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Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.

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Mercks Wienn.
viel Ruhm und Ruff von der Weisheit deß Königs
Salomon zu Ohren komen/ konte sie sich aus Zwang
deß gierigen Vorwitz nicht enthalten/ sondern be-
giebt sich samt einer volkreichen Hofstatt auf die wei-
te Reis/ und wie Cornelius a Lap. samt vielen will/
gar aus Mohrenland/ mit grossen Gefahren/ grossen
Unkosten/ und grossen Ungelegenheiten/ bis sie end-
lich zu Jerusalem ankommen/ und als sie dort die
Weisheit deß Salomons mit höchster Verwunde-
rung selbsten angehört/ hat es sie nicht allein ihrer
grossen angewendten Unkosten nicht gereuet/ sondern
noch dem Salomon hundert und zwanzig Centner
pures Gold verehret/ so hoch und aber hoch schätzte
sie die Weisheit und Wissenschafft.

Was ist schöners als ein Philosophische Wissen-
schafft/ wo mancher zu weilen hundert Griff versu-
chet/ ein verwirrte Frag recht zu entörtern/ und
gleichwol letzlich mit dem Verstand scheittert/ all-
dort ohne Mühe besser als ein Macedonischer Ale-
xander/ löst solchen Knopff auf der Philosophus.

Warum ein Mensch der sich übersatt hat anges-
sen/ und ihme der Leib wie einem reisenden Hand-
werks-Bürsel der Ranzen starzet/ doch viel leichter
und geringer im Gewicht ist/ als da er nüchter war?
Die Ursach weiß der Pilosophus.

Warum einen Menschen/ der würklich gestorben/
dannoch Haar und Bart wachst/ da doch kein Seel
mehr im Leib? Die Ursach weiß der Philosophus.

Warum ein Holz/ so geschlacht im Vollmond/
dem Wurmstich unterworffen/ und selbes/ so ge-
worffen im Neumond/ dieses nagenden Gasts be-
freyt? Die Ursach weiß der Philosophus.

Warum ein Pfann mit Wasser ob dem Feuer
unter sich am Boden ganz erkühlet/ da doch selbes

das

Mercks Wienn.
viel Ruhm und Ruff von der Weisheit deß Koͤnigs
Salomon zu Ohren komen/ konte ſie ſich aus Zwang
deß gierigen Vorwitz nicht enthalten/ ſondern be-
giebt ſich ſamt einer volkreichen Hofſtatt auf die wei-
te Reis/ und wie Cornelius à Lap. ſamt vielen will/
gar aus Mohrenland/ mit groſſen Gefahren/ groſſen
Unkoſten/ und groſſen Ungelegenheiten/ bis ſie end-
lich zu Jeruſalem ankommen/ und als ſie dort die
Weisheit deß Salomons mit hoͤchſter Verwunde-
rung ſelbſten angehoͤrt/ hat es ſie nicht allein ihrer
groſſen angewendten Unkoſten nicht gereuet/ ſondern
noch dem Salomon hundert und zwanzig Centner
pures Gold verehret/ ſo hoch und aber hoch ſchaͤtzte
ſie die Weisheit und Wiſſenſchafft.

Was iſt ſchoͤners als ein Philoſophiſche Wiſſen-
ſchafft/ wo mancher zu weilen hundert Griff verſu-
chet/ ein verwirrte Frag recht zu entoͤrtern/ und
gleichwol letzlich mit dem Verſtand ſcheittert/ all-
dort ohne Muͤhe beſſer als ein Macedoniſcher Ale-
xander/ loͤſt ſolchen Knopff auf der Philoſophus.

Warum ein Menſch der ſich uͤberſatt hat angeſ-
ſen/ und ihme der Leib wie einem reiſenden Hand-
werks-Buͤrſel der Ranzen ſtarzet/ doch viel leichter
und geringer im Gewicht iſt/ als da er nuͤchter war?
Die Urſach weiß der Piloſophus.

Warum einen Menſchen/ der wuͤrklich geſtorben/
dannoch Haar und Bart wachſt/ da doch kein Seel
mehr im Leib? Die Urſach weiß der Philoſophus.

Warum ein Holz/ ſo geſchlacht im Vollmond/
dem Wurmſtich unterworffen/ und ſelbes/ ſo ge-
worffen im Neumond/ dieſes nagenden Gaſts be-
freyt? Die Urſach weiß der Philoſophus.

Warum ein Pfann mit Waſſer ob dem Feuer
unter ſich am Boden ganz erkuͤhlet/ da doch ſelbes

das
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[80/0090] Mercks Wienn. viel Ruhm und Ruff von der Weisheit deß Koͤnigs Salomon zu Ohren komen/ konte ſie ſich aus Zwang deß gierigen Vorwitz nicht enthalten/ ſondern be- giebt ſich ſamt einer volkreichen Hofſtatt auf die wei- te Reis/ und wie Cornelius à Lap. ſamt vielen will/ gar aus Mohrenland/ mit groſſen Gefahren/ groſſen Unkoſten/ und groſſen Ungelegenheiten/ bis ſie end- lich zu Jeruſalem ankommen/ und als ſie dort die Weisheit deß Salomons mit hoͤchſter Verwunde- rung ſelbſten angehoͤrt/ hat es ſie nicht allein ihrer groſſen angewendten Unkoſten nicht gereuet/ ſondern noch dem Salomon hundert und zwanzig Centner pures Gold verehret/ ſo hoch und aber hoch ſchaͤtzte ſie die Weisheit und Wiſſenſchafft. Was iſt ſchoͤners als ein Philoſophiſche Wiſſen- ſchafft/ wo mancher zu weilen hundert Griff verſu- chet/ ein verwirrte Frag recht zu entoͤrtern/ und gleichwol letzlich mit dem Verſtand ſcheittert/ all- dort ohne Muͤhe beſſer als ein Macedoniſcher Ale- xander/ loͤſt ſolchen Knopff auf der Philoſophus. Warum ein Menſch der ſich uͤberſatt hat angeſ- ſen/ und ihme der Leib wie einem reiſenden Hand- werks-Buͤrſel der Ranzen ſtarzet/ doch viel leichter und geringer im Gewicht iſt/ als da er nuͤchter war? Die Urſach weiß der Piloſophus. Warum einen Menſchen/ der wuͤrklich geſtorben/ dannoch Haar und Bart wachſt/ da doch kein Seel mehr im Leib? Die Urſach weiß der Philoſophus. Warum ein Holz/ ſo geſchlacht im Vollmond/ dem Wurmſtich unterworffen/ und ſelbes/ ſo ge- worffen im Neumond/ dieſes nagenden Gaſts be- freyt? Die Urſach weiß der Philoſophus. Warum ein Pfann mit Waſſer ob dem Feuer unter ſich am Boden ganz erkuͤhlet/ da doch ſelbes das

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/90>, abgerufen am 22.11.2024.