Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von Verehrung der Allerseel. Mutter Gottes Mariä. sprecherin noch besser erkennen mögest/ als will ich dir zu Gefallen/ zweyen er-zehlten Exempeln das dritte hinzu setzen. 7. Ein adeliche Dame/ welche der Mutter Gottes mit sonderbahrer Nei-Joan. rufft
Von Verehrung der Allerſeel. Mutter Gottes Mariaͤ. ſprecherin noch beſſer erkennen moͤgeſt/ als will ich dir zu Gefallen/ zweyen er-zehlten Exempeln das dritte hinzu ſetzen. 7. Ein adeliche Dame/ welche der Mutter Gottes mit ſonderbahrer Nei-Joan. rufft
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Von Verehrung der Allerſeel. Mutter Gottes Mariaͤ.
ſprecherin noch beſſer erkennen moͤgeſt/ als will ich dir zu Gefallen/ zweyen er-
zehlten Exempeln das dritte hinzu ſetzen.
7. Ein adeliche Dame/ welche der Mutter Gottes mit ſonderbahrer Nei-
gung zugethan ware/ hatte einen eintzigen Sohn und alleinigen Troſt ihres
Witwe-Stands: ſelbigen hat ſie/ nachdem er von den Page-Dienſten auß-
gemuſtert worden/ zum Dienſt eines ſicheren Fuͤrſten befuͤrderet: Da nun
ſelbiger von jhro ſeinen Abſcheid genommen/ hat die fromme Mutter ihrem
lieben Sohn unter andern auch dieſe Lehr gegeben; daß er die allerſeligſte Got-
tes Gebaͤhrerin auffs wenigſt einmahl im Tag durch ein Ave Maria, ſo lang
er lebte/ verehren ſolte: mit dieſem wohl gemeinten Lehr-Stuͤck hat ſich der
Juͤngling nach Hoff verfuͤget/ und da er eine wenige Zeit ſich wohl und loͤb-
lich gehalten/ ſo iſt er dannoch bald anderer Straſſen gewandert/ und hat den
goͤttlichen Gebotten ſo wohl als muͤtterlichen Ermahnungen zu wider gelebt/
und iſt endlich durch boͤſe Geſellſchafft ſo weit kommen/ daß alle Tugend und
Ehrbarkeit bey ſelbigem in die euſſerſte Gefahr deß Untergang zu gerathen an-
gefangen: er hatte ſeine Sach nunmehr ſo weit gebracht! daß er beſtand ware/
andere zum boͤſen anzufuͤhren/ der im Anfang nur mit Forcht den Verfuͤhrern
von weitem folgete: da er nun etlichmahl ermahnet worden/ und ſein Leben
nicht beſſern wolte/ wurde er von Hoff vertrieben; und damit er das boͤſe Ge-
ſchrey/ ſo von ihme in aller Gegend erſchallete/ meiden koͤnte/ hat er ſich in die
abgelegene Buͤſchen und Waͤlder begeben/ den Raͤubern dieſer Orthen ſich
beygeſellet/ und viele Raubereyen und Mordthaten begangen/ iſt aber endlich
ertappt/ gefaͤnglich eingezogen/ und zum Todt verdambt worden: indeme der
ungluͤckſelige Juͤngling ſein groſſes Unheil einer Seits/ und ander Seits die
fuͤr Augen ſtehende Straffdeß Todts/ bey ihm erweget/ ſicht er einen groſſen
Mann vor ſich ſtehen/ der ihm verſpricht/ daß er ihn auß dem Kaͤrcker erret-
ten wolle/ wann er ihm folgen/ und ſeinen Worten zu ſchwaͤren kein Beden-
cken tragen werde: da ſelbiger nun den neu-angekommenen Frembdling fra-
get/ wer er ſeye/ bekombt er zur Antwort/ daß er ein Geiſt der andern Welt/
und von ſeinem Fuͤrſten geſandt ſeye/ daß er ihm in ſeiner Verzweifflung
Huͤlff leiſten ſolle/ wann er CHriſtum und deſſen Sacramenten verlaͤugnen
wolle: was geſchicht? der Juͤngling/ in Hoffnung/ daß er deß Kaͤrckers/ und
auch zugleich deß Todts befreyet werde/ widerſagt CHRJSTO und
allen goͤttlichen Geheimnuͤſſen/ und ergibt ſich dem Teuffel: dieſer begeh-
ret weiters/ daß er auch die Verehrung Mariaͤ verlaſſen und verfluch en
ſolle: Allhier fangt an der Gefangene an gantzem Leib zu erzitteren/
und erinnert ſich deſſen/ ſo er von ſeiner Mutter zur letzten Lehr
empfangen/ und auch ſelbiger zu vollbringen verſprochen hat: derhalben
rufft
Joan.
Ægid. in
Lib. Sca-
la Cœli.
Hiſtoria.
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