Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.wieder die Unreinigkeit. oder die erste Epistel St. Johannis zu gleichemZweck, und mit solcher Prüfung ihrer selbst le- sen. Wenn sie nun dabey auf ihre gantze Le- benszeit und alle derselben nun schon so vielmal veränderten Umstände zurück sehen, und berech- nen sich auch nur einiger massen ihre Jahre, Ta- ge, Stunden und Minuten etc. so ists nicht wohl möglich, daß sie nicht solten einen stärckeren und weitläuftigern Begrif von der entsetzlichen An- zahl ihrer Sünden, folglich der grösse ihrer Verschuldung an dem ewigen GOtt, und was daraus folgen muß überkommen. Nun aber gehört dis dazu, daß ihr Hertz nicht nur die Schuldenlast mercke, sondern über und über da- von empfindlich und gleichsam schmertzensvoll werde; denn so wird man erst ein Patient JE- su Christi, den er gerne in seine Cur nimmt, und der auch erst mit sich machen lässt was dem Artzt beliebet. Glauben sie sicher: ehe und bevor ein Sünder in seinem Hertzen so über und über schwierig mithin zu einem recht armen Sün- der wird; ehe läßt er sich von seinem Artzt und Erlöser nicht recht tractiren, sondern wird seiner Gnadenpflege immerfort nnd auf hunderterley Weise suchen auszuweichen. Vielleicht wirds ihnen angenehm und auch Zur B b 5
wieder die Unreinigkeit. oder die erſte Epiſtel St. Johannis zu gleichemZweck, und mit ſolcher Pruͤfung ihrer ſelbſt le- ſen. Wenn ſie nun dabey auf ihre gantze Le- benszeit und alle derſelben nun ſchon ſo vielmal veraͤnderten Umſtaͤnde zuruͤck ſehen, und berech- nen ſich auch nur einiger maſſen ihre Jahre, Ta- ge, Stunden und Minuten ꝛc. ſo iſts nicht wohl moͤglich, daß ſie nicht ſolten einen ſtaͤrckeren und weitlaͤuftigern Begrif von der entſetzlichen An- zahl ihrer Suͤnden, folglich der groͤſſe ihrer Verſchuldung an dem ewigen GOtt, und was daraus folgen muß uͤberkommen. Nun aber gehoͤrt dis dazu, daß ihr Hertz nicht nur die Schuldenlaſt mercke, ſondern uͤber und uͤber da- von empfindlich und gleichſam ſchmertzensvoll werde; denn ſo wird man erſt ein Patient JE- ſu Chriſti, den er gerne in ſeine Cur nimmt, und der auch erſt mit ſich machen laͤſſt was dem Artzt beliebet. Glauben ſie ſicher: ehe und bevor ein Suͤnder in ſeinem Hertzen ſo uͤber und uͤber ſchwierig mithin zu einem recht armen Suͤn- der wird; ehe laͤßt er ſich von ſeinem Artzt und Erloͤſer nicht recht tractiren, ſondern wird ſeiner Gnadenpflege immerfort nnd auf hunderterley Weiſe ſuchen auszuweichen. Vielleicht wirds ihnen angenehm und auch Zur B b 5
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wieder die Unreinigkeit.
oder die erſte Epiſtel St. Johannis zu gleichem
Zweck, und mit ſolcher Pruͤfung ihrer ſelbſt le-
ſen. Wenn ſie nun dabey auf ihre gantze Le-
benszeit und alle derſelben nun ſchon ſo vielmal
veraͤnderten Umſtaͤnde zuruͤck ſehen, und berech-
nen ſich auch nur einiger maſſen ihre Jahre, Ta-
ge, Stunden und Minuten ꝛc. ſo iſts nicht wohl
moͤglich, daß ſie nicht ſolten einen ſtaͤrckeren und
weitlaͤuftigern Begrif von der entſetzlichen An-
zahl ihrer Suͤnden, folglich der groͤſſe ihrer
Verſchuldung an dem ewigen GOtt, und was
daraus folgen muß uͤberkommen. Nun aber
gehoͤrt dis dazu, daß ihr Hertz nicht nur die
Schuldenlaſt mercke, ſondern uͤber und uͤber da-
von empfindlich und gleichſam ſchmertzensvoll
werde; denn ſo wird man erſt ein Patient JE-
ſu Chriſti, den er gerne in ſeine Cur nimmt,
und der auch erſt mit ſich machen laͤſſt was dem
Artzt beliebet. Glauben ſie ſicher: ehe und
bevor ein Suͤnder in ſeinem Hertzen ſo uͤber und
uͤber ſchwierig mithin zu einem recht armen Suͤn-
der wird; ehe laͤßt er ſich von ſeinem Artzt und
Erloͤſer nicht recht tractiren, ſondern wird ſeiner
Gnadenpflege immerfort nnd auf hunderterley
Weiſe ſuchen auszuweichen.
Vielleicht wirds ihnen angenehm und auch
nuͤtzlich werden, wenn Jhnen eines gewiſſen
Freundes Berechnung der Suͤnden, wie er ſie
einmal zu ſeiner eigenen Demuͤthigung und
durchdringenden Gefuͤhl aufgeſetzt, hier mit-
theile.
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