Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

(I. Th.) Betracht. der Unreinigkeit.
regen solte. Da nun im Stande der Un-8)
schuld keine Unmäßigkeit, mithin auch
keine unreine Lust und unordentliche
Zucht war; sondern beydes erst durch
den Fall eingeführet ist: so kan es un-
möglich anders seyn, als daß nun eine
iede Ausübung solcher Lust und Geil-
heit, auch so gar im Ehestande, die nur
der blossen Wollust wegen geschiehet,
sündlich und verdammlich sey. Wie die
Ursach, so die Wirkung. Sind die
Quellen giftig, so können die Bäche nicht
rein und gesund seyn: Es ist ein gantzer
Leib der Sünden, und hengt durch Glieder
zusammen. Die Sündenlust zum Tode
bringt Früchte zum Tode; und durch
die unzehlichen Arten der Wollust wird
ia eben die inwohnende Sünde, die
durch den Fall in die Seele gedrungen,
ins Werck gesetzet.

Nun möchten Sie weiter sagen: warum3. Ein-
wurf. Ant-
wort.
hat denn aber GOtt dem Menschen einen so
heftigen Trieb nach dem Fall gelassen? ich ant-
worte: 1) Er war mit all nicht schuldig ihn[a])
wegzunehmen: denn er hatte uns ihn nicht ge-
geben. Wer hätte es von ihm fordern können,
daß er ihm die Schmach und die Ketten vom
Halse nähme, in die er sich doch selbst frevent-
lich, und mit Beschimpfung und Verwerfung
seiner göttlichen Majestät hinein gestürtzet?
was wäre ihm an seiner Herrlichkeit abgegan-
gen, oder was hätte er an uns verloren, wenn

er
B 2

(I. Th.) Betracht. der Unreinigkeit.
regen ſolte. Da nun im Stande der Un-8)
ſchuld keine Unmaͤßigkeit, mithin auch
keine unreine Luſt und unordentliche
Zucht war; ſondern beydes erſt durch
den Fall eingefuͤhret iſt: ſo kan es un-
moͤglich anders ſeyn, als daß nun eine
iede Ausuͤbung ſolcher Luſt und Geil-
heit, auch ſo gar im Eheſtande, die nur
der bloſſen Wolluſt wegen geſchiehet,
ſuͤndlich und verdammlich ſey. Wie die
Urſach, ſo die Wirkung. Sind die
Quellen giftig, ſo koͤnnen die Baͤche nicht
rein und geſund ſeyn: Es iſt ein gantzer
Leib der Suͤnden, und hengt durch Glieder
zuſammen. Die Suͤndenluſt zum Tode
bringt Fruͤchte zum Tode; und durch
die unzehlichen Arten der Wolluſt wird
ia eben die inwohnende Suͤnde, die
durch den Fall in die Seele gedrungen,
ins Werck geſetzet.

Nun moͤchten Sie weiter ſagen: warum3. Ein-
wurf. Ant-
wort.
hat denn aber GOtt dem Menſchen einen ſo
heftigen Trieb nach dem Fall gelaſſen? ich ant-
worte: 1) Er war mit all nicht ſchuldig ihn[α])
wegzunehmen: denn er hatte uns ihn nicht ge-
geben. Wer haͤtte es von ihm fordern koͤnnen,
daß er ihm die Schmach und die Ketten vom
Halſe naͤhme, in die er ſich doch ſelbſt frevent-
lich, und mit Beſchimpfung und Verwerfung
ſeiner goͤttlichen Majeſtaͤt hinein geſtuͤrtzet?
was waͤre ihm an ſeiner Herrlichkeit abgegan-
gen, oder was haͤtte er an uns verloren, wenn

er
B 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0039" n="19"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">I.</hi> Th.) <hi rendition="#b">Betracht. der Unreinigkeit.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">regen &#x017F;olte. Da nun im Stande der Un-</hi><note place="right">8)</note><lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;chuld keine Unma&#x0364;ßigkeit, mithin auch<lb/>
keine unreine Lu&#x017F;t und unordentliche<lb/>
Zucht war; &#x017F;ondern beydes er&#x017F;t durch<lb/>
den Fall eingefu&#x0364;hret i&#x017F;t: &#x017F;o kan es un-<lb/>
mo&#x0364;glich anders &#x017F;eyn, als daß nun eine<lb/>
iede Ausu&#x0364;bung &#x017F;olcher Lu&#x017F;t und Geil-<lb/>
heit, auch &#x017F;o gar im Ehe&#x017F;tande, die nur<lb/>
der blo&#x017F;&#x017F;en Wollu&#x017F;t wegen ge&#x017F;chiehet,<lb/>
&#x017F;u&#x0364;ndlich und verdammlich &#x017F;ey. Wie die<lb/>
Ur&#x017F;ach, &#x017F;o die Wirkung. Sind die<lb/>
Quellen giftig, &#x017F;o ko&#x0364;nnen die Ba&#x0364;che nicht<lb/>
rein und ge&#x017F;und &#x017F;eyn: Es i&#x017F;t</hi> ein gantzer<lb/>
Leib <hi rendition="#fr">der Su&#x0364;nden, und hengt durch Glieder<lb/>
zu&#x017F;ammen. Die Su&#x0364;ndenlu&#x017F;t zum Tode<lb/>
bringt Fru&#x0364;chte zum Tode; und durch<lb/>
die unzehlichen Arten der Wollu&#x017F;t wird<lb/>
ia eben die inwohnende Su&#x0364;nde, die<lb/>
durch den Fall in die Seele gedrungen,<lb/>
ins Werck ge&#x017F;etzet.</hi></p><lb/>
        <p>Nun mo&#x0364;chten Sie weiter &#x017F;agen: warum<note place="right">3. Ein-<lb/>
wurf. Ant-<lb/>
wort.</note><lb/>
hat denn aber GOtt dem Men&#x017F;chen einen &#x017F;o<lb/>
heftigen Trieb nach dem Fall gela&#x017F;&#x017F;en? ich ant-<lb/>
worte: 1) Er war mit all nicht &#x017F;chuldig ihn<note place="right"><supplied>&#x03B1;</supplied>)</note><lb/>
wegzunehmen: denn er hatte uns ihn nicht ge-<lb/>
geben. Wer ha&#x0364;tte es von ihm fordern ko&#x0364;nnen,<lb/>
daß er ihm die Schmach und die Ketten vom<lb/>
Hal&#x017F;e na&#x0364;hme, in die er &#x017F;ich doch &#x017F;elb&#x017F;t frevent-<lb/>
lich, und mit Be&#x017F;chimpfung und Verwerfung<lb/>
&#x017F;einer go&#x0364;ttlichen Maje&#x017F;ta&#x0364;t hinein ge&#x017F;tu&#x0364;rtzet?<lb/>
was wa&#x0364;re ihm an &#x017F;einer Herrlichkeit abgegan-<lb/>
gen, oder was ha&#x0364;tte er an uns verloren, wenn<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 2</fw><fw place="bottom" type="catch">er</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0039] (I. Th.) Betracht. der Unreinigkeit. regen ſolte. Da nun im Stande der Un- ſchuld keine Unmaͤßigkeit, mithin auch keine unreine Luſt und unordentliche Zucht war; ſondern beydes erſt durch den Fall eingefuͤhret iſt: ſo kan es un- moͤglich anders ſeyn, als daß nun eine iede Ausuͤbung ſolcher Luſt und Geil- heit, auch ſo gar im Eheſtande, die nur der bloſſen Wolluſt wegen geſchiehet, ſuͤndlich und verdammlich ſey. Wie die Urſach, ſo die Wirkung. Sind die Quellen giftig, ſo koͤnnen die Baͤche nicht rein und geſund ſeyn: Es iſt ein gantzer Leib der Suͤnden, und hengt durch Glieder zuſammen. Die Suͤndenluſt zum Tode bringt Fruͤchte zum Tode; und durch die unzehlichen Arten der Wolluſt wird ia eben die inwohnende Suͤnde, die durch den Fall in die Seele gedrungen, ins Werck geſetzet. 8) Nun moͤchten Sie weiter ſagen: warum hat denn aber GOtt dem Menſchen einen ſo heftigen Trieb nach dem Fall gelaſſen? ich ant- worte: 1) Er war mit all nicht ſchuldig ihn wegzunehmen: denn er hatte uns ihn nicht ge- geben. Wer haͤtte es von ihm fordern koͤnnen, daß er ihm die Schmach und die Ketten vom Halſe naͤhme, in die er ſich doch ſelbſt frevent- lich, und mit Beſchimpfung und Verwerfung ſeiner goͤttlichen Majeſtaͤt hinein geſtuͤrtzet? was waͤre ihm an ſeiner Herrlichkeit abgegan- gen, oder was haͤtte er an uns verloren, wenn er 3. Ein- wurf. Ant- wort. α) B 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/39
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/39>, abgerufen am 19.04.2024.