mit was vor Augen werden Sie selbige doch als- denn ansehen? Schon ietzo darf ja nur eine Kranckheit, oder ein heftiger, obwol kurtzwäh- render Schmertz kommen: so werden Sie ge- gen die Wohllüste dieses Lebens gantz unempfind- lich, eckelhaft und verdrießlich; daraus sie ja mercken könten, was für ein schnödes und bald vorbey gehendes Ding sie sich zur Lust gewehlet haben. Ach! solten sie denn nicht als vernünf- tige Menschen die ewige Schmach und Pein be- dencken, und jenes Foltern gegen diese unge- mächliche und nur einen Augenblick währende Ergötzlichkeit halten; damit sie doch sehen möch- ten, wie viel eines das andere überwiege, und was für einen schrecklichen und ewigen Jammer Sie für ein wenig schändlicher und bitterwerden- der Lust auf sich nehmen? Wohllust vergehet bald; zum wenigsten wird, wenn der ge- schändete verfluchte Leib schon vermo- dert, von Würmern gefressen wird, und in Staub und Asche zerfällt, nichts mehr davon zu geniessen seyn: aber die Pein und Straffe kann nicht vergehen, so lange GOtt ein ewiger und wahrhaf- tiger GOtt bleibet.
VI.
6) An- merckung.
Die Lustseuche ist eine der aller- mächtigsten und hartnäckigsten Hin- dernisse zur wahren Bekehrung: so, daß man sagen muß, wer da zu tief hinein gerathen ist, ist in die allerhöchste Ge- fahr der Seelen, in die gewaltsamsten
Ban-
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
mit was vor Augen werden Sie ſelbige doch als- denn anſehen? Schon ietzo darf ja nur eine Kranckheit, oder ein heftiger, obwol kurtzwaͤh- render Schmertz kommen: ſo werden Sie ge- gen die Wohlluͤſte dieſes Lebens gantz unempfind- lich, eckelhaft und verdrießlich; daraus ſie ja mercken koͤnten, was fuͤr ein ſchnoͤdes und bald vorbey gehendes Ding ſie ſich zur Luſt gewehlet haben. Ach! ſolten ſie denn nicht als vernuͤnf- tige Menſchen die ewige Schmach und Pein be- dencken, und jenes Foltern gegen dieſe unge- maͤchliche und nur einen Augenblick waͤhrende Ergoͤtzlichkeit halten; damit ſie doch ſehen moͤch- ten, wie viel eines das andere uͤberwiege, und was fuͤr einen ſchrecklichen und ewigen Jammer Sie fuͤr ein wenig ſchaͤndlicher und bitterwerden- der Luſt auf ſich nehmen? Wohlluſt vergehet bald; zum wenigſten wird, wenn der ge- ſchaͤndete verfluchte Leib ſchon vermo- dert, von Wuͤrmern gefreſſen wird, und in Staub und Aſche zerfaͤllt, nichts mehr davon zu genieſſen ſeyn: aber die Pein und Straffe kann nicht vergehen, ſo lange GOtt ein ewiger und wahrhaf- tiger GOtt bleibet.
VI.
6) An- merckung.
Die Luſtſeuche iſt eine der aller- maͤchtigſten und hartnaͤckigſten Hin- derniſſe zur wahren Bekehrung: ſo, daß man ſagen muß, wer da zu tief hinein gerathen iſt, iſt in die allerhoͤchſte Ge- fahr der Seelen, in die gewaltſamſten
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(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
mit was vor Augen werden Sie ſelbige doch als-
denn anſehen? Schon ietzo darf ja nur eine
Kranckheit, oder ein heftiger, obwol kurtzwaͤh-
render Schmertz kommen: ſo werden Sie ge-
gen die Wohlluͤſte dieſes Lebens gantz unempfind-
lich, eckelhaft und verdrießlich; daraus ſie ja
mercken koͤnten, was fuͤr ein ſchnoͤdes und bald
vorbey gehendes Ding ſie ſich zur Luſt gewehlet
haben. Ach! ſolten ſie denn nicht als vernuͤnf-
tige Menſchen die ewige Schmach und Pein be-
dencken, und jenes Foltern gegen dieſe unge-
maͤchliche und nur einen Augenblick waͤhrende
Ergoͤtzlichkeit halten; damit ſie doch ſehen moͤch-
ten, wie viel eines das andere uͤberwiege, und
was fuͤr einen ſchrecklichen und ewigen Jammer
Sie fuͤr ein wenig ſchaͤndlicher und bitterwerden-
der Luſt auf ſich nehmen? Wohlluſt vergehet
bald; zum wenigſten wird, wenn der ge-
ſchaͤndete verfluchte Leib ſchon vermo-
dert, von Wuͤrmern gefreſſen wird, und
in Staub und Aſche zerfaͤllt, nichts
mehr davon zu genieſſen ſeyn: aber die
Pein und Straffe kann nicht vergehen,
ſo lange GOtt ein ewiger und wahrhaf-
tiger GOtt bleibet.
VI.
Die Luſtſeuche iſt eine der aller-
maͤchtigſten und hartnaͤckigſten Hin-
derniſſe zur wahren Bekehrung: ſo, daß
man ſagen muß, wer da zu tief hinein
gerathen iſt, iſt in die allerhoͤchſte Ge-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/274>, abgerufen am 22.11.2024.
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