Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
(I. Th.) Betracht. der Unreinigkeit.
natürlichen Triebe nachgehet, und lebet ohne
Gesetz, hierin viel besser halte, als der Mensch?
und daß des Menschen sein Verderben wer weiß
wie viel weiter gegangen ist, in dieser und an-
dern ihr ähnlichen natürlichen Lüsten und Appe-
tit, als man dergleichen etwas beym Viehe mer-
cken kann? Und daß endlich kein Mensch Ursach
hat, wenn er auch nichts vornehmer wäre, als
das Vieh, sich auf das Vieh zu beruffen, weil
ihn sonst diß selber verurtheilen müste? Jch
würde Jhnen aus der historia animalium und
aus allen viererley Classen der Thiere weit-
läuftig erzehlen können, was iedes für eine Art
und Zeit sich zu paaren habe, wobey es auch ste-
hen bleibet, und ausser dieser Zeit und diesem
Endzweck, nemlich seines gleichen zu zeugen,
und sich zu mehren, niemals dieser Lust nachge-
het; allein ich sorge billig, Sie würden mir es
selbst verübeln, daß ich Sie durch eine so
niederträchtige Vergleichung erst lange
zu überführen suchte.

Jch selber halte es einem vernünftigen3)
Menschen, der das Ebenbild des allerheiligsten
GOttes tragen soll, für allzu unanständig, daß
er sich auf die thierische Art des Viehes beruffe,
seine Schande damit zu decken.

Was aber das erstere anbetrift, da ein2) Ein-
wurf, und
Antwort

Mensch den Muth und Hertzhaftigkeit hat, mit
seinem Schöpfer zu expostuliren, und ihm vor-1)
zuwerfen, warum er ihm denn diese Lust beyge-
leget, sich auch so anzustellen, als könte man da-
her prätendiren, den Lüsten frey und ungestraft

nach-
A 5
(I. Th.) Betracht. der Unreinigkeit.
natuͤrlichen Triebe nachgehet, und lebet ohne
Geſetz, hierin viel beſſer halte, als der Menſch?
und daß des Menſchen ſein Verderben wer weiß
wie viel weiter gegangen iſt, in dieſer und an-
dern ihr aͤhnlichen natuͤrlichen Luͤſten und Appe-
tit, als man dergleichen etwas beym Viehe mer-
cken kann? Und daß endlich kein Menſch Urſach
hat, wenn er auch nichts vornehmer waͤre, als
das Vieh, ſich auf das Vieh zu beruffen, weil
ihn ſonſt diß ſelber verurtheilen muͤſte? Jch
wuͤrde Jhnen aus der hiſtoria animalium und
aus allen viererley Claſſen der Thiere weit-
laͤuftig erzehlen koͤnnen, was iedes fuͤr eine Art
und Zeit ſich zu paaren habe, wobey es auch ſte-
hen bleibet, und auſſer dieſer Zeit und dieſem
Endzweck, nemlich ſeines gleichen zu zeugen,
und ſich zu mehren, niemals dieſer Luſt nachge-
het; allein ich ſorge billig, Sie wuͤrden mir es
ſelbſt veruͤbeln, daß ich Sie durch eine ſo
niedertraͤchtige Vergleichung erſt lange
zu uͤberfuͤhren ſuchte.

Jch ſelber halte es einem vernuͤnftigen3)
Menſchen, der das Ebenbild des allerheiligſten
GOttes tragen ſoll, fuͤr allzu unanſtaͤndig, daß
er ſich auf die thieriſche Art des Viehes beruffe,
ſeine Schande damit zu decken.

Was aber das erſtere anbetrift, da ein2) Ein-
wurf, und
Antwort

Menſch den Muth und Hertzhaftigkeit hat, mit
ſeinem Schoͤpfer zu expoſtuliren, und ihm vor-1)
zuwerfen, warum er ihm denn dieſe Luſt beyge-
leget, ſich auch ſo anzuſtellen, als koͤnte man da-
her praͤtendiren, den Luͤſten frey und ungeſtraft

nach-
A 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <list>
          <item><pb facs="#f0029" n="9"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">I.</hi> Th.) <hi rendition="#b">Betracht. der Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>
natu&#x0364;rlichen Triebe nachgehet, und lebet ohne<lb/>
Ge&#x017F;etz, hierin viel be&#x017F;&#x017F;er halte, als der Men&#x017F;ch?<lb/>
und daß des Men&#x017F;chen &#x017F;ein Verderben wer weiß<lb/>
wie viel weiter gegangen i&#x017F;t, in die&#x017F;er und an-<lb/>
dern ihr a&#x0364;hnlichen natu&#x0364;rlichen Lu&#x0364;&#x017F;ten und Appe-<lb/>
tit, als man dergleichen etwas beym Viehe mer-<lb/>
cken kann? Und daß endlich kein Men&#x017F;ch Ur&#x017F;ach<lb/>
hat, wenn er auch nichts vornehmer wa&#x0364;re, als<lb/>
das Vieh, &#x017F;ich auf das Vieh zu beruffen, weil<lb/>
ihn &#x017F;on&#x017F;t diß &#x017F;elber verurtheilen mu&#x0364;&#x017F;te? Jch<lb/>
wu&#x0364;rde Jhnen aus der <hi rendition="#aq">hi&#x017F;toria animalium</hi> und<lb/>
aus allen viererley Cla&#x017F;&#x017F;en der Thiere weit-<lb/>
la&#x0364;uftig erzehlen ko&#x0364;nnen, was iedes fu&#x0364;r eine Art<lb/>
und Zeit &#x017F;ich zu paaren habe, wobey es auch &#x017F;te-<lb/>
hen bleibet, und au&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;er Zeit und die&#x017F;em<lb/>
Endzweck, nemlich &#x017F;eines gleichen zu zeugen,<lb/>
und &#x017F;ich zu mehren, niemals die&#x017F;er Lu&#x017F;t nachge-<lb/>
het; allein ich &#x017F;orge billig, <hi rendition="#fr">Sie wu&#x0364;rden mir es<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t veru&#x0364;beln, daß ich Sie durch eine &#x017F;o<lb/>
niedertra&#x0364;chtige Vergleichung er&#x017F;t lange<lb/>
zu u&#x0364;berfu&#x0364;hren &#x017F;uchte.</hi></item>
        </list><lb/>
        <p>Jch &#x017F;elber halte es einem vernu&#x0364;nftigen<note place="right">3)</note><lb/>
Men&#x017F;chen, der das Ebenbild des allerheilig&#x017F;ten<lb/>
GOttes tragen &#x017F;oll, fu&#x0364;r allzu unan&#x017F;ta&#x0364;ndig, daß<lb/>
er &#x017F;ich auf die thieri&#x017F;che Art des Viehes beruffe,<lb/>
&#x017F;eine Schande damit zu decken.</p><lb/>
        <p>Was aber das er&#x017F;tere anbetrift, da ein<note place="right">2) Ein-<lb/>
wurf, und<lb/>
Antwort</note><lb/>
Men&#x017F;ch den Muth und Hertzhaftigkeit hat, mit<lb/>
&#x017F;einem Scho&#x0364;pfer zu expo&#x017F;tuliren, und ihm vor-<note place="right">1)</note><lb/>
zuwerfen, warum er ihm denn die&#x017F;e Lu&#x017F;t beyge-<lb/>
leget, &#x017F;ich auch &#x017F;o anzu&#x017F;tellen, als ko&#x0364;nte man da-<lb/>
her pra&#x0364;tendiren, den Lu&#x0364;&#x017F;ten frey und unge&#x017F;traft<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 5</fw><fw place="bottom" type="catch">nach-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0029] (I. Th.) Betracht. der Unreinigkeit. natuͤrlichen Triebe nachgehet, und lebet ohne Geſetz, hierin viel beſſer halte, als der Menſch? und daß des Menſchen ſein Verderben wer weiß wie viel weiter gegangen iſt, in dieſer und an- dern ihr aͤhnlichen natuͤrlichen Luͤſten und Appe- tit, als man dergleichen etwas beym Viehe mer- cken kann? Und daß endlich kein Menſch Urſach hat, wenn er auch nichts vornehmer waͤre, als das Vieh, ſich auf das Vieh zu beruffen, weil ihn ſonſt diß ſelber verurtheilen muͤſte? Jch wuͤrde Jhnen aus der hiſtoria animalium und aus allen viererley Claſſen der Thiere weit- laͤuftig erzehlen koͤnnen, was iedes fuͤr eine Art und Zeit ſich zu paaren habe, wobey es auch ſte- hen bleibet, und auſſer dieſer Zeit und dieſem Endzweck, nemlich ſeines gleichen zu zeugen, und ſich zu mehren, niemals dieſer Luſt nachge- het; allein ich ſorge billig, Sie wuͤrden mir es ſelbſt veruͤbeln, daß ich Sie durch eine ſo niedertraͤchtige Vergleichung erſt lange zu uͤberfuͤhren ſuchte. Jch ſelber halte es einem vernuͤnftigen Menſchen, der das Ebenbild des allerheiligſten GOttes tragen ſoll, fuͤr allzu unanſtaͤndig, daß er ſich auf die thieriſche Art des Viehes beruffe, ſeine Schande damit zu decken. 3) Was aber das erſtere anbetrift, da ein Menſch den Muth und Hertzhaftigkeit hat, mit ſeinem Schoͤpfer zu expoſtuliren, und ihm vor- zuwerfen, warum er ihm denn dieſe Luſt beyge- leget, ſich auch ſo anzuſtellen, als koͤnte man da- her praͤtendiren, den Luͤſten frey und ungeſtraft nach- 2) Ein- wurf, und Antwort 1) A 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/29
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/29>, abgerufen am 20.04.2024.