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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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Betrachtung der Unreinigkeit.
unterminiren Sie, und machens einer bloß vie-
hischen Lust zu liebe baufällig, zu Jhrem eignen
grösten Schaden. Können Sie es noch nicht be-
greifen, wie? wolan! mercken sie wohl auf. Es
hengt Jhr Hertz in seiner Haut, dem pericardio,
gantz schlapp und frey, und wird von der weni-
gen aqua pericardii genetzet, daß es sich desto
leichter bewegen könne, und sich nicht reiben dür-
fe. Wie aber in der grossen Welt auf viele Hi-
tze endlich eine Dörre und Vertrocknung noth-
wendig folget: so ists auch im Leibe. Der li-
quor pericardii
wird, wie andere humores (als
der Nahrungssaft, das Fett etc.) durch die geile
Brunst und Hitze verzehret, viele subtile Ca-
nälchen verschrumpft, und alle Bewegungen
wegen ermangelnder Feuchtigkeit und aneinan-
der Reibens sehr verhindert und schmertzlich ge-
macht; da denn insonderheit das Hertz, die Re-
sidentz des menschlichen Lebens, bey seiner entsetz-
lich starcken Arbeit sehr viel ausstehen muß.

Nächst dem ist vorhin schon ausgemacht
worden, daß bey ieder eiaculatione seminis
theils sehr viele Lebensgeister verloren gehen;
theils das gantze Systema nervorum im gantzen
Leibe gewaltig müsse gespannt und erschüttert
werden, daß es fast eine Art von einer Convul-
sion
abgibt. Da nun die regulaire und gleich-
förmige Bewegung des Hertzens von dem re-
gulairen und gleichförmigen Einfluß der Lebens-
geister nothwendig dependiren muß, und alle ge-
waltsame und ungleiche Spannung und Zucken
der Nerven in dieser Bewegung des Hertzens

auch

Betrachtung der Unreinigkeit.
unterminiren Sie, und machens einer bloß vie-
hiſchen Luſt zu liebe baufaͤllig, zu Jhrem eignen
groͤſten Schaden. Koͤnnen Sie es noch nicht be-
greifen, wie? wolan! mercken ſie wohl auf. Es
hengt Jhr Hertz in ſeiner Haut, dem pericardio,
gantz ſchlapp und frey, und wird von der weni-
gen aqua pericardii genetzet, daß es ſich deſto
leichter bewegen koͤnne, und ſich nicht reiben duͤr-
fe. Wie aber in der groſſen Welt auf viele Hi-
tze endlich eine Doͤrre und Vertrocknung noth-
wendig folget: ſo iſts auch im Leibe. Der li-
quor pericardii
wird, wie andere humores (als
der Nahrungsſaft, das Fett ꝛc.) durch die geile
Brunſt und Hitze verzehret, viele ſubtile Ca-
naͤlchen verſchrumpft, und alle Bewegungen
wegen ermangelnder Feuchtigkeit und aneinan-
der Reibens ſehr verhindert und ſchmertzlich ge-
macht; da denn inſonderheit das Hertz, die Re-
ſidentz des menſchlichen Lebens, bey ſeiner entſetz-
lich ſtarcken Arbeit ſehr viel ausſtehen muß.

Naͤchſt dem iſt vorhin ſchon ausgemacht
worden, daß bey ieder eiaculatione ſeminis
theils ſehr viele Lebensgeiſter verloren gehen;
theils das gantze Syſtema nervorum im gantzen
Leibe gewaltig muͤſſe geſpannt und erſchuͤttert
werden, daß es faſt eine Art von einer Convul-
ſion
abgibt. Da nun die regulaire und gleich-
foͤrmige Bewegung des Hertzens von dem re-
gulairen und gleichfoͤrmigen Einfluß der Lebens-
geiſter nothwendig dependiren muß, und alle ge-
waltſame und ungleiche Spannung und Zucken
der Nerven in dieſer Bewegung des Hertzens

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[93/0113] Betrachtung der Unreinigkeit. unterminiren Sie, und machens einer bloß vie- hiſchen Luſt zu liebe baufaͤllig, zu Jhrem eignen groͤſten Schaden. Koͤnnen Sie es noch nicht be- greifen, wie? wolan! mercken ſie wohl auf. Es hengt Jhr Hertz in ſeiner Haut, dem pericardio, gantz ſchlapp und frey, und wird von der weni- gen aqua pericardii genetzet, daß es ſich deſto leichter bewegen koͤnne, und ſich nicht reiben duͤr- fe. Wie aber in der groſſen Welt auf viele Hi- tze endlich eine Doͤrre und Vertrocknung noth- wendig folget: ſo iſts auch im Leibe. Der li- quor pericardii wird, wie andere humores (als der Nahrungsſaft, das Fett ꝛc.) durch die geile Brunſt und Hitze verzehret, viele ſubtile Ca- naͤlchen verſchrumpft, und alle Bewegungen wegen ermangelnder Feuchtigkeit und aneinan- der Reibens ſehr verhindert und ſchmertzlich ge- macht; da denn inſonderheit das Hertz, die Re- ſidentz des menſchlichen Lebens, bey ſeiner entſetz- lich ſtarcken Arbeit ſehr viel ausſtehen muß. Naͤchſt dem iſt vorhin ſchon ausgemacht worden, daß bey ieder eiaculatione ſeminis theils ſehr viele Lebensgeiſter verloren gehen; theils das gantze Syſtema nervorum im gantzen Leibe gewaltig muͤſſe geſpannt und erſchuͤttert werden, daß es faſt eine Art von einer Convul- ſion abgibt. Da nun die regulaire und gleich- foͤrmige Bewegung des Hertzens von dem re- gulairen und gleichfoͤrmigen Einfluß der Lebens- geiſter nothwendig dependiren muß, und alle ge- waltſame und ungleiche Spannung und Zucken der Nerven in dieſer Bewegung des Hertzens auch

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/113>, abgerufen am 21.11.2024.