Sie die göttliche Straffgerechtigkeit also an Jhren eigenen Nachkommen alle Tage und Stunden vor sich sehen, und noch unabläßliche Vorwürfe des Gewissens hören müsten: Sie hätten sie selber in so ein unheilbares Elend hin- eingeführet? Würden Sie nicht ihre Thränen, Schreyen und Klagen, ihre jämmerliche Gestalt, ihre bey andern verhaßte Art und Wesen, ihre Unvermögenheit, was tüchtiges zu erlernen, ihr mürrisches, boshaftes, tückisches Wesen, so ins- gemein damit in hohem Grad verknüpft ist, oder durch die stete und unleidliche Beschwerlichkeit und allerseitiges Mißvergnügen angenommen wird etc. nicht bis an den Tod betrüben und äng- stigen? Und wie? wenn Sie den Hauptaffect, die schändliche Lustseuche von Jhnen auch erben würden, und dann in eben so viel Schande und Laster, folglich in unabträgliche Schulden und Straffgerichte GOttes, für sich und ihre Nach- kommen gerathen möchten? Bey den Alten ist es eine ausgemachte Sache gewesen; (und GOtt hat es selbsten fest gestellet, 2 Mos. 20, 5. daß es die Nachkommen mit entgelten müssen, wenn ihre Eltern gottlose Thoren gewesen sind,) da sie pflegten zu sagen: vitia seminis puniuntur in se- mine: das ist, Laster, die am Samen begangen werden, werden auch am Samen, oder an den Nachkommen und durch die Nachkommen abge- strafft. Aber nun, wenns gleich anders werden könte: so vergessen wir billig gleichwol das nicht, was GOtt gesaget hat Hos. 9, 12. und ob sie ihre Kinder gleich erzögen, will ich sie doch ohne
Kin-
J 3
Betrachtung der Unreinigkeit.
Sie die goͤttliche Straffgerechtigkeit alſo an Jhren eigenen Nachkommen alle Tage und Stunden vor ſich ſehen, und noch unablaͤßliche Vorwuͤrfe des Gewiſſens hoͤren muͤſten: Sie haͤtten ſie ſelber in ſo ein unheilbares Elend hin- eingefuͤhret? Wuͤrden Sie nicht ihre Thraͤnen, Schreyen und Klagen, ihre jaͤmmerliche Geſtalt, ihre bey andern verhaßte Art und Weſen, ihre Unvermoͤgenheit, was tuͤchtiges zu erlernen, ihr muͤrriſches, boshaftes, tuͤckiſches Weſen, ſo ins- gemein damit in hohem Grad verknuͤpft iſt, oder durch die ſtete und unleidliche Beſchwerlichkeit und allerſeitiges Mißvergnuͤgen angenommen wird ꝛc. nicht bis an den Tod betruͤben und aͤng- ſtigen? Und wie? wenn Sie den Hauptaffect, die ſchaͤndliche Luſtſeuche von Jhnen auch erben wuͤrden, und dann in eben ſo viel Schande und Laſter, folglich in unabtraͤgliche Schulden und Straffgerichte GOttes, fuͤr ſich und ihre Nach- kommen gerathen moͤchten? Bey den Alten iſt es eine ausgemachte Sache geweſen; (und GOtt hat es ſelbſten feſt geſtellet, 2 Moſ. 20, 5. daß es die Nachkommen mit entgelten muͤſſen, wenn ihre Eltern gottloſe Thoren geweſen ſind,) da ſie pflegten zu ſagen: vitia ſeminis puniuntur in ſe- mine: das iſt, Laſter, die am Samen begangen werden, werden auch am Samen, oder an den Nachkommen und durch die Nachkommen abge- ſtrafft. Aber nun, wenns gleich anders werden koͤnte: ſo vergeſſen wir billig gleichwol das nicht, was GOtt geſaget hat Hoſ. 9, 12. und ob ſie ihre Kinder gleich erzoͤgen, will ich ſie doch ohne
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Betrachtung der Unreinigkeit.
Sie die goͤttliche Straffgerechtigkeit alſo an
Jhren eigenen Nachkommen alle Tage und
Stunden vor ſich ſehen, und noch unablaͤßliche
Vorwuͤrfe des Gewiſſens hoͤren muͤſten: Sie
haͤtten ſie ſelber in ſo ein unheilbares Elend hin-
eingefuͤhret? Wuͤrden Sie nicht ihre Thraͤnen,
Schreyen und Klagen, ihre jaͤmmerliche Geſtalt,
ihre bey andern verhaßte Art und Weſen, ihre
Unvermoͤgenheit, was tuͤchtiges zu erlernen, ihr
muͤrriſches, boshaftes, tuͤckiſches Weſen, ſo ins-
gemein damit in hohem Grad verknuͤpft iſt, oder
durch die ſtete und unleidliche Beſchwerlichkeit
und allerſeitiges Mißvergnuͤgen angenommen
wird ꝛc. nicht bis an den Tod betruͤben und aͤng-
ſtigen? Und wie? wenn Sie den Hauptaffect,
die ſchaͤndliche Luſtſeuche von Jhnen auch erben
wuͤrden, und dann in eben ſo viel Schande und
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Straffgerichte GOttes, fuͤr ſich und ihre Nach-
kommen gerathen moͤchten? Bey den Alten iſt
es eine ausgemachte Sache geweſen; (und GOtt
hat es ſelbſten feſt geſtellet, 2 Moſ. 20, 5. daß
es die Nachkommen mit entgelten muͤſſen, wenn
ihre Eltern gottloſe Thoren geweſen ſind,) da ſie
pflegten zu ſagen: vitia ſeminis puniuntur in ſe-
mine: das iſt, Laſter, die am Samen begangen
werden, werden auch am Samen, oder an den
Nachkommen und durch die Nachkommen abge-
ſtrafft. Aber nun, wenns gleich anders werden
koͤnte: ſo vergeſſen wir billig gleichwol das nicht,
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/153>, abgerufen am 16.02.2025.
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