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Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.

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Mercks Wienn.
gestatten/ O bittere Myrrhen ist wol ein solcher Ehe-
stand! die arme Haut gleichet fast in allem dem
Strauß-Vogel/ weil sie so wol muß manchen
Strauß ausstehen/ als viel harte Brocken verdäu-
en/ wann schon nicht von Eisen.

Es ist ein Kraut welches die Lateiner Eringion,
die Teutschen aber Manns-Treu nennen/ Lieber
rathe ein wenig/ was Kraut dieses sey? und wie es
aufwachse? etwann blühet es wie die purpurfarbe
Rosen? Etwan riechet es wie der zarte Jesumin?
etwan grünet es wie das angenehme Bisem-Kraut?
Nichts weniger als diß/ solches Kraut mit Namen
Eringion oder Manns-Treu ist ein Distel/ ein
Brach-Distel/ voller Stachel/ als wäre er dem Jgel
befreundt/ über und über mit feindlichen Spitzen ge-
waffnet/ als wolle gleichsam die Natur an Tag ge-
ben/ daß in dem Ehestand bey der Manns-Treu gar
oft nichts als Weh und Ach/ brich und krach/ Zorn
und Rach zu finden seye/ O Bitterkeit!

Es ereignet sich aber auch gar oft das Wider-
spiel/ und bekommt mancher ein so liebe Ehegenos-
sin/ daß er ihm getraute ehender aus der Donau ei-
nen truckenen Kieselstein zu heben/ als aus ihr ein
gutes Wort/ und ob sie schon der Astrologiae nicht
viel erfahren/ weiß sie doch ansehelich ihme die Pla-
neten zu lesen/ daß ihme zum öftern die Augen/ wann
auch die Kuchel nicht rauchet/ voller Wasser stehen.

Der anseheliche Scribent Stengelius registriret
von zweyen Cheleuten/ welche in dem Regieren und
Herrschen ordentlich umwechsleten/ und so der Mann
vierzehen Tag die Oberhand führte/ muste er auf
die gesetzte Bedingnus auch so lang das Regiment
der Frauen überlassen/ die mehreste Zeit aber/ in
dero das Weib zu gebieten hatte/ befande sich der

gute

Mercks Wienn.
geſtatten/ O bittere Myrrhen iſt wol ein ſolcher Ehe-
ſtand! die arme Haut gleichet faſt in allem dem
Strauß-Vogel/ weil ſie ſo wol muß manchen
Strauß ausſtehen/ als viel harte Brocken verdaͤu-
en/ wann ſchon nicht von Eiſen.

Es iſt ein Kraut welches die Lateiner Eringion,
die Teutſchen aber Manns-Treu nennen/ Lieber
rathe ein wenig/ was Kraut dieſes ſey? und wie es
aufwachſe? etwann bluͤhet es wie die purpurfarbe
Roſen? Etwan riechet es wie der zarte Jeſumin?
etwan gruͤnet es wie das angenehme Biſem-Kraut?
Nichts weniger als diß/ ſolches Kraut mit Namen
Eringion oder Manns-Treu iſt ein Diſtel/ ein
Brach-Diſtel/ voller Stachel/ als waͤre er dem Jgel
befreundt/ uͤber und uͤber mit feindlichen Spitzen ge-
waffnet/ als wolle gleichſam die Natur an Tag ge-
ben/ daß in dem Eheſtand bey der Manns-Treu gar
oft nichts als Weh und Ach/ brich und krach/ Zorn
und Rach zu finden ſeye/ O Bitterkeit!

Es ereignet ſich aber auch gar oft das Wider-
ſpiel/ und bekommt mancher ein ſo liebe Ehegenoſ-
ſin/ daß er ihm getraute ehender aus der Donau ei-
nen truckenen Kieſelſtein zu heben/ als aus ihr ein
gutes Wort/ und ob ſie ſchon der Aſtrologiæ nicht
viel erfahren/ weiß ſie doch anſehelich ihme die Pla-
neten zu leſen/ daß ihme zum oͤftern die Augen/ wann
auch die Kuchel nicht rauchet/ voller Waſſer ſtehen.

Der anſeheliche Scribent Stengelius regiſtriret
von zweyen Cheleuten/ welche in dem Regieren und
Herꝛſchen ordentlich umwechsleten/ und ſo der Mañ
vierzehen Tag die Oberhand fuͤhrte/ muſte er auf
die geſetzte Bedingnus auch ſo lang das Regiment
der Frauen uͤberlaſſen/ die mehreſte Zeit aber/ in
dero das Weib zu gebieten hatte/ befande ſich der

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[104/0114] Mercks Wienn. geſtatten/ O bittere Myrrhen iſt wol ein ſolcher Ehe- ſtand! die arme Haut gleichet faſt in allem dem Strauß-Vogel/ weil ſie ſo wol muß manchen Strauß ausſtehen/ als viel harte Brocken verdaͤu- en/ wann ſchon nicht von Eiſen. Es iſt ein Kraut welches die Lateiner Eringion, die Teutſchen aber Manns-Treu nennen/ Lieber rathe ein wenig/ was Kraut dieſes ſey? und wie es aufwachſe? etwann bluͤhet es wie die purpurfarbe Roſen? Etwan riechet es wie der zarte Jeſumin? etwan gruͤnet es wie das angenehme Biſem-Kraut? Nichts weniger als diß/ ſolches Kraut mit Namen Eringion oder Manns-Treu iſt ein Diſtel/ ein Brach-Diſtel/ voller Stachel/ als waͤre er dem Jgel befreundt/ uͤber und uͤber mit feindlichen Spitzen ge- waffnet/ als wolle gleichſam die Natur an Tag ge- ben/ daß in dem Eheſtand bey der Manns-Treu gar oft nichts als Weh und Ach/ brich und krach/ Zorn und Rach zu finden ſeye/ O Bitterkeit! Es ereignet ſich aber auch gar oft das Wider- ſpiel/ und bekommt mancher ein ſo liebe Ehegenoſ- ſin/ daß er ihm getraute ehender aus der Donau ei- nen truckenen Kieſelſtein zu heben/ als aus ihr ein gutes Wort/ und ob ſie ſchon der Aſtrologiæ nicht viel erfahren/ weiß ſie doch anſehelich ihme die Pla- neten zu leſen/ daß ihme zum oͤftern die Augen/ wann auch die Kuchel nicht rauchet/ voller Waſſer ſtehen. Der anſeheliche Scribent Stengelius regiſtriret von zweyen Cheleuten/ welche in dem Regieren und Herꝛſchen ordentlich umwechsleten/ und ſo der Mañ vierzehen Tag die Oberhand fuͤhrte/ muſte er auf die geſetzte Bedingnus auch ſo lang das Regiment der Frauen uͤberlaſſen/ die mehreſte Zeit aber/ in dero das Weib zu gebieten hatte/ befande ſich der gute

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/114>, abgerufen am 05.05.2024.