Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Mercks Wienn.
Stirn nicht weiß zu helffen/ da kan er der Hacken ein
Stiel finden.

Jener Daniel/ der die Löwengruben zu einer Le-
bensgruben hatte/ gabe ein Advocaten ab/ dazumal/
als zwey alte Kautzen und Böswicht heimlich ein-
schlichen in den Garten/ allwo die keusche Susanna
bey dem kühlenden Abend-Luft/ zur heissen Somers-
zeit sich zu baden begunte/ in ein wie Christall strudle-
ten Bächel/ und als ihr böses Vorhaben Faßnacht
suchte/ nichts aber als Quatember antroffen/ haben
sie zu Vermäntlung ihrer Freyheit/ die unschuldigste
Matron angeben/ als seye sie sola cum solo mit ei-
nem unverschämten Buhler in der Grüne ertapt/
und beede Kammer-Mägd/ ihrer Unthat zu Hülff/
anderwerts hingeschickt: O Klaffter-lange Lügen! es
ist alsobald dem Göttlichen Gebot gemäs das Ur-
theil ergangen/ Susanna solle versteiniget werden:
Wer hat dieser Hacken einen Stiel gefunden? Wer
hat diesen Knopff aufgelöst/ wer? Wer hat der Ver-
lassenen und Beklagten Unschuld die Hand gereicht/
wer? ein Advocat/ und zwar ein Heiliger/ Namens
Daniel/ welcher mit seiner Wolredenheit/ mit ge-
wichtigen Argumenten die verfolgte Ehr der Susannä
ans Tageliecht gebracht/ und alles Recht behauptet.

Jm Alten Testament hatten die Weiber einen
wunderlichen Trunk/ und ob schon manche keinen
Durst klagte/ muste sie dannoch über Willen be-
scheid thun; Wann ein Mann wegen deß unru-
higen Eiffer-Geists einen Argwohn hatte/ als ob
ihme seine Frau Treu-los worden/ muste er aus
Befehl GOttes solche zu dem Priester vor dem Al-
tar führen/ welcher dann ein gewisses und mit tau-
send Flüch gemischtes Wasser ihr darreichte zu
trinken/ so sie nun unschuldig bezüchtigt/ fügte
ihr dieser Trunk den wenigsten Schaden nicht zu/

dafern
F 4

Mercks Wienn.
Stirn nicht weiß zu helffen/ da kan er der Hacken ein
Stiel finden.

Jener Daniel/ der die Loͤwengruben zu einer Le-
bensgruben hatte/ gabe ein Advocaten ab/ dazumal/
als zwey alte Kautzen und Boͤswicht heimlich ein-
ſchlichen in den Garten/ allwo die keuſche Suſanna
bey dem kuͤhlenden Abend-Luft/ zur heiſſen Somers-
zeit ſich zu baden begunte/ in ein wie Chriſtall ſtrudle-
ten Baͤchel/ und als ihr boͤſes Vorhaben Faßnacht
ſuchte/ nichts aber als Quatember antroffen/ haben
ſie zu Vermaͤntlung ihrer Freyheit/ die unſchuldigſte
Matron angeben/ als ſeye ſie ſola cum ſolo mit ei-
nem unverſchaͤmten Buhler in der Gruͤne ertapt/
und beede Kammer-Maͤgd/ ihrer Unthat zu Huͤlff/
anderwerts hingeſchickt: O Klaffter-lange Luͤgen! es
iſt alſobald dem Goͤttlichen Gebot gemaͤs das Ur-
theil ergangen/ Suſanna ſolle verſteiniget werden:
Wer hat dieſer Hacken einen Stiel gefunden? Wer
hat dieſen Knopff aufgeloͤſt/ wer? Wer hat der Ver-
laſſenen und Beklagten Unſchuld die Hand gereicht/
wer? ein Advocat/ und zwar ein Heiliger/ Namens
Daniel/ welcher mit ſeiner Wolredenheit/ mit ge-
wichtigen Argumenten die verfolgte Ehr der Suſañaͤ
ans Tageliecht gebracht/ und alles Recht behauptet.

Jm Alten Teſtament hatten die Weiber einen
wunderlichen Trunk/ und ob ſchon manche keinen
Durſt klagte/ muſte ſie dannoch uͤber Willen be-
ſcheid thun; Wann ein Mann wegen deß unru-
higen Eiffer-Geiſts einen Argwohn hatte/ als ob
ihme ſeine Frau Treu-los worden/ muſte er aus
Befehl GOttes ſolche zu dem Prieſter vor dem Al-
tar fuͤhren/ welcher dann ein gewiſſes und mit tau-
ſend Fluͤch gemiſchtes Waſſer ihr darreichte zu
trinken/ ſo ſie nun unſchuldig bezuͤchtigt/ fuͤgte
ihr dieſer Trunk den wenigſten Schaden nicht zu/

dafern
F 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0095" n="85"/><fw place="top" type="header">Mercks Wienn.</fw><lb/>
Stirn nicht weiß zu helffen/ da kan er der Hacken ein<lb/>
Stiel finden.</p><lb/>
        <p>Jener Daniel/ der die Lo&#x0364;wengruben zu einer Le-<lb/>
bensgruben hatte/ gabe ein Advocaten ab/ dazumal/<lb/>
als zwey alte Kautzen und Bo&#x0364;swicht heimlich ein-<lb/>
&#x017F;chlichen in den Garten/ allwo die keu&#x017F;che Su&#x017F;anna<lb/>
bey dem ku&#x0364;hlenden Abend-Luft/ zur hei&#x017F;&#x017F;en Somers-<lb/>
zeit &#x017F;ich zu baden begunte/ in ein wie Chri&#x017F;tall &#x017F;trudle-<lb/>
ten Ba&#x0364;chel/ und als ihr bo&#x0364;&#x017F;es Vorhaben Faßnacht<lb/>
&#x017F;uchte/ nichts aber als Quatember antroffen/ haben<lb/>
&#x017F;ie zu Verma&#x0364;ntlung ihrer Freyheit/ die un&#x017F;chuldig&#x017F;te<lb/>
Matron angeben/ als &#x017F;eye &#x017F;ie <hi rendition="#aq">&#x017F;ola cum &#x017F;olo</hi> mit ei-<lb/>
nem unver&#x017F;cha&#x0364;mten Buhler in der Gru&#x0364;ne ertapt/<lb/>
und beede Kammer-Ma&#x0364;gd/ ihrer Unthat zu Hu&#x0364;lff/<lb/>
anderwerts hinge&#x017F;chickt: O Klaffter-lange Lu&#x0364;gen! es<lb/>
i&#x017F;t al&#x017F;obald dem Go&#x0364;ttlichen Gebot gema&#x0364;s das Ur-<lb/>
theil ergangen/ Su&#x017F;anna &#x017F;olle ver&#x017F;teiniget werden:<lb/>
Wer hat die&#x017F;er Hacken einen Stiel gefunden? Wer<lb/>
hat die&#x017F;en Knopff aufgelo&#x0364;&#x017F;t/ wer? Wer hat der Ver-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;enen und Beklagten Un&#x017F;chuld die Hand gereicht/<lb/>
wer? ein Advocat/ und zwar ein Heiliger/ Namens<lb/>
Daniel/ welcher mit &#x017F;einer Wolredenheit/ mit ge-<lb/>
wichtigen Argumenten die verfolgte Ehr der Su&#x017F;an&#x0303;a&#x0364;<lb/>
ans Tageliecht gebracht/ und alles Recht behauptet.</p><lb/>
        <p>Jm Alten Te&#x017F;tament hatten die Weiber einen<lb/>
wunderlichen Trunk/ und ob &#x017F;chon manche keinen<lb/>
Dur&#x017F;t klagte/ mu&#x017F;te &#x017F;ie dannoch u&#x0364;ber Willen be-<lb/>
&#x017F;cheid thun; Wann ein Mann wegen deß unru-<lb/>
higen Eiffer-Gei&#x017F;ts einen Argwohn hatte/ als ob<lb/>
ihme &#x017F;eine Frau Treu-los worden/ mu&#x017F;te er aus<lb/>
Befehl GOttes &#x017F;olche zu dem Prie&#x017F;ter vor dem Al-<lb/>
tar fu&#x0364;hren/ welcher dann ein gewi&#x017F;&#x017F;es und mit tau-<lb/>
&#x017F;end Flu&#x0364;ch gemi&#x017F;chtes Wa&#x017F;&#x017F;er ihr darreichte zu<lb/>
trinken/ &#x017F;o &#x017F;ie nun un&#x017F;chuldig bezu&#x0364;chtigt/ fu&#x0364;gte<lb/>
ihr die&#x017F;er Trunk den wenig&#x017F;ten Schaden nicht zu/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 4</fw><fw place="bottom" type="catch">dafern</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0095] Mercks Wienn. Stirn nicht weiß zu helffen/ da kan er der Hacken ein Stiel finden. Jener Daniel/ der die Loͤwengruben zu einer Le- bensgruben hatte/ gabe ein Advocaten ab/ dazumal/ als zwey alte Kautzen und Boͤswicht heimlich ein- ſchlichen in den Garten/ allwo die keuſche Suſanna bey dem kuͤhlenden Abend-Luft/ zur heiſſen Somers- zeit ſich zu baden begunte/ in ein wie Chriſtall ſtrudle- ten Baͤchel/ und als ihr boͤſes Vorhaben Faßnacht ſuchte/ nichts aber als Quatember antroffen/ haben ſie zu Vermaͤntlung ihrer Freyheit/ die unſchuldigſte Matron angeben/ als ſeye ſie ſola cum ſolo mit ei- nem unverſchaͤmten Buhler in der Gruͤne ertapt/ und beede Kammer-Maͤgd/ ihrer Unthat zu Huͤlff/ anderwerts hingeſchickt: O Klaffter-lange Luͤgen! es iſt alſobald dem Goͤttlichen Gebot gemaͤs das Ur- theil ergangen/ Suſanna ſolle verſteiniget werden: Wer hat dieſer Hacken einen Stiel gefunden? Wer hat dieſen Knopff aufgeloͤſt/ wer? Wer hat der Ver- laſſenen und Beklagten Unſchuld die Hand gereicht/ wer? ein Advocat/ und zwar ein Heiliger/ Namens Daniel/ welcher mit ſeiner Wolredenheit/ mit ge- wichtigen Argumenten die verfolgte Ehr der Suſañaͤ ans Tageliecht gebracht/ und alles Recht behauptet. Jm Alten Teſtament hatten die Weiber einen wunderlichen Trunk/ und ob ſchon manche keinen Durſt klagte/ muſte ſie dannoch uͤber Willen be- ſcheid thun; Wann ein Mann wegen deß unru- higen Eiffer-Geiſts einen Argwohn hatte/ als ob ihme ſeine Frau Treu-los worden/ muſte er aus Befehl GOttes ſolche zu dem Prieſter vor dem Al- tar fuͤhren/ welcher dann ein gewiſſes und mit tau- ſend Fluͤch gemiſchtes Waſſer ihr darreichte zu trinken/ ſo ſie nun unſchuldig bezuͤchtigt/ fuͤgte ihr dieſer Trunk den wenigſten Schaden nicht zu/ dafern F 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/95
Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/95>, abgerufen am 24.11.2024.