nigem anzeigen und mich so kurtz als möglich fassen. Dis darf ich um desto mehr thun, weil Jhnen gebühret, das Wort des Allerhöchsten selbst zu wissen. So hat auch Osterwald im angeführten Tractat von der Unreinigkeit P. 1. Sect. 1. c. 2. 3. 4. 5. sqq. die Oerter der heiligen Schrift altes und neues Testaments ordentlich angeführet und untersuchet, die GOtt zum Zeugniß wieder alle Unreinen hat aufschrei- ben, und aller Welt vor Augen legen lassen. Jch bitte nur folgende Puncte mit stillem Gemüthe und Ehrerbietung vor GOtt zu erwegen.
1) An-merckung.
I.
Es ist sehr bedencklich, daß GOtt im 3. Mos. 12. den Sechswöchnerinnen solche Gesetze der Reinigung auferleget hat, als ob sie gantzabominablePersonen wären. Zum Exempel: hatte eine ein Knäblein geboren, so muste sie 7. Tage unrein seyn, und 33. Tage lang im Hause bleiben ohne, so zu sa- gen, unter den freyen Himmel, geschweige in die Gemeine GOttes und das Haus des HErrn zu kommen. Wo aber ein Mägdlein, so muste sie 2. Wochen unrein seyn, auch 66. Tage nicht aus dem Hause gehen; kein Heiliges durfte sie anrühren, und zum Heiligthum gar nicht kom- men. Alsdenn erst waren die Sechswöchne- rinnen schuldig ein Sünd-und Brandopfer zu bringen, und der Priester muste sie mit dem HErrn erst wieder aussöhnen, gerade als wenn sie eine Uebelthat begangen hätten. Diese For- derung war auch so genau und unausbleiblich,
daß
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
nigem anzeigen und mich ſo kurtz als moͤglich faſſen. Dis darf ich um deſto mehr thun, weil Jhnen gebuͤhret, das Wort des Allerhoͤchſten ſelbſt zu wiſſen. So hat auch Oſterwald im angefuͤhrten Tractat von der Unreinigkeit P. 1. Sect. 1. c. 2. 3. 4. 5. ſqq. die Oerter der heiligen Schrift altes und neues Teſtaments ordentlich angefuͤhret und unterſuchet, die GOtt zum Zeugniß wieder alle Unreinen hat aufſchrei- ben, und aller Welt vor Augen legen laſſen. Jch bitte nur folgende Puncte mit ſtillem Gemuͤthe und Ehrerbietung vor GOtt zu erwegen.
1) An-merckung.
I.
Es iſt ſehr bedencklich, daß GOtt im 3. Moſ. 12. den Sechswoͤchnerinnen ſolche Geſetze der Reinigung auferleget hat, als ob ſie gantzabominablePerſonen waͤren. Zum Exempel: hatte eine ein Knaͤblein geboren, ſo muſte ſie 7. Tage unrein ſeyn, und 33. Tage lang im Hauſe bleiben ohne, ſo zu ſa- gen, unter den freyen Himmel, geſchweige in die Gemeine GOttes und das Haus des HErrn zu kommen. Wo aber ein Maͤgdlein, ſo muſte ſie 2. Wochen unrein ſeyn, auch 66. Tage nicht aus dem Hauſe gehen; kein Heiliges durfte ſie anruͤhren, und zum Heiligthum gar nicht kom- men. Alsdenn erſt waren die Sechswoͤchne- rinnen ſchuldig ein Suͤnd-und Brandopfer zu bringen, und der Prieſter muſte ſie mit dem HErrn erſt wieder ausſoͤhnen, gerade als wenn ſie eine Uebelthat begangen haͤtten. Dieſe For- derung war auch ſo genau und unausbleiblich,
daß
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0230"n="210"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">II.</hi> Th.) <hirendition="#b">Theologiſche Betrachtung</hi></fw><lb/>
nigem anzeigen und mich ſo kurtz als moͤglich<lb/>
faſſen. Dis darf ich um deſto mehr thun, weil<lb/>
Jhnen gebuͤhret, das Wort des Allerhoͤchſten<lb/>ſelbſt zu wiſſen. So hat auch Oſterwald im<lb/>
angefuͤhrten Tractat von der Unreinigkeit <hirendition="#aq">P. 1.<lb/>
Sect. 1. c. 2. 3. 4. 5. ſqq.</hi> die Oerter der<lb/>
heiligen Schrift altes und neues Teſtaments<lb/>
ordentlich angefuͤhret und unterſuchet, die GOtt<lb/>
zum Zeugniß wieder alle Unreinen hat aufſchrei-<lb/>
ben, und aller Welt vor Augen legen laſſen. Jch<lb/>
bitte nur folgende Puncte mit ſtillem Gemuͤthe<lb/>
und Ehrerbietung vor GOtt zu erwegen.</p><lb/><noteplace="left">1) An-merckung.</note><lb/><divn="2"><head><hirendition="#aq">I.</hi></head><lb/><p><hirendition="#fr">Es iſt ſehr bedencklich, daß GOtt<lb/>
im 3. Moſ. 12. den Sechswoͤchnerinnen<lb/>ſolche Geſetze der Reinigung auferleget<lb/>
hat, als ob ſie gantz</hi><hirendition="#aq">abominable</hi><hirendition="#fr">Perſonen<lb/>
waͤren.</hi> Zum Exempel: hatte eine ein Knaͤblein<lb/>
geboren, ſo muſte ſie 7. Tage unrein ſeyn, und<lb/>
33. Tage lang im Hauſe bleiben ohne, ſo zu ſa-<lb/>
gen, unter den freyen Himmel, geſchweige in die<lb/>
Gemeine GOttes und das Haus des HErrn zu<lb/>
kommen. Wo aber ein Maͤgdlein, ſo muſte ſie<lb/>
2. Wochen unrein ſeyn, auch 66. Tage nicht<lb/>
aus dem Hauſe gehen; kein Heiliges durfte ſie<lb/>
anruͤhren, und zum Heiligthum gar nicht kom-<lb/>
men. Alsdenn erſt waren die Sechswoͤchne-<lb/>
rinnen ſchuldig ein Suͤnd-und Brandopfer zu<lb/>
bringen, und der Prieſter muſte ſie mit dem<lb/>
HErrn erſt wieder ausſoͤhnen, gerade als wenn<lb/>ſie eine Uebelthat begangen haͤtten. Dieſe For-<lb/>
derung war auch ſo genau und unausbleiblich,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">daß</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[210/0230]
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
nigem anzeigen und mich ſo kurtz als moͤglich
faſſen. Dis darf ich um deſto mehr thun, weil
Jhnen gebuͤhret, das Wort des Allerhoͤchſten
ſelbſt zu wiſſen. So hat auch Oſterwald im
angefuͤhrten Tractat von der Unreinigkeit P. 1.
Sect. 1. c. 2. 3. 4. 5. ſqq. die Oerter der
heiligen Schrift altes und neues Teſtaments
ordentlich angefuͤhret und unterſuchet, die GOtt
zum Zeugniß wieder alle Unreinen hat aufſchrei-
ben, und aller Welt vor Augen legen laſſen. Jch
bitte nur folgende Puncte mit ſtillem Gemuͤthe
und Ehrerbietung vor GOtt zu erwegen.
I.
Es iſt ſehr bedencklich, daß GOtt
im 3. Moſ. 12. den Sechswoͤchnerinnen
ſolche Geſetze der Reinigung auferleget
hat, als ob ſie gantz abominable Perſonen
waͤren. Zum Exempel: hatte eine ein Knaͤblein
geboren, ſo muſte ſie 7. Tage unrein ſeyn, und
33. Tage lang im Hauſe bleiben ohne, ſo zu ſa-
gen, unter den freyen Himmel, geſchweige in die
Gemeine GOttes und das Haus des HErrn zu
kommen. Wo aber ein Maͤgdlein, ſo muſte ſie
2. Wochen unrein ſeyn, auch 66. Tage nicht
aus dem Hauſe gehen; kein Heiliges durfte ſie
anruͤhren, und zum Heiligthum gar nicht kom-
men. Alsdenn erſt waren die Sechswoͤchne-
rinnen ſchuldig ein Suͤnd-und Brandopfer zu
bringen, und der Prieſter muſte ſie mit dem
HErrn erſt wieder ausſoͤhnen, gerade als wenn
ſie eine Uebelthat begangen haͤtten. Dieſe For-
derung war auch ſo genau und unausbleiblich,
daß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/230>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.