so vielen Proben, als es sonst billig wäre, vor ihre Augen stellen, und im Gewissen empfind- lich machen: sondern gleichsam vor ihnen ver- bergen und ihre Augen davon abwenden, damit sie ihm nur nicht zu furchtsam und kleinmüthig werden. Eben wie ein treuer Artzt seinem Pa- tienten nicht alle noch bevorstehende Gefährlich- keiten anzeigt oder sehen läßt: sondern verbirgt derselben so viel als er nur für nöthig oder nützlich findet, damit er ihn so gut als möglich beym Muth und guter Hofnung erhalte.
c) Er wolle auch nicht allemal anzeigen und sichs gleichsam mercken lassen, wenn sich seine armen Kinder im dencken, wollen, reden, thun und lassen irgend an ihm versündigen, und worinn vergehen: vielweniger es alles zu ge- nau nehmen; oder so zu sagen alles bald erblicken; zu hoch anrechnen; zu oft, zu viel, zu hart, zu lange ahnden; seinen heiligen Unwillen darüber im Gewissen zu sehr und zu lange kund thun; oder sie allemal drum schelten und schamroth machen etc. Nein! das könte er unmöglich über sein Hertz bringen, daß er auch nur ein einiges seiner Kinder in so einer öftern und langweh- renden Consternation, Blödigkeit und Jammer solte wissen, oder sehen, und drein fallen lassen, als oft es strauchelt: dis sey ja nicht einmal ei- ner leiblichen Mutter bey ihrem Kinde möglich; wie viel weniger ihm, der aller natürlichen und heiligen Liebe in der gantzen Welt ihr Urheber und unendliche Quelle ist. Dis wäre so gar auch wieder die öffentlichen Verträge der Ewig-
kei-
(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
ſo vielen Proben, als es ſonſt billig waͤre, vor ihre Augen ſtellen, und im Gewiſſen empfind- lich machen: ſondern gleichſam vor ihnen ver- bergen und ihre Augen davon abwenden, damit ſie ihm nur nicht zu furchtſam und kleinmuͤthig werden. Eben wie ein treuer Artzt ſeinem Pa- tienten nicht alle noch bevorſtehende Gefaͤhrlich- keiten anzeigt oder ſehen laͤßt: ſondern verbirgt derſelben ſo viel als er nur fuͤr noͤthig oder nuͤtzlich findet, damit er ihn ſo gut als moͤglich beym Muth und guter Hofnung erhalte.
c) Er wolle auch nicht allemal anzeigen und ſichs gleichſam mercken laſſen, wenn ſich ſeine armen Kinder im dencken, wollen, reden, thun und laſſen irgend an ihm verſuͤndigen, und worinn vergehen: vielweniger es alles zu ge- nau nehmen; oder ſo zu ſagen alles bald erblicken; zu hoch anrechnen; zu oft, zu viel, zu hart, zu lange ahnden; ſeinen heiligen Unwillen daruͤber im Gewiſſen zu ſehr und zu lange kund thun; oder ſie allemal drum ſchelten und ſchamroth machen ꝛc. Nein! das koͤnte er unmoͤglich uͤber ſein Hertz bringen, daß er auch nur ein einiges ſeiner Kinder in ſo einer oͤftern und langweh- renden Conſternation, Bloͤdigkeit und Jammer ſolte wiſſen, oder ſehen, und drein fallen laſſen, als oft es ſtrauchelt: dis ſey ja nicht einmal ei- ner leiblichen Mutter bey ihrem Kinde moͤglich; wie viel weniger ihm, der aller natuͤrlichen und heiligen Liebe in der gantzen Welt ihr Urheber und unendliche Quelle iſt. Dis waͤre ſo gar auch wieder die oͤffentlichen Vertraͤge der Ewig-
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(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
ſo vielen Proben, als es ſonſt billig waͤre, vor
ihre Augen ſtellen, und im Gewiſſen empfind-
lich machen: ſondern gleichſam vor ihnen ver-
bergen und ihre Augen davon abwenden, damit
ſie ihm nur nicht zu furchtſam und kleinmuͤthig
werden. Eben wie ein treuer Artzt ſeinem Pa-
tienten nicht alle noch bevorſtehende Gefaͤhrlich-
keiten anzeigt oder ſehen laͤßt: ſondern verbirgt
derſelben ſo viel als er nur fuͤr noͤthig oder nuͤtzlich
findet, damit er ihn ſo gut als moͤglich beym
Muth und guter Hofnung erhalte.
c) Er wolle auch nicht allemal anzeigen und
ſichs gleichſam mercken laſſen, wenn ſich ſeine
armen Kinder im dencken, wollen, reden, thun
und laſſen irgend an ihm verſuͤndigen, und
worinn vergehen: vielweniger es alles zu ge-
nau nehmen; oder ſo zu ſagen alles bald erblicken;
zu hoch anrechnen; zu oft, zu viel, zu hart, zu
lange ahnden; ſeinen heiligen Unwillen daruͤber
im Gewiſſen zu ſehr und zu lange kund thun;
oder ſie allemal drum ſchelten und ſchamroth
machen ꝛc. Nein! das koͤnte er unmoͤglich uͤber
ſein Hertz bringen, daß er auch nur ein einiges
ſeiner Kinder in ſo einer oͤftern und langweh-
renden Conſternation, Bloͤdigkeit und Jammer
ſolte wiſſen, oder ſehen, und drein fallen laſſen,
als oft es ſtrauchelt: dis ſey ja nicht einmal ei-
ner leiblichen Mutter bey ihrem Kinde moͤglich;
wie viel weniger ihm, der aller natuͤrlichen und
heiligen Liebe in der gantzen Welt ihr Urheber
und unendliche Quelle iſt. Dis waͤre ſo gar
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/458>, abgerufen am 25.11.2024.
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