerliebsten El-
tern so betrübet hat; achtete sich einer noch weit
härtern Bestraffung werth, ja bat sich selbige wol
aus; strafte sich auch wol selbsten drüber, durch
Enthaltung einiger Dinge, die ihm gar wohl
frey stunden; war um nichts so sehr bekümmert,
als nur der Eltern Gewogenheit wieder zu er-
langen; wendete alles dran, um nur zu diesem
Zweck zu kommen; suchte ihnen alles ersinnliche
zu Liebe zu thun, um nur ihr Hertz wieder zu
gewinnen etc. Jch frage Sie: wer in der Welt
wird mehr eilen, sich über so ein betrübt lieben-
des Kind zu erbarmen, als eben die Eltern?
welches unter allen Kindern wird den Eltern
wol das allerliebste seyn, darüber ihnen das
Hertz sobald brechen muß, und das von den El-
tern wiederum alles zu Liebe erlangen kann, als
eben dis gezüchtigte? Jsts nicht wahr: Dis
Kind könne durch eine kleine Bitte bey den El-
tern auch für alle übrige das meiste ausrichten?
Das mütterliche Hertz kans unmöglich abermals
traurig von sich lassen. Je schärfer die Züchti-
gung war, je grösser ist der Trieb und das Drin-
gen der Liebe, ihm wieder vor allen den übrigen
was zur Freude zu thun. Wärs denn möglich,

daß

(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
und er ſie in ſeinem vollkommenen Verdienſt
vollkommen abgethan.

Ein Gleichniß machts deutlicher. Wenn
Eltern ihr Kind uͤber irgend einigen Vergehun-
gen hart gezuͤchtigt haben, und das Kind hat
ſich der Ruthe williglich unterworfen; fiel den
Eltern in die Haͤnde, ſie zu kuͤſſen; beweinte
nichts mehr, als daß es ſeine allerliebſten El-
tern ſo betruͤbet hat; achtete ſich einer noch weit
haͤrtern Beſtraffung werth, ja bat ſich ſelbige wol
aus; ſtrafte ſich auch wol ſelbſten druͤber, durch
Enthaltung einiger Dinge, die ihm gar wohl
frey ſtunden; war um nichts ſo ſehr bekuͤmmert,
als nur der Eltern Gewogenheit wieder zu er-
langen; wendete alles dran, um nur zu dieſem
Zweck zu kommen; ſuchte ihnen alles erſinnliche
zu Liebe zu thun, um nur ihr Hertz wieder zu
gewinnen ꝛc. Jch frage Sie: wer in der Welt
wird mehr eilen, ſich uͤber ſo ein betruͤbt lieben-
des Kind zu erbarmen, als eben die Eltern?
welches unter allen Kindern wird den Eltern
wol das allerliebſte ſeyn, daruͤber ihnen das
Hertz ſobald brechen muß, und das von den El-
tern wiederum alles zu Liebe erlangen kann, als
eben dis gezuͤchtigte? Jſts nicht wahr: Dis
Kind koͤnne durch eine kleine Bitte bey den El-
tern auch fuͤr alle uͤbrige das meiſte ausrichten?
Das muͤtterliche Hertz kans unmoͤglich abermals
traurig von ſich laſſen. Je ſchaͤrfer die Zuͤchti-
gung war, je groͤſſer iſt der Trieb und das Drin-
gen der Liebe, ihm wieder vor allen den uͤbrigen
was zur Freude zu thun. Waͤrs denn moͤglich,

daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0464" n="444"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">III.</hi> Th.) <hi rendition="#b">Von den &#x017F;icheren Mitteln,</hi></fw><lb/>
und er &#x017F;ie in &#x017F;einem vollkommenen Verdien&#x017F;t<lb/>
vollkommen abgethan.</p><lb/>
                <p>Ein Gleichniß machts deutlicher. Wenn<lb/>
Eltern ihr Kind u&#x0364;ber irgend einigen Vergehun-<lb/>
gen hart gezu&#x0364;chtigt haben, und das Kind hat<lb/>
&#x017F;ich der Ruthe williglich unterworfen; fiel den<lb/>
Eltern in die Ha&#x0364;nde, &#x017F;ie zu ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; beweinte<lb/>
nichts mehr, als daß es &#x017F;eine allerlieb&#x017F;ten El-<lb/>
tern &#x017F;o betru&#x0364;bet hat; achtete &#x017F;ich einer noch weit<lb/>
ha&#x0364;rtern Be&#x017F;traffung werth, ja bat &#x017F;ich &#x017F;elbige wol<lb/>
aus; &#x017F;trafte &#x017F;ich auch wol &#x017F;elb&#x017F;ten dru&#x0364;ber, durch<lb/>
Enthaltung einiger Dinge, die ihm gar wohl<lb/>
frey &#x017F;tunden; war um nichts &#x017F;o &#x017F;ehr beku&#x0364;mmert,<lb/>
als nur der Eltern Gewogenheit wieder zu er-<lb/>
langen; wendete alles dran, um nur zu die&#x017F;em<lb/>
Zweck zu kommen; &#x017F;uchte ihnen alles er&#x017F;innliche<lb/>
zu Liebe zu thun, um nur ihr Hertz wieder zu<lb/>
gewinnen &#xA75B;c. Jch frage Sie: wer in der Welt<lb/>
wird mehr eilen, &#x017F;ich u&#x0364;ber &#x017F;o ein betru&#x0364;bt lieben-<lb/>
des Kind zu erbarmen, als eben die Eltern?<lb/>
welches unter allen Kindern wird den Eltern<lb/>
wol das allerlieb&#x017F;te &#x017F;eyn, daru&#x0364;ber ihnen das<lb/>
Hertz &#x017F;obald brechen muß, und das von den El-<lb/>
tern wiederum alles zu Liebe erlangen kann, als<lb/>
eben dis gezu&#x0364;chtigte? J&#x017F;ts nicht wahr: Dis<lb/>
Kind ko&#x0364;nne durch eine kleine Bitte bey den El-<lb/>
tern auch fu&#x0364;r alle u&#x0364;brige das mei&#x017F;te ausrichten?<lb/>
Das mu&#x0364;tterliche Hertz kans unmo&#x0364;glich abermals<lb/>
traurig von &#x017F;ich la&#x017F;&#x017F;en. Je &#x017F;cha&#x0364;rfer die Zu&#x0364;chti-<lb/>
gung war, je gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t der Trieb und das Drin-<lb/>
gen der Liebe, ihm wieder vor allen den u&#x0364;brigen<lb/>
was zur Freude zu thun. Wa&#x0364;rs denn mo&#x0364;glich,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[444/0464] (III. Th.) Von den ſicheren Mitteln, und er ſie in ſeinem vollkommenen Verdienſt vollkommen abgethan. Ein Gleichniß machts deutlicher. Wenn Eltern ihr Kind uͤber irgend einigen Vergehun- gen hart gezuͤchtigt haben, und das Kind hat ſich der Ruthe williglich unterworfen; fiel den Eltern in die Haͤnde, ſie zu kuͤſſen; beweinte nichts mehr, als daß es ſeine allerliebſten El- tern ſo betruͤbet hat; achtete ſich einer noch weit haͤrtern Beſtraffung werth, ja bat ſich ſelbige wol aus; ſtrafte ſich auch wol ſelbſten druͤber, durch Enthaltung einiger Dinge, die ihm gar wohl frey ſtunden; war um nichts ſo ſehr bekuͤmmert, als nur der Eltern Gewogenheit wieder zu er- langen; wendete alles dran, um nur zu dieſem Zweck zu kommen; ſuchte ihnen alles erſinnliche zu Liebe zu thun, um nur ihr Hertz wieder zu gewinnen ꝛc. Jch frage Sie: wer in der Welt wird mehr eilen, ſich uͤber ſo ein betruͤbt lieben- des Kind zu erbarmen, als eben die Eltern? welches unter allen Kindern wird den Eltern wol das allerliebſte ſeyn, daruͤber ihnen das Hertz ſobald brechen muß, und das von den El- tern wiederum alles zu Liebe erlangen kann, als eben dis gezuͤchtigte? Jſts nicht wahr: Dis Kind koͤnne durch eine kleine Bitte bey den El- tern auch fuͤr alle uͤbrige das meiſte ausrichten? Das muͤtterliche Hertz kans unmoͤglich abermals traurig von ſich laſſen. Je ſchaͤrfer die Zuͤchti- gung war, je groͤſſer iſt der Trieb und das Drin- gen der Liebe, ihm wieder vor allen den uͤbrigen was zur Freude zu thun. Waͤrs denn moͤglich, daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/464
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/464>, abgerufen am 25.11.2024.