Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.Merks Wienn. bey der Gemeinschaft der Männer/ entgegen wareJoseph der Tröstung/ sein JEsus seye ein Reis- Gspan der Mutter/ durch welche irrige Meinung der gebenedeyte Knab also verlohren/ und erst nach drey Tagen in dem Tempel zu Jerusalem mit unermeßli- chem Frolocken mitten unter den Doctores und Leh- rern gefunden worden; Nun entstehet ein so wol wich- tige als witzige Frag/ wo doch unter solcher Zeit der süsseste Knab seine Lebens-Nahrung genommen? Etwan ist er dieser Zeit als ein lieber Gast bey seinen Freunden verharret? Nichts wenigers/ dann die Freund einem schmälere Gutthaten erweisen als Fremde; etwan hat er sich diese drey Tag im Wirths- haus aufgehalten? Das gar nicht/ und da es hätte geschehen sollen/ so wäre er beym weissen Creutz zu erfragen gewest; vieler Lehrer wolgegründte Mei- nung will es behaupten/ daß die Herren Doctores zu Jerusalem/ sich dergestalten haben verliebt in die Lehr dieses guldenen Knaben/ daß einer nach dem andern ihn zur Taffel gar höflich eingeladen/ und wo er zu Mittag speiste/ da muste er schon verspre- chen/ das Nachtmahl bey einem andern einzuneh- men/ sie konten nicht gnug satt werden an dem Theo- logischen Discurs/ den er führte/ dahero sie ihme mit allen erdenklichen Ehr-Beweisungen willfahrten; Diese Rabiner achteten nichts höhers/ wie dann gar billig/ als eine Wissenschafft von Göttlichen Dingen. Wie schön ist es/ wann einer weiß/ wie GOtt Vatter von Ewigkeit hero von sich selbst/ GOttes Sohn von dem Vatter/ GOtt H. Geist von beeden/ wie der Vatter den Sohn gebohren/ und doch nicht älters als der Sohn/ und dieser nicht jünger als der Vatter/ wie der H. Geist von beeden nicht gebohren/ sondern spirirt worden/ doch nicht jünger
Merks Wienn. bey der Gemeinſchaft der Maͤnner/ entgegen wareJoſeph der Troͤſtung/ ſein JEſus ſeye ein Reis- Gſpan der Mutter/ durch welche irrige Meinung der gebenedeyte Knab alſo verlohren/ und erſt nach drey Tagen in dem Tempel zu Jeruſalem mit unermeßli- chem Frolocken mitten unter den Doctores und Leh- rern gefundẽ worden; Nun entſtehet ein ſo wol wich- tige als witzige Frag/ wo doch unter ſolcher Zeit der ſuͤſſeſte Knab ſeine Lebens-Nahrung genommen? Etwan iſt er dieſer Zeit als ein lieber Gaſt bey ſeinen Freunden verharret? Nichts wenigers/ dann die Freund einem ſchmaͤlere Gutthaten erweiſen als Fremde; etwan hat er ſich dieſe drey Tag im Wirths- haus aufgehalten? Das gar nicht/ und da es haͤtte geſchehen ſollen/ ſo waͤre er beym weiſſen Creutz zu erfragen geweſt; vieler Lehrer wolgegruͤndte Mei- nung will es behaupten/ daß die Herren Doctores zu Jeruſalem/ ſich dergeſtalten haben verliebt in die Lehr dieſes guldenen Knaben/ daß einer nach dem andern ihn zur Taffel gar hoͤflich eingeladen/ und wo er zu Mittag ſpeiſte/ da muſte er ſchon verſpre- chen/ das Nachtmahl bey einem andern einzuneh- men/ ſie konten nicht gnug ſatt werden an dem Theo- logiſchen Diſcurs/ den er fuͤhrte/ dahero ſie ihme mit allen erdenklichen Ehr-Beweiſungen willfahrten; Dieſe Rabiner achteten nichts hoͤhers/ wie dann gar billig/ als eine Wiſſenſchafft von Goͤttlichen Dingen. Wie ſchoͤn iſt es/ wann einer weiß/ wie GOtt Vatter von Ewigkeit hero von ſich ſelbſt/ GOttes Sohn von dem Vatter/ GOtt H. Geiſt von beeden/ wie der Vatter den Sohn gebohren/ und doch nicht aͤlters als der Sohn/ und dieſer nicht juͤnger als der Vatter/ wie der H. Geiſt von beeden nicht gebohren/ ſondern ſpirirt worden/ doch nicht juͤnger
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Merks Wienn.
bey der Gemeinſchaft der Maͤnner/ entgegen ware
Joſeph der Troͤſtung/ ſein JEſus ſeye ein Reis-
Gſpan der Mutter/ durch welche irrige Meinung der
gebenedeyte Knab alſo verlohren/ und erſt nach drey
Tagen in dem Tempel zu Jeruſalem mit unermeßli-
chem Frolocken mitten unter den Doctores und Leh-
rern gefundẽ worden; Nun entſtehet ein ſo wol wich-
tige als witzige Frag/ wo doch unter ſolcher Zeit der
ſuͤſſeſte Knab ſeine Lebens-Nahrung genommen?
Etwan iſt er dieſer Zeit als ein lieber Gaſt bey ſeinen
Freunden verharret? Nichts wenigers/ dann die
Freund einem ſchmaͤlere Gutthaten erweiſen als
Fremde; etwan hat er ſich dieſe drey Tag im Wirths-
haus aufgehalten? Das gar nicht/ und da es haͤtte
geſchehen ſollen/ ſo waͤre er beym weiſſen Creutz zu
erfragen geweſt; vieler Lehrer wolgegruͤndte Mei-
nung will es behaupten/ daß die Herren Doctores
zu Jeruſalem/ ſich dergeſtalten haben verliebt in die
Lehr dieſes guldenen Knaben/ daß einer nach dem
andern ihn zur Taffel gar hoͤflich eingeladen/ und
wo er zu Mittag ſpeiſte/ da muſte er ſchon verſpre-
chen/ das Nachtmahl bey einem andern einzuneh-
men/ ſie konten nicht gnug ſatt werden an dem Theo-
logiſchen Diſcurs/ den er fuͤhrte/ dahero ſie ihme mit
allen erdenklichen Ehr-Beweiſungen willfahrten;
Dieſe Rabiner achteten nichts hoͤhers/ wie dann
gar billig/ als eine Wiſſenſchafft von Goͤttlichen
Dingen. Wie ſchoͤn iſt es/ wann einer weiß/ wie
GOtt Vatter von Ewigkeit hero von ſich ſelbſt/
GOttes Sohn von dem Vatter/ GOtt H. Geiſt
von beeden/ wie der Vatter den Sohn gebohren/
und doch nicht aͤlters als der Sohn/ und dieſer nicht
juͤnger als der Vatter/ wie der H. Geiſt von beeden
nicht gebohren/ ſondern ſpirirt worden/ doch nicht
juͤnger
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