Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.Mercks Wienn. Hafen/ worinn alle Unwarheiten gekocht wer-den/ das Maul ist ein Gewölb/ wo die Fluch- Wort ohne Mas verkaufft werden; Oder ich hätte vermeint/ als solte der böse Feind den Händen deß Menschen mehristen nachstellen/ dann mit wem duelliert man? Mit wem tra- puliert man? Mit wem spoliert man? als mit den Händen? Oder ich hätte vermeint der bö- se Feind solte nachstellen deß Menschen seinem Herzen/ dann die böse Gedanken wachsen auf dem Acker deß Herzens/ der Neid logiret in dem Quartier deß Herzens/ die schnöde Lieb brennt ja auf dem Heerd deß Herzens/ der Zorn wird abgeschossen von dem Bogen deß Herzens. Tu insidiaberis calcaneo ejus. Warum soll dann die höllische Schlangen den Fuß-Fersen deß Men- schen so stark nachstellen? Versündiget sich doch niemand weniger als mit den Fersen? All- hie ist zu merken/ daß nicht alles dem Buch- staben nach in Göttlicher Schrifft auszulesen ist/ dann sonsten müsten fast alle Menschen auf Krucken hinken/ weil die H. Bibel also lautet/ wann dich dein Fuß ärgert so schneidt ihn ab? son- dern es hat zum öftern der H. Geist unter der Schalen solcher Wort/ den Kern der grösten Geheimnus verborgen: Jndeme dann GOtt von der höllischen Schlang redet/ daß selbige deß Menschen Fuß-Fersen werde nachstellen/ so ist hierdurch nicht der unterste Theil der Füß angedeut/ sonder wie es weislich ausleget Lorinus, durch die Fersen/ als der letzt Theil deß menschlichen Leibs/ wird verstanden das
Mercks Wienn. Hafen/ worinn alle Unwarheiten gekocht wer-den/ das Maul iſt ein Gewoͤlb/ wo die Fluch- Wort ohne Mas verkaufft werden; Oder ich haͤtte vermeint/ als ſolte der boͤſe Feind den Haͤnden deß Menſchen mehriſten nachſtellen/ dann mit wem duelliert man? Mit wem tra- puliert man? Mit wem ſpoliert man? als mit den Haͤnden? Oder ich haͤtte vermeint der boͤ- ſe Feind ſolte nachſtellen deß Menſchen ſeinem Herzen/ dann die boͤſe Gedanken wachſen auf dem Acker deß Herzens/ der Neid logiret in dem Quartier deß Herzens/ die ſchnoͤde Lieb breñt ja auf dem Heerd deß Herzens/ der Zorn wird abgeſchoſſen von dem Bogen deß Herzens. Tu inſidiaberis calcaneo ejus. Warum ſoll dann die hoͤlliſche Schlangen den Fuß-Ferſen deß Men- ſchen ſo ſtark nachſtellen? Verſuͤndiget ſich doch niemand weniger als mit den Ferſen? All- hie iſt zu merken/ daß nicht alles dem Buch- ſtaben nach in Goͤttlicher Schrifft auszuleſen iſt/ dañ ſonſten muͤſten faſt alle Menſchen auf Krucken hinken/ weil die H. Bibel alſo lautet/ wann dich dein Fuß aͤrgert ſo ſchneidt ihn ab? ſon- dern es hat zum oͤftern der H. Geiſt unter der Schalen ſolcher Wort/ den Kern der groͤſten Geheimnus verborgen: Jndeme dann GOtt von der hoͤlliſchen Schlang redet/ daß ſelbige deß Menſchen Fuß-Ferſen werde nachſtellen/ ſo iſt hierdurch nicht der unterſte Theil der Fuͤß angedeut/ ſonder wie es weislich ausleget Lorinus, durch die Ferſen/ als der letzt Theil deß menſchlichen Leibs/ wird verſtanden das
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Mercks Wienn.
Hafen/ worinn alle Unwarheiten gekocht wer-
den/ das Maul iſt ein Gewoͤlb/ wo die Fluch-
Wort ohne Mas verkaufft werden; Oder ich
haͤtte vermeint/ als ſolte der boͤſe Feind den
Haͤnden deß Menſchen mehriſten nachſtellen/
dann mit wem duelliert man? Mit wem tra-
puliert man? Mit wem ſpoliert man? als mit
den Haͤnden? Oder ich haͤtte vermeint der boͤ-
ſe Feind ſolte nachſtellen deß Menſchen ſeinem
Herzen/ dann die boͤſe Gedanken wachſen auf
dem Acker deß Herzens/ der Neid logiret in dem
Quartier deß Herzens/ die ſchnoͤde Lieb breñt
ja auf dem Heerd deß Herzens/ der Zorn wird
abgeſchoſſen von dem Bogen deß Herzens. Tu
inſidiaberis calcaneo ejus. Warum ſoll dann die
hoͤlliſche Schlangen den Fuß-Ferſen deß Men-
ſchen ſo ſtark nachſtellen? Verſuͤndiget ſich
doch niemand weniger als mit den Ferſen? All-
hie iſt zu merken/ daß nicht alles dem Buch-
ſtaben nach in Goͤttlicher Schrifft auszuleſen
iſt/ dañ ſonſten muͤſten faſt alle Menſchen auf
Krucken hinken/ weil die H. Bibel alſo lautet/
wann dich dein Fuß aͤrgert ſo ſchneidt ihn ab? ſon-
dern es hat zum oͤftern der H. Geiſt unter der
Schalen ſolcher Wort/ den Kern der groͤſten
Geheimnus verborgen: Jndeme dann GOtt
von der hoͤlliſchen Schlang redet/ daß ſelbige
deß Menſchen Fuß-Ferſen werde nachſtellen/
ſo iſt hierdurch nicht der unterſte Theil der
Fuͤß angedeut/ ſonder wie es weislich ausleget
Lorinus, durch die Ferſen/ als der letzt Theil
deß menſchlichen Leibs/ wird verſtanden
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