Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.Mercks Wienn. Tittler/ von welchen Unziffer fast kein Haupt sicher; aller ihrerEhren entsetzt worden/ und also von der Hofstatt auf die Brandtstatt kommen. Noch viel stärcker/ wer soll sich nicht darob verwundern! Die H. Schrifft schreibt viel von dem Aufputz der wolge- Anno 1679. noch in dem anbrechenden Monat Julii/ Aber O wanckelhafftes Glück! gleich wie bald verwelcket Manna;
Mercks Wienn. Tittler/ von welchen Unziffer faſt kein Haupt ſicher; aller ihrerEhren entſetzt worden/ und alſo von der Hofſtatt auf die Brandtſtatt kommen. Noch viel ſtaͤrcker/ wer ſoll ſich nicht darob verwundern! Die H. Schrifft ſchreibt viel von dem Aufputz der wolge- Anno 1679. noch in dem anbrechenden Monat Julii/ Aber O wanckelhafftes Gluͤck! gleich wie bald verwelcket Manna;
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Mercks Wienn.
Tittler/ von welchen Unziffer faſt kein Haupt ſicher; aller ihrer
Ehren entſetzt worden/ und alſo von der Hofſtatt auf die
Brandtſtatt kommen.
Noch viel ſtaͤrcker/ wer ſoll ſich nicht darob verwundern!
iſt gfallen das Gluͤck und Wohlſtand der beruͤhmten Haupt-
Stadt Wienn in Oeſterreich.
Die H. Schrifft ſchreibt viel von dem Aufputz der wolge-
ſtalten Jndith/ von der Zier der holdſeeligen Eſther/ von dem
Gſchmuck der freundlichen Rebbecca/ und von der Schoͤnheit
der jungen Rachel; ich laſſe die Goͤttliche Schrifft in ihrem
Gwicht/ und verehr ſie/ zweiffle aber/ ob nicht mehr zu ſchreiben
von der anſehnlichen Wien-Stadt.
Anno 1679. noch in dem anbrechenden Monat Julii/
ſtunde obberuͤhrte Stadt in hoͤchſter Glori/ die ſchoͤne Reſidentz
und Burg ware wuͤrcklich von dem Roͤmiſchen Kaͤiſer/ und
deſſen volckreicher Hofſtatt bewohnt/ der Adel faſt in einer un-
zahlbaren Menge nicht ohne koſtbaren Pracht/ frequentirte
gantz dienſthafft den Hof/ von allen Orten und hohen Hoͤfen
thaͤten ab- und zulauffen die eilfertige Currier/ abſonderlich
dazumahlen ware mit hoͤchſter Verwunderung zu ſehen/ der
praͤchtige Einzug der groſſen Moſcowittiſchen Geſandtſchafft/
die in etlich hundert Perſonen beſtunde/ ſo dann auch der an-
ſehnliche/ und den alten Roͤmern zu Trutz angeſtellte Einritt
deß Polniſchen Ambaſſedors, allwo auch ein hundertangiger
Argus haͤtte gnug zu gaffen gehabt/ worbey das verſamlete
Volck in den Gaſſen beederſeits wie ein lebendige Ring-Mau-
ren geſtanden/ und ſich uͤber ſolchen irꝛdiſchen Pompp vercreu-
tziget: alles war in der Stadt in hoͤchſtem Wohlſtand/ nichts
mangelte/ was zu Luſt und Gunſt der Welt kunte traumen/ auf
allen Gaſſen und Straſſen/ deren uͤber hundert/ war kein Ki-
ſelſtein/ ſo nicht von dem Volck und haͤuffigen foraſtier wurde
betretten/ die klingende Trompeten und allerſeits erſchallende
Muſic aus den Adelichen Pallaſt und Hoͤfen/ machten immerzu
ein ſolches annemliches Getoͤs/ daß man davor gehalten/ der
Himmel muͤß haben ein Loch bekommen/ wordurch die Freuden
Metzenweis in die Wien-Stadt gefallen.
Aber O wanckelhafftes Gluͤck! gleich wie bald verwelcket
die Kuͤrbes-Blaͤtter Jonaͤ/ gleich wie unverhofft zu Boden ge-
fallen/ die kuͤnſtliche und koͤſtliche Bildnus deß Koͤnigs Nabn-
chodonoſor/ gleich wie bald wurmſtichig worden das ſuͤſſe
Manna;
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