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Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.

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Mercks Wienn.
emsiger/ der Dienstbott viel treuer/ die Leute
viel
Gottseeliger/ und deßwegen auch viel Glück-
seeliger: Daß aber bey der Zeit ein Elend dem
andern die Schnallen in die Händ reichet/ ein
Trübsal an der andern Ketten-weiß hanget/
ein Unglück das andere ausbrütet/ ja schier al-
les umgekehrt/ und zuweilen der Winter dem
Sommer in die Karten schaut/ der Son-
mer zu Zeiten dem Winter in das Handwerck
greifft/ der Frühling mit dem Herbst/ der
Herbst mit dem Frühling pochet; Kein Jahr
ist mehr in den Zeiten/ wie es soll seyn/ sondern
von oben/ von unten/ und auf der Seiten
nichts/ als lauter Trübsal; ist aber Ursach/
merckt mir diß wohl/ Ursach alles diß Ubels/
ist das Ubel/ verstehe die Boßheit und Sünd
jetziger verkehrter Welt: der du zu Wienn bist/
der du um Wienn bist/ der du hundert Meil
von Wienn bist/ der du zu Calecut bist/ so offt
dir etwas widriges begegnet/ glaube es vest/
daß es wachse von der Wurtzel/ die da heist die
Sünd/ daß es gebohren werde von der Mut-
ter/ so da ist die Sünd/ daß es geschnitzlet wer-
de von dem Meister/ welcher ist die Sünd:
wer gibt freyen Paß allen Trübsalen in die
Welt? Du Sünd; Wer schmidet dem bluti-
gen
Marti seine Waffen? Du Sünd; Wer we-
tzet den wilden Thieren gegen uns ihre Zähne;
Du Sünd? Wer veranlasset den Lufft/ daß er
uns Schaden zufüge? Du Sünd; Wer ri-
glet die Erd/ daß sie erbömet? Du Sünd; Wer
spohret das Feuer/ daß es uns brenne? Du

Sünd;

Mercks Wienn.
emſiger/ der Dienſtbott viel treuer/ die Leute
viel
Gottſeeliger/ und deßwegen auch viel Gluͤck-
ſeeliger: Daß aber bey der Zeit ein Elend dem
andern die Schnallen in die Haͤnd reichet/ ein
Truͤbſal an der andern Ketten-weiß hanget/
ein Ungluͤck das andere ausbruͤtet/ ja ſchier al-
les umgekehrt/ und zuweilen der Winter dem
Sommer in die Karten ſchaut/ der Son-
mer zu Zeiten dem Winter in das Handwerck
greifft/ der Fruͤhling mit dem Herbſt/ der
Herbſt mit dem Fruͤhling pochet; Kein Jahr
iſt mehr in den Zeiten/ wie es ſoll ſeyn/ ſondern
von oben/ von unten/ und auf der Seiten
nichts/ als lauter Truͤbſal; iſt aber Urſach/
merckt mir diß wohl/ Urſach alles diß Ubels/
iſt das Ubel/ verſtehe die Boßheit und Suͤnd
jetziger verkehrter Welt: der du zu Wienn biſt/
der du um Wienn biſt/ der du hundert Meil
von Wienn biſt/ der du zu Calecut biſt/ ſo offt
dir etwas widriges begegnet/ glaube es veſt/
daß es wachſe von der Wurtzel/ die da heiſt die
Suͤnd/ daß es gebohren werde von der Mut-
ter/ ſo da iſt die Suͤnd/ daß es geſchnitzlet wer-
de von dem Meiſter/ welcher iſt die Suͤnd:
wer gibt freyen Paß allen Truͤbſalen in die
Welt? Du Suͤnd; Wer ſchmidet dem bluti-
gen
Marti ſeine Waffen? Du Suͤnd; Wer we-
tzet den wilden Thieren gegen uns ihre Zaͤhne;
Du Suͤnd? Wer veranlaſſet den Lufft/ daß er
uns Schaden zufuͤge? Du Suͤnd; Wer ri-
glet die Erd/ daß ſie erboͤmet? Du Suͤnd; Wer
ſpohret das Feuer/ daß es uns brenne? Du

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[149[155]/0165] Mercks Wienn. emſiger/ der Dienſtbott viel treuer/ die Leute viel Gottſeeliger/ und deßwegen auch viel Gluͤck- ſeeliger: Daß aber bey der Zeit ein Elend dem andern die Schnallen in die Haͤnd reichet/ ein Truͤbſal an der andern Ketten-weiß hanget/ ein Ungluͤck das andere ausbruͤtet/ ja ſchier al- les umgekehrt/ und zuweilen der Winter dem Sommer in die Karten ſchaut/ der Son- mer zu Zeiten dem Winter in das Handwerck greifft/ der Fruͤhling mit dem Herbſt/ der Herbſt mit dem Fruͤhling pochet; Kein Jahr iſt mehr in den Zeiten/ wie es ſoll ſeyn/ ſondern von oben/ von unten/ und auf der Seiten nichts/ als lauter Truͤbſal; iſt aber Urſach/ merckt mir diß wohl/ Urſach alles diß Ubels/ iſt das Ubel/ verſtehe die Boßheit und Suͤnd jetziger verkehrter Welt: der du zu Wienn biſt/ der du um Wienn biſt/ der du hundert Meil von Wienn biſt/ der du zu Calecut biſt/ ſo offt dir etwas widriges begegnet/ glaube es veſt/ daß es wachſe von der Wurtzel/ die da heiſt die Suͤnd/ daß es gebohren werde von der Mut- ter/ ſo da iſt die Suͤnd/ daß es geſchnitzlet wer- de von dem Meiſter/ welcher iſt die Suͤnd: wer gibt freyen Paß allen Truͤbſalen in die Welt? Du Suͤnd; Wer ſchmidet dem bluti- gen Marti ſeine Waffen? Du Suͤnd; Wer we- tzet den wilden Thieren gegen uns ihre Zaͤhne; Du Suͤnd? Wer veranlaſſet den Lufft/ daß er uns Schaden zufuͤge? Du Suͤnd; Wer ri- glet die Erd/ daß ſie erboͤmet? Du Suͤnd; Wer ſpohret das Feuer/ daß es uns brenne? Du Suͤnd;

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680, S. 149[155]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/165>, abgerufen am 04.05.2024.