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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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(II. Th.) Theologische Betrachtung
muthwillig geschiehet, schlechterdings
eine Todsünde sey.
Was brauchts denn
viel weitläuftigen Nachforschens dabey, wenn
man nur ein wenig gedencket, daß GOtt zu ie-
dem Christen saget: ihr sollet heilig seyn;
denn ich bin heilig, der HErr euer GOtt?

Wenn man die Christliche Religion annimt, so
ist das die erste Condition, die man ohne zu
capituliren, oder was zu excipiren eingehen muß:
Verleugne dich selbst, und nimm dein Creutz auf
dich täglich, und folge mir nach. Creutzige dein
Fleisch samt den Lüsten und Begierden; wider-
stehe den allerersten Bewegungen der unordent-
lichen Lust, auch so gar in erlaubten und gleich-
geltenden Dingen; und reinige dein Hertz zur
Wohnung des heiligen Geistes: denn so gar in
Christo selbst gilt nichts, denn eine neue Crea-
tur; du must nun der göttlichen Natur theil-
haftig werden. Wo nicht, so hast du Christi
Geist nicht, bist also unmöglich ein Christ.
Gewißlich, ein ieder böser Gedancke, iede unor-
dentliche Begierde, ieder mit bösem Verlangen
verknüpfter Blick verunreiniget dich vor GOtt.
Du must bis aufs Blut wiederstehen, und deine
Seele immer in Händen tragen: du must dei-
ne Seligkeit schaffen mit Furcht und Zittern;
du must darnach ringen, daß du dich durch die
enge Pforte und den schmalen Weg durchbetest
und durchkämpfest: Denn es kostet Gewalt
thun, wo man in den Himmel will. Alle Liebe
der Welt (darunter Fleischeslust, als die heftig-
ste, die erste ist) 1 Joh. 2, 6. läst die Liebe
GOttes, und das geistliche Vergnügen und

Ver-

(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
muthwillig geſchiehet, ſchlechterdings
eine Todſuͤnde ſey.
Was brauchts denn
viel weitlaͤuftigen Nachforſchens dabey, wenn
man nur ein wenig gedencket, daß GOtt zu ie-
dem Chriſten ſaget: ihr ſollet heilig ſeyn;
denn ich bin heilig, der HErr euer GOtt?

Wenn man die Chriſtliche Religion annimt, ſo
iſt das die erſte Condition, die man ohne zu
capituliren, oder was zu excipiren eingehen muß:
Verleugne dich ſelbſt, und nimm dein Creutz auf
dich taͤglich, und folge mir nach. Creutzige dein
Fleiſch ſamt den Luͤſten und Begierden; wider-
ſtehe den allererſten Bewegungen der unordent-
lichen Luſt, auch ſo gar in erlaubten und gleich-
geltenden Dingen; und reinige dein Hertz zur
Wohnung des heiligen Geiſtes: denn ſo gar in
Chriſto ſelbſt gilt nichts, denn eine neue Crea-
tur; du muſt nun der goͤttlichen Natur theil-
haftig werden. Wo nicht, ſo haſt du Chriſti
Geiſt nicht, biſt alſo unmoͤglich ein Chriſt.
Gewißlich, ein ieder boͤſer Gedancke, iede unor-
dentliche Begierde, ieder mit boͤſem Verlangen
verknuͤpfter Blick verunreiniget dich vor GOtt.
Du muſt bis aufs Blut wiederſtehen, und deine
Seele immer in Haͤnden tragen: du muſt dei-
ne Seligkeit ſchaffen mit Furcht und Zittern;
du muſt darnach ringen, daß du dich durch die
enge Pforte und den ſchmalen Weg durchbeteſt
und durchkaͤmpfeſt: Denn es koſtet Gewalt
thun, wo man in den Himmel will. Alle Liebe
der Welt (darunter Fleiſchesluſt, als die heftig-
ſte, die erſte iſt) 1 Joh. 2, 6. laͤſt die Liebe
GOttes, und das geiſtliche Vergnuͤgen und

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[222/0242] (II. Th.) Theologiſche Betrachtung muthwillig geſchiehet, ſchlechterdings eine Todſuͤnde ſey. Was brauchts denn viel weitlaͤuftigen Nachforſchens dabey, wenn man nur ein wenig gedencket, daß GOtt zu ie- dem Chriſten ſaget: ihr ſollet heilig ſeyn; denn ich bin heilig, der HErr euer GOtt? Wenn man die Chriſtliche Religion annimt, ſo iſt das die erſte Condition, die man ohne zu capituliren, oder was zu excipiren eingehen muß: Verleugne dich ſelbſt, und nimm dein Creutz auf dich taͤglich, und folge mir nach. Creutzige dein Fleiſch ſamt den Luͤſten und Begierden; wider- ſtehe den allererſten Bewegungen der unordent- lichen Luſt, auch ſo gar in erlaubten und gleich- geltenden Dingen; und reinige dein Hertz zur Wohnung des heiligen Geiſtes: denn ſo gar in Chriſto ſelbſt gilt nichts, denn eine neue Crea- tur; du muſt nun der goͤttlichen Natur theil- haftig werden. Wo nicht, ſo haſt du Chriſti Geiſt nicht, biſt alſo unmoͤglich ein Chriſt. Gewißlich, ein ieder boͤſer Gedancke, iede unor- dentliche Begierde, ieder mit boͤſem Verlangen verknuͤpfter Blick verunreiniget dich vor GOtt. Du muſt bis aufs Blut wiederſtehen, und deine Seele immer in Haͤnden tragen: du muſt dei- ne Seligkeit ſchaffen mit Furcht und Zittern; du muſt darnach ringen, daß du dich durch die enge Pforte und den ſchmalen Weg durchbeteſt und durchkaͤmpfeſt: Denn es koſtet Gewalt thun, wo man in den Himmel will. Alle Liebe der Welt (darunter Fleiſchesluſt, als die heftig- ſte, die erſte iſt) 1 Joh. 2, 6. laͤſt die Liebe GOttes, und das geiſtliche Vergnuͤgen und Ver-

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/242>, abgerufen am 02.05.2024.