"gefährlichsten, wenn es so wohl eingehet und er- "getzet. Der muß traun gantz Sinnen- und "fühllos worden seyn, der nicht mehr empfindet, "wie übel er daran sey!
Unter den Rettungsmitteln wieder dieses Feuer "sind zum höchsten diese wenige, die ich als auser- "lesen sehr vielen andern vorziehe: Aendere "den Ort; dis ist so wohl dem Leibe als dem kran- "cken Gemüthe gantz heilsam. Vermeide und "fliehe alles mit grossem Fleiß und Treue, wo- "durch dir das Angedencken oder das Bild des "Geliebten ins Gemüthe gebracht wird. Mach "dir allezeit was zu thun. Ziehe dein Ge- "müth auf andere Beschäftigungen u. neue "Sorgen hin, welche das Andencken und die Spu- "ren der alten Kranckheit auslöschen und vertil- "gen können. Ueberlege sehr oft, und nimms "sehr zu Hertzen, wie schändlich, wie kläglich, und "wie voll Jammer und Unruhe ein solcher Ge- "müthsstand sey. Endlich erwege auch, wie "kurtz, wie nichtig und vergänglich, wie so gar "zu nichts nütze und kaum einem Schatten gleich "dasjenige sey, was du mit so grosser Beschwer- "lichkeit und Plage suchest. - - - Viele sind durch "ihre eigne Schmach und Schande wie- "der klug worden: da sie wahrgenommen, wie "sie sich infam und zum Hohngelächter ge- "macht; wie jedermann mit Fingern auf sie ge- "wiesen; und wie sie zu einer Stadt- und Land-kün- "digen Historie worden sind. Dis schmertzte "sie; dis brachte ihnen endlich vor Augen, "wie hochstrafbar und gleichwol gantz voll- "kommen unnütz diese Sache; wie sie aber
"da-
(I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche
„gefaͤhrlichſten, wenn es ſo wohl eingehet und er- „getzet. Der muß traun gantz Sinnen- und „fuͤhllos worden ſeyn, der nicht mehr empfindet, „wie uͤbel er daran ſey!
Unter den Rettungsmitteln wieder dieſes Feuer „ſind zum hoͤchſten dieſe wenige, die ich als auser- „leſen ſehr vielen andern vorziehe: Aendere „den Ort; dis iſt ſo wohl dem Leibe als dem kran- „cken Gemuͤthe gantz heilſam. Vermeide und „fliehe alles mit groſſem Fleiß und Treue, wo- „durch dir das Angedencken oder das Bild des „Geliebten ins Gemuͤthe gebracht wird. Mach „dir allezeit was zu thun. Ziehe dein Ge- „muͤth auf andere Beſchaͤftigungen u. neue „Sorgen hin, welche das Andencken und die Spu- „ren der alten Kranckheit ausloͤſchen und vertil- „gen koͤnnen. Ueberlege ſehr oft, und nimms „ſehr zu Hertzen, wie ſchaͤndlich, wie klaͤglich, und „wie voll Jammer und Unruhe ein ſolcher Ge- „muͤthsſtand ſey. Endlich erwege auch, wie „kurtz, wie nichtig und vergaͤnglich, wie ſo gar „zu nichts nuͤtze und kaum einem Schatten gleich „dasjenige ſey, was du mit ſo groſſer Beſchwer- „lichkeit und Plage ſucheſt. ‒ ‒ ‒ Viele ſind durch „ihre eigne Schmach und Schande wie- „der klug worden: da ſie wahrgenommen, wie „ſie ſich infam und zum Hohngelaͤchter ge- „macht; wie jedermann mit Fingern auf ſie ge- „wieſen; und wie ſie zu einer Stadt- und Land-kuͤn- „digen Hiſtorie worden ſind. Dis ſchmertzte „ſie; dis brachte ihnen endlich vor Augen, „wie hochſtrafbar und gleichwol gantz voll- „kommen unnuͤtz dieſe Sache; wie ſie aber
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(I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche
„gefaͤhrlichſten, wenn es ſo wohl eingehet und er-
„getzet. Der muß traun gantz Sinnen- und
„fuͤhllos worden ſeyn, der nicht mehr empfindet,
„wie uͤbel er daran ſey!
Unter den Rettungsmitteln wieder dieſes Feuer
„ſind zum hoͤchſten dieſe wenige, die ich als auser-
„leſen ſehr vielen andern vorziehe: Aendere
„den Ort; dis iſt ſo wohl dem Leibe als dem kran-
„cken Gemuͤthe gantz heilſam. Vermeide und
„fliehe alles mit groſſem Fleiß und Treue, wo-
„durch dir das Angedencken oder das Bild des
„Geliebten ins Gemuͤthe gebracht wird. Mach
„dir allezeit was zu thun. Ziehe dein Ge-
„muͤth auf andere Beſchaͤftigungen u. neue
„Sorgen hin, welche das Andencken und die Spu-
„ren der alten Kranckheit ausloͤſchen und vertil-
„gen koͤnnen. Ueberlege ſehr oft, und nimms
„ſehr zu Hertzen, wie ſchaͤndlich, wie klaͤglich, und
„wie voll Jammer und Unruhe ein ſolcher Ge-
„muͤthsſtand ſey. Endlich erwege auch, wie
„kurtz, wie nichtig und vergaͤnglich, wie ſo gar
„zu nichts nuͤtze und kaum einem Schatten gleich
„dasjenige ſey, was du mit ſo groſſer Beſchwer-
„lichkeit und Plage ſucheſt. ‒ ‒ ‒ Viele ſind durch
„ihre eigne Schmach und Schande wie-
„der klug worden: da ſie wahrgenommen, wie
„ſie ſich infam und zum Hohngelaͤchter ge-
„macht; wie jedermann mit Fingern auf ſie ge-
„wieſen; und wie ſie zu einer Stadt- und Land-kuͤn-
„digen Hiſtorie worden ſind. Dis ſchmertzte
„ſie; dis brachte ihnen endlich vor Augen,
„wie hochſtrafbar und gleichwol gantz voll-
„kommen unnuͤtz dieſe Sache; wie ſie aber
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/188>, abgerufen am 22.11.2024.
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